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Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

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7. Fasten von Minderjährigen<br />

ROSINY: Ist es nicht gefährlich, wenn zunehmend minderjährige, vorpubertäre Kinder bereits<br />

fasten Sie sind noch in der Wachstumsphase und schaden damit ihrer körperlichen<br />

Entwicklung. Verletzen sie nicht das koranische Verbot: „Fügt euch (selbst) keinen Schaden<br />

zu“<br />

HEIDER: Na gut, das müsste man dann medizinisch belegen können. Das mag jetzt Ihre<br />

persönliche Meinung sein. Wenn das von mehreren vertrauenswürdigen Ärzten – besser<br />

wäre es, wenn es muslimische Ärzte wären, denen man vertrauen kann, dass sie die Wichtigkeit<br />

des Fastens auch sehen – gesagt würde, dann wäre das eine andere Frage. Aber<br />

solange das nicht der Fall ist und es nur eine persönliche Meinung ist, hat das keine Auswirkung<br />

auf diese Sache. Der Prophet sagt, es sei empfehlenswert, seine Kinder schon frühzeitig,<br />

etwa mit sieben Jahren, langsam auf das Fasten hinzuführen, damit sie beginnend mit<br />

der Pubertät die Pflicht auch einhalten können. Beispielsweise können sie damit anfangen<br />

keine Süßigkeiten an den Fastentagen zu essen, ganz besonders darauf zu achten, keine<br />

schlechten Worte zu sagen oder mal zwei Stunden am Vormittag bzw. Nachmittag auf Nahrung<br />

verzichten, oder dass sie halt nur am Wochenende mit fasten. Zur Pflicht wird es jedoch<br />

erst mit der Pubertät. Die Kinder fasten in den meisten Fällen freiwillig. Die wollen mit ihren<br />

Eltern fasten, obwohl die das gar nicht verlangen. Die Kinder wollen morgens mit ihren Eltern<br />

früh aufstehen. Das ist ein Familienerlebnis, das gehört einfach dazu, ob man praktizierender<br />

Muslim ist oder nicht, man möchte einfach gemeinsam fasten. Selbst Muslime, die nicht beten<br />

und mit der Moschee nichts zu tun haben, die sich äußerlich nicht an den Islam halten,<br />

vielleicht sogar Alkohol trinken, fasten im Ramadan. Das gehört einfach dazu. Oft wird das<br />

falsch verstanden. Die Lehrer glauben, man zwinge die Kinder. Das ist nicht so. Die Kinder<br />

wollen das wirklich von sich aus. Oft sagen die Eltern, iss mal lieber was, aber die Kinder<br />

sagen „Nein, ich bestehe darauf, ich möchte fasten!“ Es ist dann schwierig, das Kind davon<br />

zu überzeugen, nicht zu fasten.<br />

ROSINY: Gibt es für die Kinder vor der Pubertät mäßige Formen des Fastens, etwa nur am<br />

Wochenende oder nur stundenweise bis zur Mittagszeit<br />

HEIDER: Ja natürlich, das ist ja die Sache, worauf ich hinaus wollte. Das Fasten ist nur dann<br />

Pflicht, wenn man es tragen kann. D.h., wenn man es nicht aushält, etwa aus gesundheitlichen<br />

oder körperlichen Gründen, weil man schwach ist und das Fasten nicht ertragen kann,<br />

in diesem Fall entfällt es als Pflicht. Als Erwachsener muss man für diesen Tag entweder<br />

einen anderen Fastentag nachholen oder einen Armen speisen. Wenn das Kind das körperlich<br />

nicht aushält und im Unterricht zusammenbricht, ja dann soll es halt das Fasten brechen.<br />

ROSINY: Ist das nicht noch zu schwach formuliert Wenn das Kind wirklich kollabiert, muss<br />

es dann nicht sofort aufhören zu fasten, da es sonst seiner Gesundheit schadet<br />

HEIDER: Es ist immer die Frage, wo die Grenze liegt. Ich kann natürlich sagen, wenn's dir<br />

wirklich schlecht geht, wenn du kurz vor dem Zusammenbruch stehst, dann brich das Fasten,<br />

als Kind besonders. Bei einem Erwachsenen wäre ich vorsichtiger. Da würde ich eher<br />

sagen, setz dich mal hin, ruh dich etwas aus, und dann guck weiter. Gerade die Frage des<br />

Fastens wird mir immer wieder gestellt. Aber manchmal habe ich das Gefühl, und das haben<br />

auch viele muslimische Familien, dass es so ein Misstrauen gibt und dass die Lehrer oft ü-<br />

bertreiben. Ich finde, da muss man Kompromisse finden. Ich kann keine allgemeine Regel<br />

aufstellen, die islamisch nicht begründbar ist. Auf jeden Fall ist es keine Pflicht für Minderjährige,<br />

und die Eltern sollten darauf achten, dass ihr Kind auf jeden Fall das Fasten brechen<br />

muss, wenn dadurch gesundheitliche Schäden entstehen. Das ist auch islamisch so begründet.<br />

Aber wenn es nur eine gewisse Anstrengung mit sich bringt und das Kind in den letzten<br />

Stunden vielleicht nicht mehr ganz so konzentriert ist, dann kann ich nicht sagen, brich mal<br />

dein Fasten. Man muss dann auch mal in der sechsten Stunde sagen, o. k., das Fasten ist<br />

für diese Person einfach wichtig. Insbesondere bei praktizierenden muslimischen Familien<br />

sehe ich im Übrigen, dass die Kinder im Ramadan meistens besser sind als außerhalb, weil<br />

sie sich extra noch mehr Mühe geben.<br />

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