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Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

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mit den „Schriftbesitzern“ (Juden und Christen) aufgefordert und der „gemeinsame Glauben“<br />

betont: „Und streitet mit den Leuten der Schrift nie anders als auf eine möglichst gute Art –<br />

mit Ausnahme derer von ihnen, die Frevler sind! Und sagt: 'Wir glauben an das, was zu uns<br />

und zu euch herab gesandt worden ist. Unser und euer Gott ist einer. Ihm sind wir ergeben'„<br />

(Koran 29:46). Laut Vers 5:48 entspringt die Vielfalt an Religionen Gottes Plan: „(...) Wenn<br />

Gott es gewollt hätte, hätte er euch zu einer einzigen (Religions-)Gemeinschaft (umma) gemacht.<br />

Doch will er euch darin prüfen, was er euch (vor)gab. So tut Gutes um die Wette! Zu<br />

Gott kehrt ihr alle zurück, dann klärt er euch über das auf, worüber ihr uneins wart.“ In Koran<br />

49:13 wird die ethnische Vielfalt gepriesen: „O ihr Menschen, wir haben euch von Mann und<br />

Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, dass ihr einander kennen<br />

lernt. Vor Gott ist der Angesehenste von euch derjenige, der am meisten im Bewusstsein<br />

seiner Verantwortung vor Gott lebt.“ In Koran 2:62 wird auch Andersgläubigen göttlicher<br />

Lohn versprochen: „Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die Juden sind, und die Christen<br />

und die Sabier, all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, erhalten<br />

ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie haben nichts zu befürchten und sie werden nicht traurig<br />

sein.“<br />

Das vorbildliche Handeln des Propheten (Sunna) liefert für viele religiöse Muslime eine<br />

Richtschnur für das Leben im Westen. Bereits die frühe islamische Gemeinde Muhammads<br />

habe 615 n. Chr. Versorgung und Schutz vor Verfolgung im christlichen Königreich Äthiopien<br />

gefunden. Dies kann als Vorbild für Muslime betrachtet werden, die in einer nichtislamischen<br />

Umwelt leben. Allgemein gilt, dass Muslime in Europa auch aus religiösen Motiven<br />

Person, Ruf und Vermögen der Nichtmuslime als unantastbar respektieren müssen.<br />

Meist aus Unwissenheit und im Bestreben, die eigene Religion zu behaupten, lehnen manche<br />

muslimische Schüler/innen das Betreten von Kirchen, etwa auf Klassenfahrten, ab. Dem<br />

lässt sich entgegenhalten, dass es Muslimen durchaus erlaubt ist, Gotteshäuser anderer<br />

Religionen zu betreten, solange keine gottesdienstliche Handlung damit verbunden ist. Denn<br />

dies bezeuge Respekt und diene der Information.<br />

Problematisch ist mitunter die innerislamische Konkurrenz, die bis zur Nichtanerkennung<br />

verschiedener Konfessionen reichen kann. Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten ist<br />

durch den Bürgerkrieg im Irak ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Aleviten und Anhänger<br />

der Ahmadiya werden von vielen Muslimen nicht als Teil des Islams anerkannt. Insbesondere<br />

radikale Bewegungen versuchen durch eine Ideologisierung des Islams, die eigene Interpretation<br />

zur einzig verbindlichen Tradition zu erklären und alle anderen Richtungen als Abtrünnige<br />

auszugrenzen. Am extremsten interpretiert dies die in Saudi-Arabien dominante<br />

Richtung der Wahhabiyya, der viele der jihadistischen Terrorgruppen anhängen und deren<br />

ideologische Positionen auch in radikal-islamistischen (salafitischen) deutschen Strömungen<br />

verbreitet werden. Sie stützt sich dabei auf einen Propheten-Hadith, dass es im Islam 73<br />

Gruppen gebe, von denen 72 irregeleitete Sekten seien und nur eine (selbstverständlich die<br />

Wahhabiyya) rechtgläubig sei. 25 Wegen dieser radikalen Intoleranz gelten Wahhabiten auch<br />

innerislamisch als fanatische Übertreiber. Denn sie maßen sich an, ein Urteil über den Glauben<br />

anderer Muslime zu fällen, was laut Mainstream-Islam allein Gott zustehe. Dieser engstirnigen<br />

Position wird die verbreitete Tradition entgegengehalten: „Die Meinungsverschiedenheit<br />

meiner Gemeinde ist eine Gnade.“ Auch der Koranvers 2:256 „In der Religion gibt es<br />

keinen Zwang“ (d.h., man kann niemanden zum (rechten) Glauben zwingen) wird von heutigen<br />

Religionsgelehrten im Sinne religiöser Toleranz, teilweise sogar der Möglichkeit zu Konversion<br />

und Glaubensabfall gedeutet.<br />

25 Ibn Bāz, Großmufti von Saudi-Arabien bis zu seinem Tod 1999; Fatwa unter http://fatwaonline.com/fataawa/creed/deviants/0010326_2.htm<br />

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