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Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

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gibt.) Sind Selbstmordanschläge von Palästinensern erlaubt (Sie sind geradezu eine religiöse<br />

Pflicht und eine muslimische Frau darf zu diesem Zweck sogar ohne Kopftuch das Haus<br />

verlassen.) Ein ganzes Dossier bietet IslamOnline zum Thema Homosexualität: Diese wird<br />

dort „als abscheuliches Verbrechen“ bezeichnet, das „abschreckende Strafe“ verdiene.<br />

Wenn sich also auch der Berliner Jugend-Imam auf Qaradawi bezieht, dann weiß er selbstverständlich,<br />

dass dieser unter anderem für solche Positionen steht. Trotzdem ist Ferid Heider<br />

nicht Yusuf al-Qaradawi. Im folgenden Interview vertritt er zu einigen Fragen ganz andere<br />

Einstellungen. Auch haben Heiders Berliner Einrichtungen zum Beispiel eine Erklärung<br />

muslimischer Organisationen mitverfasst und unterzeichnet, in der sie sich ausdrücklich von<br />

Übergriffen auf Homosexuelle und von Homophobie distanzieren. Sie betonen in diesem<br />

Zusammenhang die individuellen Freiheitsrechte, d.h. das Recht jedes einzelnen, sein Leben<br />

so zu gestalten, wie er es möchte (s. Kap. 3.3).<br />

Und: Ferid Heider und seine Einrichtungen engagieren sich sehr für muslimische Jugendliche.<br />

Sie geben ihnen ein Gefühl, das viele vermissen: wichtig zu sein, respektiert und akzeptiert<br />

zu werden, etwas aus sich machen zu können. Sie vermitteln ihnen die Bedeutung von<br />

Bildung, versuchen sie von der Straße zu holen, engagieren sich dafür, dass muslimische<br />

Väter und Mütter Elternabende in der Schule besuchen und sie beteiligen sich aktiv an Kampagnen<br />

gegen Zwangsheirat. All das soll der „Integration der Muslime in unserer Gesellschaft“<br />

dienen, die das IZDB als ihr Hauptziel bezeichnet. In einer Erklärung heißt es:<br />

„Das IZDB fühlt sich selbstverständlich dem Grundgesetz und dem Gedanken der Demokratie<br />

verpflichtet. Eines seiner Ziele ist die Befähigung muslimischer Männer, Frauen und Jugendlicher,<br />

sich produktiv in die Gesellschaft einzubringen. Zu diesem Zweck arbeitet das<br />

IZDB seit mehreren Jahren mit verschiedenen Einrichtungen, wie Schulen, Kirchen, der Polizei,<br />

dem Quartiersmanagement u.a. zusammen. (Ein Beispiel ist die Veranstaltung<br />

´Gewaltfreie Jugend´). Außerdem realisiere das IZDB „verschiedene soziale Projekte, z.B.<br />

um muslimischen Frauen den Einstieg in den Beruf zu ermöglichen.“<br />

Im folgenden Interview repräsentiert Ferid Heider also einerseits eine konservative, streng<br />

religiöse Haltung, die in der Schule selbst zu Konflikten führen kann. Gleichzeitig gibt er in<br />

seiner Funktion als Imam und als Vertrauensperson vieler junger religiöser Muslime wichtige<br />

Hinweise, wie im Schulalltag auftretende Probleme pragmatisch gelöst werden könnten. Dabei<br />

sind jedoch immer der Islam und ausschließlich religiöse Normen maßgebend für seine<br />

Haltung.<br />

Mit seinen Vorschlägen vertritt Heider aber weder „den Islam“ noch die Haltung und Überzeugung<br />

„der Muslime“ insgesamt. Ein Beispiel: Wenn Ferid Heider darauf besteht, dass<br />

Jugendliche spätestens mit einsetzender Pubertät auch in der Schule fasten sollen, dann ist<br />

dies eine gängige Lehrmeinung, die von den meisten islamischen Organisationen auch in<br />

Deutschland vertreten wird. Vor diesem Hintergrund geben seine Vorschläge praktische<br />

Hinweise für einen lösungsorientierten Umgang mit solchen Schülern und Eltern, denen es<br />

wichtig ist, das Fasten im Ramadan möglichst genau zu praktizieren. Andere Muslime sehen<br />

die Sache mit dem Fasten allerdings anders und sie verhalten sich anders – auch in der<br />

Schule. Für sie kann es vielmehr zu einem Problem werden, wenn ein Imam wie Ferid Heider<br />

eingeladen wird und den Jugendlichen erklärt, dass ein „richtiger Muslim“ eben so fastet<br />

und nicht anders.<br />

Schließlich gibt es auch aus religiöser Sicht die Möglichkeit, verschiedene Wege zu gehen.<br />

So soll das Fasten – das wird immer wieder betont - ja niemandem Schaden zufügen. Ein<br />

Aussetzen des Fastens etwa bei Prüfungen in der Schule ließe sich also theoretisch gut begründen.<br />

Entscheiden muss darüber aber letztendlich jeder Muslim selbst. Und das sagt<br />

auch Ferid Heider. (Text: Jochen Müller)<br />

Mehr zu Ferid Heider im Tagesspiegel (http://www.tagesspiegel.de/berlin/art270,2092595, Zugriff<br />

27.08.09, 13:00) , in der Zeit (http://www.zeit.de/2007/09/Suesse_des_Glaubens, Zugriff 27.08.09,<br />

13:00) und in der Mitte Studie des ZdK (http://www.zentrum-demokratische-kultur.de/_obj/78B9987B-<br />

135C-44AA-B701-93BBD6F71389/inline/Studie-Berlin-Mitte_Nachfolgestudie_ZDK-2007.pdf, Zugriff<br />

27.08.09, 13:00).<br />

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