Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny
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en und Respekt bestimmte Beziehung, in der es immer wieder zu Begegnungen, zum Austausch,<br />
zu gemeinsamen Absprachen und Vereinbarungen kommt, ist die beste Grundlage,<br />
um gegenseitige Vorurteile bewusst zu machen, interkulturelle Missverständnisse zu klären,<br />
Spannungen auszuhalten, Probleme zu lösen, Konflikten vorzubeugen und für gegensätzliche<br />
Positionen Kompromisse zu finden.<br />
a) Informelle Kommunikationsmöglichkeiten schaffen<br />
Niedrigschwellige Angebote, z.B. Elterncafes als zentrale schulische Einrichtung oder klasseninterne<br />
Gesprächskreise, helfen Eltern, ihre Schwellenängste zu überwinden. Sie knüpfen<br />
an vertraute häusliche Gegebenheiten an und schaffen z.B. durch eine lockere Sitzordnung<br />
und die Möglichkeit zu informellen Gesprächen eine entspannte Atmosphäre. Die Lehrkraft<br />
kann aus ihrer Rolle als Autorität heraustreten und sich als Ratsuchende und am Leben<br />
der Familien ihrer Schüler/innen interessiert einbringen. So entsteht ein Raum, in dem hierarchische<br />
Strukturen an Bedeutung verlieren und das gegenseitige Interesse und der Austausch<br />
im Vordergrund stehen. Der informelle Charakter der Kommunikation unter den Eltern<br />
ermöglicht einen Austausch auch über kontroverse und „schwierige“ Themen wie z.B. „Gewalt<br />
in der Schule/Familie“ oder „Sexualerziehung“ und nimmt damit den Themen ihre „Ladung“,<br />
die oft auf Elternversammlungen, mit ihrem offiziellen Charakter, eine sachbezogene,<br />
offene und kompromissorientierte Auseinandersetzung erschwert.<br />
b) Informationen vermitteln<br />
Um auf gleichberechtigter Grundlage kommunizieren und Interessen aushandeln zu können,<br />
müssen alle am Prozess Beteiligten über die gleichen wesentlichen Informationen verfügen.<br />
Informationsveranstaltungen über das deutsche Schulsystem und Erziehungsfragen können<br />
zentral organisiert werden. Dort, wo Sprachprobleme auftreten, empfiehlt es sich, die Eltern<br />
einer Sprache klassenübergreifend zusammenzufassen und einen Dolmetscher hinzuzuziehen.<br />
Diese werden z.B. in Berlin über das Quartiersmanagement (Einrichtungen in sozialen<br />
Brennpunkten) vermittelt.<br />
Einblicke in die Ziele und didaktischen Prinzipien der Schule lassen sich am besten während<br />
des Unterrichts gewinnen. Um Hospitationsangebote wahrzunehmen, brauchen Eltern ein<br />
Selbstverständnis im Umgang mit Schule und der Autorität der Lehrkraft. Eltern mit Schwellenangst<br />
haben Probleme, dieses Angebot wahrzunehmen. Einblicke in die konkrete Unterrichtspraxis<br />
können aber z.B. auch Veranstaltungen vermitteln, zu denen die Schüler/innen<br />
ihre Eltern einladen und auf denen sie ihre Arbeitsergebnisse vorstellen. Derartige Veranstaltungen<br />
bieten außerdem die Chance, die Fähigkeiten der Schüler/innen ins Zentrum zu stellen.<br />
Im Vergleich mit den Arbeiten der Mitschüler/innen können Eltern etwas über die Stärken<br />
und Schwächen des eigenen Kindes erfahren, ohne sofort mit der Bewertungsmacht der<br />
Lehrkraft konfrontiert zu sein. Wird nach der Präsentation Gelegenheit gegeben, um in entspannter<br />
Atmosphäre zusammenzusitzen und miteinander zu reden, können Eltern und<br />
Lehrkräfte sich näher kommen. Mehr voneinander zu erfahren, den Gesprächspartner auch<br />
jenseits der Eltern- bzw. Lehrerperspektive wahrzunehmen, sind wichtige Voraussetzungen,<br />
um Vertrauen und Empathie zu entwickeln und gegenseitige Vorurteile abzubauen. Diese<br />
eher unspektakuläre Form des Austauschs zwischen Lehrer/in und Eltern erzielt mit unaufwändigen<br />
Mitteln eine hohe Wirkung.<br />
c) In schulische und unterrichtliche Aktivitäten einbeziehen<br />
Das Engagement von Eltern in der Schule ist besonders wirksam, wenn sie kontinuierlich in<br />
das schulische Leben und konkrete Projekte/Aktivitäten eingebunden werden. Je engagierter<br />
die Eltern am schulischen Geschehen teilnehmen, desto positiver sind sie in der Regel auch<br />
der Schule gegenüber eingestellt und desto eher sind sie in der Lage, die Rolle als Begleiter<br />
und Unterstützer der Lernprozesse ihrer Kinder wahrzunehmen. Gerade Eltern mit Migrationshintergrund<br />
sehen Bildung oft ausschließlich als Aufgabe von Schule an, an der sie keinen<br />
Anteil haben. Die Einbeziehung der Eltern in schulische Aktivitäten z.B. auf Schulfesten<br />
und als Begleitung bei Ausflügen gehört zum traditionellen Repertoire elterlicher Hilfestellung<br />
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