Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny
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gen nicht selten Grundsatzdebatten um die Integrationsfähigkeit „des Islam“ werden: Während<br />
die einen dann den Islam aus der Schule verbannen wollen, verlangen andere erst<br />
recht Respektierung und Berücksichtigung religiösen Andersseins auch und gerade in der<br />
Schule.<br />
Dabei haben viele der in der Öffentlichkeit diskutierten Fragen nur bedingt mit „dem Islam“ zu<br />
tun. Einige sind Ausdruck eines spezifischen konservativen Islamverständnisses einzelner<br />
muslimischer Eltern und Schüler oder von traditionellen Lebens- und Denkweisen. Andere<br />
wie Respektlosigkeit und Gewalttätigkeit haben meist soziale Hintergründe, zu denen neben<br />
Armut auch Flucht- und Migrationserfahrungen zählen. Auch der <strong>Dr</strong>uck der Community kann<br />
es muslimischen Schülern und Eltern erschweren, aus der Gruppe auszuscheren und einen<br />
eigenen Weg zu finden. Und während viele muslimische Eltern vielleicht gar kein Problem<br />
darin sehen, ihre Töchter auf Klassenfahrten oder in den Schwimmunterricht zu schicken, ist<br />
es womöglich die Tochter selbst, die in Abgrenzung zu ihren Eltern auf Kopftuch und strengem<br />
Fasten im Ramadan sogar dann besteht, wenn Prüfungen und Klausuren zu absolvieren<br />
sind.<br />
Manchmal sind es auch die Pädagogen und Schulen selbst, die zu Konflikten beitragen: Sie<br />
stehen vor großen Herausforderungen und nicht selten sind dabei auch ihre Urteile nicht frei<br />
von verbreiteten Stereotypen über „den Islam“ oder „die Muslime“. Das kann bis zu einer<br />
generellen Islamfeindlichkeit reichen, wie wir sie auch in anderen Teilen der Gesellschaft<br />
vorfinden. Auf der anderen Seite fühlen sich dann einige Muslime schnell zurückgesetzt, was<br />
zur Ablehnung von Lehrern oder gar der ganzen Schule führen und das verbreitete Empfinden<br />
befördern kann, nicht akzeptiert, nicht gewollt zu werden. Vor diesem Hintergrund ist es<br />
von großer Bedeutung, Informationen und Kenntnisse zu vermitteln, die den Schulen die<br />
Kommunikation und Kooperation mit muslimischen Eltern und Schülern erleichtern und zu<br />
einem besseren Verständnis beitragen können.<br />
Demzufolge wäre also nicht „der“ Islam das Problem und es sind nicht „die“ Muslime, deren<br />
Integration in den Schulalltag besonders schwierig wäre. Worum aber geht es dann in einer<br />
Materialzusammenstellung über Fragen zum „Islam in der Schule“<br />
Neben der Klärung rechtlicher und politischer Rahmenbedingungen (Kap.1) geht es in den<br />
Beiträgen zur Kooperation zwischen Schule und muslimischem Elternhaus oder zum Hinzuziehen<br />
externer Fachkräfte (Kap.4) im Folgenden nicht zuletzt um solche Muslime, denen<br />
ihre religiösen Überzeugungen und/oder ihre Traditionen besonders wichtig sind. (Kap.2)<br />
Aus verschiedenen Gründen tendieren einige Muslime mehr als andere dazu, religiöse und<br />
traditionelle Normen und Gebote genau zu beachten und eng auszulegen. Auf über 40%<br />
bezifferte vor kurzem eine Studie die Zahl dieser „hochreligiösen“ Muslime in Deutschland.<br />
Und auch wenn zunehmende Religiosität ja kein Problem an sich darstellt, kann sie besonders<br />
in einer nicht-muslimischen Umgebung zu Konflikten führen. Hinzu kommen problematische<br />
Positionen und Einstellungen von Schülern aus muslimischen Milieus auf ganz anderen<br />
Ebenen: Einzelne Jugendliche propagieren islamistische Positionen, andere vertreten<br />
vermehrt – auch das zeigen Studien – antisemitische oder homophobe Einstellungen.<br />
(Kap.3).<br />
Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Materialsammlung zunächst Einblicke in den<br />
Islam und seine Vielfältigkeit geben. Auf diese Weise soll pauschalen Bildern begegnet werden.<br />
Zudem eröffnet das Wissen, dass der Islam flexibel gelesen und gelebt werden kann,<br />
Spielräume, in deren Rahmen Schule und Muslime – Eltern wie Schüler – pragmatische Lösungen<br />
für auftretende Fragen finden können, ohne in ideologische Grabenkämpfe zu verfallen.<br />
Dabei tauchen die vielen „Ramadanmuslime“, wie man sie in Anlehnung an „Weihnachtschristen“<br />
nennen könnte, im Folgenden kaum auf.<br />
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