Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny
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2. Leistungsverweigerung<br />
ROSINY: Was würden Sie Lehrern empfehlen, deren Schüler ihnen sagen: „Du bist ein ungläubiger<br />
Lehrer, und von dir muss ich mir nichts sagen lassen!“<br />
HEIDER: Ein solches Verhalten liegt an der Unwissenheit dieser Schüler, die wissen nichts<br />
über den Islam. Ich merke das immer wieder. Ich habe ja tagtäglich mit muslimischen Jugendlichen<br />
zu tun, und sie wissen teilweise wirklich gar nichts. Da weiß ein Deutscher, der<br />
sich etwas mit dem Islam auseinandersetzt, mehr über den Islam als diese Schüler. Was ich<br />
diesen Lehrern empfehlen würde: Ladet einen muslimischen Referenten in eure Schule ein,<br />
der den Schülern das klar macht! Er sollte eine Autorität darstellen, z.B. einen Imam. Das<br />
läuft bereits in vielen Fällen sehr gut, weil man damit diesen Jugendlichen den Wind aus den<br />
Segeln nimmt. Oder: Kommt mit der Klasse selbst in die Moschee oder in einen Verein und<br />
lasst euch das erklären. Es gibt viele Möglichkeiten, Kontakt zu suchen zu muslimischen<br />
Vereinen, denen man vertrauen kann.<br />
ROSINY: Sie bieten selbst auch solche Fortbildungen in der Schule an<br />
HEIDER: Ja, es kommt immer wieder zu solchen Anfragen.<br />
ROSINY: Wie soll man denn mit Schülern umgehen, die solche Angebote ablehnen und dennoch<br />
religiös argumentieren, etwa dass für sie die Schari'a höher stehe als das Schulgesetz<br />
der „Ungläubigen“<br />
HEIDER: Man wird leider nie alle Menschen hundertprozentig erreichen. Das gilt aber auch<br />
für manche Christen, etwa Zeugen Jehovas oder manche evangelikale Christen, die sehr<br />
streng sind und ihre Kinder auch nicht auf Klassenfahrten schicken. Zu hundert Prozent wird<br />
man nie alle erreichen können. Aber man muss sich bemühen, so viele wie möglich zu erreichen<br />
und die konfliktträchtigen Fälle zu verringern.<br />
3. Klassenfahrten<br />
ROSINY: Was entgegnen sie Schülern, die nicht auf die Klassenfahrt wollen, weil es unislamisch<br />
sei, wenn dort Jungen und Mädchen zusammen kommen<br />
HEIDER: Die Frage der Klassenfahrten betrifft mich aus zweierlei Gründen ganz persönlich,<br />
gar nicht mal in meiner Eigenschaft als Imam, sondern in meiner Eigenschaft als Vater, denn<br />
ich habe selbst eine Tochter. Außerdem bin ich selbst hier in Berlin aufgewachsen und zur<br />
Schule gegangen. Leider habe ich dabei eigene schlechte Erfahrungen mit Klassenfahrten<br />
gemacht, das muss ich ganz ehrlich sagen. Denn ich habe auf Klassenfahrten Alkohol trinken,<br />
rauchen und Haschisch rauchen gelernt. Ich als Vater wäre deshalb auch sehr vorsichtig.<br />
Das hat nichts mit Mädchen oder Jungen zu tun, und auch nichts mit meinem Imam-Sein<br />
oder dem Islam, sondern allgemein als Vater wäre ich sehr vorsichtig. Aber trotzdem würde<br />
ich es nicht einfach verbieten, sondern genau hinschauen. Ich würde mit den Lehrern sprechen<br />
und auch ganz klar sagen, dass ich selbst solche Erfahrungen gemacht habe. Und ich<br />
würde schauen, inwiefern die Lehrer kompetent sind, auf der Klassenfahrt auf die Schüler zu<br />
achten, und wie das Programm aussieht. Ich würde meine Tochter oder meinen Sohn natürlich<br />
auch selbst fragen, ob sie oder er das möchte. Ich würde mit ihnen darüber sprechen,<br />
und dann muss man gemeinsam entscheiden. Man kann das nicht so verallgemeinern. Aber<br />
islamisch gesehen spricht nichts dagegen, weder für einen Jungen noch für ein Mädchen. Es<br />
gibt die Meinung unter manchen Islamgelehrten, dass ein Mädchen nicht alleine ohne einen<br />
„Mahram“, einen männlichen Verwandten reisen soll. Aber viele Gelehrte und große Autoritäten<br />
aus der islamischen Welt, wie z.B. Yusuf al-Qaradawi, haben gesagt, dass dieses Verbot<br />
sich auf Zeiten bezog, in denen die Wege unsicher waren. Zu Zeiten des Propheten war es<br />
für eine Frau sehr gefährlich, alleine durch die Wüste zu reisen. Es gab damals Räuberbanden,<br />
die Frauen versklavten oder vergewaltigten. Aber da die Sicherheit heute meistens gegeben<br />
ist, ist es islamisch gesehen eigentlich legitim und erlaubt für eine Frau, alleine zu<br />
reisen, insbesondere, wenn sie in einer sicheren Gemeinschaft ist. Und ich glaube, dass die<br />
Klassengemeinschaft sicher ist. Davon würde ich es auch als Vater abhängig machen: Wenn<br />
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