26.12.2014 Aufrufe

Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. Leistungsverweigerung<br />

ROSINY: Was würden Sie Lehrern empfehlen, deren Schüler ihnen sagen: „Du bist ein ungläubiger<br />

Lehrer, und von dir muss ich mir nichts sagen lassen!“<br />

HEIDER: Ein solches Verhalten liegt an der Unwissenheit dieser Schüler, die wissen nichts<br />

über den Islam. Ich merke das immer wieder. Ich habe ja tagtäglich mit muslimischen Jugendlichen<br />

zu tun, und sie wissen teilweise wirklich gar nichts. Da weiß ein Deutscher, der<br />

sich etwas mit dem Islam auseinandersetzt, mehr über den Islam als diese Schüler. Was ich<br />

diesen Lehrern empfehlen würde: Ladet einen muslimischen Referenten in eure Schule ein,<br />

der den Schülern das klar macht! Er sollte eine Autorität darstellen, z.B. einen Imam. Das<br />

läuft bereits in vielen Fällen sehr gut, weil man damit diesen Jugendlichen den Wind aus den<br />

Segeln nimmt. Oder: Kommt mit der Klasse selbst in die Moschee oder in einen Verein und<br />

lasst euch das erklären. Es gibt viele Möglichkeiten, Kontakt zu suchen zu muslimischen<br />

Vereinen, denen man vertrauen kann.<br />

ROSINY: Sie bieten selbst auch solche Fortbildungen in der Schule an<br />

HEIDER: Ja, es kommt immer wieder zu solchen Anfragen.<br />

ROSINY: Wie soll man denn mit Schülern umgehen, die solche Angebote ablehnen und dennoch<br />

religiös argumentieren, etwa dass für sie die Schari'a höher stehe als das Schulgesetz<br />

der „Ungläubigen“<br />

HEIDER: Man wird leider nie alle Menschen hundertprozentig erreichen. Das gilt aber auch<br />

für manche Christen, etwa Zeugen Jehovas oder manche evangelikale Christen, die sehr<br />

streng sind und ihre Kinder auch nicht auf Klassenfahrten schicken. Zu hundert Prozent wird<br />

man nie alle erreichen können. Aber man muss sich bemühen, so viele wie möglich zu erreichen<br />

und die konfliktträchtigen Fälle zu verringern.<br />

3. Klassenfahrten<br />

ROSINY: Was entgegnen sie Schülern, die nicht auf die Klassenfahrt wollen, weil es unislamisch<br />

sei, wenn dort Jungen und Mädchen zusammen kommen<br />

HEIDER: Die Frage der Klassenfahrten betrifft mich aus zweierlei Gründen ganz persönlich,<br />

gar nicht mal in meiner Eigenschaft als Imam, sondern in meiner Eigenschaft als Vater, denn<br />

ich habe selbst eine Tochter. Außerdem bin ich selbst hier in Berlin aufgewachsen und zur<br />

Schule gegangen. Leider habe ich dabei eigene schlechte Erfahrungen mit Klassenfahrten<br />

gemacht, das muss ich ganz ehrlich sagen. Denn ich habe auf Klassenfahrten Alkohol trinken,<br />

rauchen und Haschisch rauchen gelernt. Ich als Vater wäre deshalb auch sehr vorsichtig.<br />

Das hat nichts mit Mädchen oder Jungen zu tun, und auch nichts mit meinem Imam-Sein<br />

oder dem Islam, sondern allgemein als Vater wäre ich sehr vorsichtig. Aber trotzdem würde<br />

ich es nicht einfach verbieten, sondern genau hinschauen. Ich würde mit den Lehrern sprechen<br />

und auch ganz klar sagen, dass ich selbst solche Erfahrungen gemacht habe. Und ich<br />

würde schauen, inwiefern die Lehrer kompetent sind, auf der Klassenfahrt auf die Schüler zu<br />

achten, und wie das Programm aussieht. Ich würde meine Tochter oder meinen Sohn natürlich<br />

auch selbst fragen, ob sie oder er das möchte. Ich würde mit ihnen darüber sprechen,<br />

und dann muss man gemeinsam entscheiden. Man kann das nicht so verallgemeinern. Aber<br />

islamisch gesehen spricht nichts dagegen, weder für einen Jungen noch für ein Mädchen. Es<br />

gibt die Meinung unter manchen Islamgelehrten, dass ein Mädchen nicht alleine ohne einen<br />

„Mahram“, einen männlichen Verwandten reisen soll. Aber viele Gelehrte und große Autoritäten<br />

aus der islamischen Welt, wie z.B. Yusuf al-Qaradawi, haben gesagt, dass dieses Verbot<br />

sich auf Zeiten bezog, in denen die Wege unsicher waren. Zu Zeiten des Propheten war es<br />

für eine Frau sehr gefährlich, alleine durch die Wüste zu reisen. Es gab damals Räuberbanden,<br />

die Frauen versklavten oder vergewaltigten. Aber da die Sicherheit heute meistens gegeben<br />

ist, ist es islamisch gesehen eigentlich legitim und erlaubt für eine Frau, alleine zu<br />

reisen, insbesondere, wenn sie in einer sicheren Gemeinschaft ist. Und ich glaube, dass die<br />

Klassengemeinschaft sicher ist. Davon würde ich es auch als Vater abhängig machen: Wenn<br />

58

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!