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Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

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Freizeit und in der Berufsschule trägt sie ihren Türban. Im Unterschied zur Türkei ist in<br />

Deutschland ein Besuch der staatlichen Schule mit Kopftuch möglich. Damit entscheidet sie<br />

sich für einen bestimmten, absehbaren Zeitraum von drei Jahren für eine Zweiteilung ihrer<br />

Lebenswelt. Zufrieden verlassen Selma und ihre Eltern das Büro und bedanken sich für die<br />

angenehme Beratungssituation und das sensible Vorgehen des Beraters.<br />

Eine interkulturelle Perspektive in Vermittlung und Beratung heißt, neue Perspektiven<br />

zu entwickeln<br />

Wie die meisten Verfahren von Mittlung (Mediation, Konfliktmanagement) orientiert sich auch<br />

das Vorgehen von KUMULUS an den modellhaften Verlaufsregeln des klassischen Harvard-<br />

Mediations-Zirkels, der den Prototyp für Mediation darstellt. 69 Gemäß diesem Phasenmodell<br />

stehen BeraterInnen (Mittler, Coaches, Mediatoren) vor der Aufgabe, eine konfliktgeladene<br />

Begegnung gut zu steuern und eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung herbeizuführen,<br />

indem sie gemeinsam eine neue Perspektive entwickeln. Zu einer Begegnung der Problemoder<br />

Konfliktparteien mit unterschiedlichen Interessen an einem neutralen Ort kommt es nur<br />

dann, wenn jeder einzelne für sich entscheidet, freiwillig daran teilzunehmen. In diesem Setting<br />

sollte der Berater/die Beraterin als unparteiischer Gesprächsleiter auftreten. Es dürfen<br />

für ihn/sie keine persönlichen Vorteile aus den Lösungsmöglichkeiten resultieren, und er/sie<br />

sollte möglichst keine persönlichen Beziehung zu den Beteiligten haben. Er/sie sollte nicht<br />

Partei ergreifen, sonst besteht die Gefahr, dass die sich benachteiligt fühlende Seite den<br />

Vermittlungsprozess frühzeitig abbricht. Idealerweise werden vom Gesprächsleiter keine<br />

Lösungsvorschläge gemacht. Selma und ihre Eltern reagieren auf die Einladung des Bildungsberaters<br />

in der Beratungsstelle positiv. Beide Parteien akzeptieren seine Rolle und<br />

seine spezifischen Eigenschaften.<br />

Folgende Arbeitsschritte liefern Anhaltspunkte zur Gestaltung des Mittlerprozesses.<br />

a) Die Einführungsphase (15 Minuten)<br />

Zunächst unterstützt der Berater/die Beraterin die Familienmitglieder dabei, die belastende<br />

oder konflikthafte Fragestellung zu artikulieren, so dass diese im Anschluss von ihnen selbst<br />

bearbeitet werden kann. Dabei tritt er als eine erfahrene und kompetente Autorität auf, deren<br />

Wissen anerkannt und dessen Ratschlag wertgeschätzt und auch gern befolgt wird. Der Berater/die<br />

Beraterin stellt lediglich das Einhalten der im Vorfeld verabredeten Gesprächsregeln<br />

sicher und achtet darauf, dass allen genug Zeit eingeräumt wird, um ihr Anliegen vorzutragen.<br />

b) Die Was-Phase (15 % Zeit der Sitzung)<br />

Nacheinander erläutern die Parteien, worum es ihrer Ansicht nach geht und was ihre Position<br />

dazu ist. Ein respektvolles gegenseitiges Zuhören ist Voraussetzung. Der Gesprächsleiter<br />

klärt nacheinander, was sich die Anwesenden von der Mediation erhoffen und welches ihre<br />

Ziele sind. Die Rolle des unparteiischen Gesprächsleiters ist es, zwischen den Parteien eine<br />

Art öffentlichen Raum zu schaffen.<br />

c) Die Warum-Phase (35% Zeit der Sitzung)<br />

In dieser Phase wird die Entstehungsgeschichte des Konfliktes abgefragt. Der Gesprächsleiter<br />

hilft bei der Ermittlung der Interessen hinter den unterschiedlichen Positionen.<br />

d) Die Optionen-Phase (35% Zeit der Sitzung)<br />

In einer Art Brainstorming werden mögliche Lösungswege formuliert („Was wäre, wenn<br />

ich/wir...“). Der Gesprächsleiter fungiert hier als „Geburtshelfer“ für neue Ideen und versucht,<br />

69 Es gibt zahlreiche Mediationsschulen und Modelle, wie das Verfahren idealtypischer Weise ablaufen<br />

sollte. Exemplarisch sei auf folgende Literatur verwiesen: Roger Fisher, Elizabeth Kopelman, Andrea<br />

Kupfer: Jenseits von Machiavelli. Kleines Handbuch der Konfliktlösungen, Frankfurt a. M. 1995;<br />

Roger Fisher, William Ury, Bruce Patton: Das Harvard-Konzept. Klassiker der Verhandlungstechnik,<br />

Frankfurt a. M. 2003.<br />

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