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3 Spezifische Problemfelder<br />

Im Folgenden stehen einzelne ausgewählte Problemfelder im Mittelpunkt. Von ihnen ist nur<br />

eines in dem Sinne spezifisch islamisch, dass es vor allem Muslime betrifft: der Islamismus,<br />

dessen Spektrum von konservativen Jugendströmungen bis zum Jihadismus reicht. Während<br />

erstere als Bewegung beschrieben werden können, zu der sich Jugendliche und junge<br />

Erwachsene zählen lassen, die sich vor allem auf der Grundlage einer sehr konservativen<br />

religiösen Moral in die Gesellschaft integrieren und diese – auch in der Schule - zu einer<br />

besseren und islamischeren machen wollen, ist das Islamverständnis des Jihadismus radikal:<br />

Im Internet werden Gruppierungen für sich und ihre Anliegen, die die Ausübung von Gewalt<br />

und Terror religiös begründen. Problematisch ist der Islamismus allerdings in all seinen<br />

Varianten – dann nämlich, wenn er seine jeweilige Islaminterpretation zur einzig wahren erklärt.<br />

Die Gewalttätigkeit von Jugendlichen aus muslimischen Milieus hat dagegen mit dem Islam<br />

in der Regel höchstens sekundär zu tun. Das gilt auch für Problemfelder wie Antisemitismus<br />

und Homophobie - selbst wenn antisemitische und homophobe Einstellungen von Jugendlichen<br />

manchmal mit Bezug auf religiöse Quellen begründet werden. Vielmehr besteht bei<br />

allen drei Themen die Gefahr, dass sie zur pauschalen Stigmatisierung von jungen Muslimen<br />

genutzt werden. Dabei sind auch viele nicht-muslimische Migranten und „deutsche“ Jugendliche<br />

gewalttätig, homophob und antisemitisch. Und wenn hier muslimische Jugendliche statistisch<br />

gesehen stärker auffallen, dann hat das meist mehr mit ihrer sozialen Stellung zu tun,<br />

als mit Religion oder Tradition. Dennoch: Es gibt spezifische Aspekte von Gewalttätigkeit,<br />

Homophobie und Antisemitismus bei jungen Muslimen. Und die sind durchaus bedeutsam,<br />

wenn man solchen Phänomenen pädagogisch begegnen und vorbeugen will.<br />

3.1 Islam und Islamismus<br />

„Ich bin ein Taliban…“<br />

Islam und Islamismus in Jugendkultur und Schule 49<br />

Jochen Müller<br />

Schülerinnen, die eines Morgens mit Kopftuch zum Unterricht erscheinen. Junge Muslime,<br />

die auf Koran, Scharia oder muslimische Gelehrte als ihre wichtigsten Autoritäten verweisen.<br />

Sympathiebekundungen für Osama bin Laden und Al-Qaida, Leugnungen des Holocaust<br />

oder die Hervorhebung des Islam als beste aller Religionen, die bald die ganze Welt<br />

beherrschen wird – all das sind Verhaltensweisen und Positionen von Jugendlichen muslimischer<br />

Herkunft, die in Schule oder Jugendclubs zu beobachten sind. Und nicht zuletzt unter<br />

dem Eindruck der aktuellen Debatten um Islam, Islamismus und Integration werfen sie bei<br />

Pädagogen eine Reihe von Fragen auf. Darunter steht eine häufig im Vordergrund: Handelt<br />

es sich hier um Ausdrucksformen islamistischer Ideologie Eine Antwort auf diese Frage<br />

muss erst einmal unbefriedigend ausfallen. Sie lautet in jedem der genannten und in einer<br />

Vielzahl anderer Fälle: Kann sein, muss aber nicht.<br />

Nun müssten Pädagogen, um die Frage nach den charakteristischen Merkmalen des Islamismus<br />

befriedigend beantworten zu können, in der Lage sein, einen eher säkularen Islam<br />

von Traditionen und Volksislam sowie konservativen Strömungen, Islamismus und Jihadismus<br />

zu unterscheiden. Dazu fehlt es ihnen in der Regel an Wissen - Wissen über den Islam<br />

und seine Geschichte zum Beispiel, Wissen über die unterschiedlichen Ausdrucksformen<br />

islamistischer Ideologien, Wissen über die Bedeutung des Nahostkonflikts für viele Muslime.<br />

49 Erstmals erschienen in: Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de/islamismus<br />

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