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Weblink...(PDF) - Dr. Stephan Rosiny

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der Geschlechter. Auch wird dabei an überkommenen Konfliktlösungsmustern festgehalten,<br />

die der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland nicht entsprechen und häufig Gewalt<br />

implizieren. Darüber hinaus fehlt es vor allem libanesischen und palästinensischen Bürgerinnen<br />

und Bürgern an Organisationen, die als zivilgesellschaftliche Vermittler und Ansprechpartner<br />

für die Politik dienen könnten.<br />

Mit Blick auf die Mehrheitsgesellschaft<br />

Zu lange wurde die Tatsache verdrängt, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland<br />

und eine multikulturelle Gesellschaft ist. Staatlicherseits und in der Gesellschaft mangelte es<br />

an Bereitschaft zur Integration von Bürgerinnen und Bürgern nichtdeutscher Herkunft, und es<br />

fand nur ein unzureichender Dialog mit deren Selbstorganisationen statt.<br />

Durch die Ethnisierung des Problems der Gewalt von jungen männlichen Personen mit<br />

Migrationshintergrund wurden adäquate Analysen und Reformen hinausgeschoben. Zugleich<br />

verschärfte dies aber auch fremdenfeindliche, rassistische und islamophobe Einstellungen in<br />

der Mehrheitsgesellschaft. Bestimmungen des Aufenthaltsrechts, die unzureichende Kenntnis<br />

und Akzeptanz fremder Kulturen und die mangelhafte interkulturelle Kompetenz und Ausrichtung,<br />

gerade auch bei intermediären staatlichen Institutionen, verstärkten die individuelle<br />

und strukturelle Diskriminierung von Bürgerinnen und Bürgern nichtdeutscher Herkunft. Auch<br />

Schulen gingen mit den Problemen junger Migranten hinsichtlich ihres Erziehungsauftrages<br />

nicht immer adäquat um. Der Mangel an Ausbildungs- und sicheren Arbeitsplätzen traf<br />

Migranten stärker als „deutschstämmige“ Bürger.<br />

Mit Blick auf die Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft<br />

Es fehlt ein Konsens darüber, welche Forderungen, verbunden mit welchen Konsequenzen,<br />

an die Mitglieder von Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft bezüglich des Integrationsprozesses<br />

zu stellen sind, wie die Förderung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

zu gestalten ist und welche Ressourcen dafür zur Verfügung zu stellen sind. Einen bedeutenden<br />

Schritt in diese Richtung bietet das vom Berliner Abgeordnetenhaus am 23.8.2005<br />

beschlossene Integrationskonzept für Berlin. 52 Gleichwohl mangelt es mitunter an der Bereitschaft<br />

und Fähigkeit, aus der jeweiligen Haltung des „Ihr“ versus „Wir“ zu einer gemeinsamen<br />

Haltung des „Wir“ zu gelangen.<br />

Gewaltprävention<br />

Gewaltprävention ist auf differenzierte ressort- und institutionenübergreifende Mehrebenenkonzepte<br />

angewiesen. Deren Zielgruppen sind sowohl Mitglieder und Institutionen der Mehrheitsgesellschaft<br />

als auch Mitglieder und Institutionen der Communities von Bürgerinnen und<br />

Bürgern nichtdeutscher Herkunft. Entwicklung und Umsetzung von wirksamen Konzepten<br />

der Gewaltprävention sind nur in gemeinsamer Verantwortung möglich; sie setzen einen<br />

Dialog auf gleicher Augenhöhe, den Verzicht auf Schuldzuweisungen und Respekt vor anderen<br />

Kulturen voraus. Dies gilt um so mehr, als der Mikrozensus 2005 deutlich gemacht hat,<br />

dass die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland und faktisch eine multikulturelle<br />

Gesellschaft ist.<br />

Die geschlechtsspezifischen Dimensionen delinquenten Verhaltens von jungen männlichen<br />

Personen müssen im Rahmen der Gewaltprävention zu einem zentralen und durchgängig zu<br />

berücksichtigenden Thema gemacht werden. Das Verständnis des Verhältnisses der Geschlechter<br />

und die Männlichkeitskonzepte spielen eine zentrale Rolle für die Ausübung von<br />

Gewalt, nicht nur bei jungen Männern mit Migrationshintergrund! Allerdings wachsen junge<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und deren Familien in weit über dem Durchschnitt der<br />

52 Der Beauftragte für Integration und Migration: Vielfalt fördern – Zusammenhalt stärken. Das Integrationskonzept<br />

für Berlin. Das am 23.8.2005 vom Senat beschlossene Integrationskonzept für Berlin.<br />

Abgeordnetenhaus Berlin, <strong>Dr</strong>ucksache 15/4208 vom 23. August 2005.<br />

http://www.berlin.de/imperia/md/content/lb-integrationmigration/publikationen/berichte/integrationskonzept.pdf<br />

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