Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot
Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot
Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die RichterInnen und Sachverständigen werden von den interviewten Vätern als sehr mächtig<br />
erlebt. Manche Väter reagieren auf die Äußerungen der RichterInnen und Sachverständigen<br />
mit Widerstand, andere nehmen diese hin und akzeptieren sie ohne sie weiter zu hinterfragen.<br />
Vor allem nach strittigen Scheidungen werden den RichterInnen und Sachverständigen heftige<br />
Vorwürfe, die Frustration deutlich werden lassen, gemacht: „Ich fühle mich vom Gerichtsurteil<br />
völlig benachteiligt. Auf Grund von falschen Behauptungen wurde mir die ganze Schuld zu<br />
gesprochen.“ 587 „Der Richter glaubt meiner Frau und nicht mir. Die Psychologin hat die<br />
Fragen schon so einseitig gestellt, dass sie sich gegen mich richten mussten.“ 588 „Meine<br />
Einstellung ist die, dass man als Mann eh’ keine Chance hat. Als Mann bleibt man immer über.<br />
Ich kenne nur solche Fälle“ 589 , urteilt ein anderer.<br />
5.2.2 Soziale Netzwerke<br />
Die sozialen Netzwerke „der zweiten Ebene“ sind jene Netzwerke, in denen der Betroffene<br />
lebt. Herkunftsfamilie, Freunde und Bekannte können, wenn sie tatkräftige Hilfe leisten, eine<br />
bedeutende Stütze während und nach der Scheidung sein. Lange Gespräche mit Freunden und<br />
Treffen mit ebenfalls geschiedenen Bekannten werden von den interviewten <strong>Männer</strong>n daher<br />
auch als große Stütze in schwerer Zeit geschätzt. Auch die Möglichkeit, vorübergehend bei<br />
Freunden oder der Herkunftsfamilie zu wohnen, stützt den Geschiedenen. „Wenn ich dann<br />
auch noch keinen Rückhalt aus der Familie habe, dann wird es sehr schwer. Das soziale Netz<br />
ist sehr wichtig“ 590 , formuliert ein Geschiedener.<br />
Andererseits kann der Bekanntenkreis, wenn er nicht hinter dem Geschiedenen steht, auch zum<br />
Belastungsfaktor werden, die Anpassung an die nach der Scheidung neue Lebenssituation kann<br />
dadurch behindert werden. Ein Betroffener beschreibt die Situation so: „Ich musste im Prinzip<br />
meinen ganzen Bekanntenkreis ändern. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass man als<br />
Geschiedener anders angesehen wird.“ 591 Auch <strong>Männer</strong> verlassen bei der Scheidung einen Teil<br />
ihres sozialen Umfeldes. Die Herkunftsfamilie der Ehefrau und gemeinsame Freunde fallen<br />
aus, durch den Umzug ändert sich auch der Bekanntenkreis.<br />
Einigen der Interviewten fehlte nach der Scheidung das soziale Netz. Kommt zu dieser<br />
Situation noch finanzielle Not, ist es höchst empfehlenswert, professionelle Hilfseinrichtungen<br />
als Ersatz <strong>für</strong> das soziale Netz in Anspruch zu nehmen. Sozialarbeiter treten dann an die Stelle<br />
der Bekannten und Freunde, übernehmen teilweise deren Rolle und können zudem noch<br />
qualifizierte und tatkräftige Unterstützung im Umgang mit Schulden und Wohnungslosigkeit<br />
leisten. Ein Betroffener, der nach der Scheidung ohne soziales Netz völlig alleine dastand und<br />
innerhalb kurzer Zeit keine günstige Wohnung fand, wandte sich an die Sozialarbeiter in der<br />
„Gruft“, einer Einrichtung der Caritas <strong>für</strong> Obdachlose in Wien: „Da weiß ich, ich kann mich<br />
hocharbeiten und zu einer Wohnung kommen. Und dann kann ich ein geregeltes Leben führen,<br />
587 Interviewtranskript B8, Seite 6<br />
588 Interviewtranskript B8, Seite 6<br />
589 Interviewtranskript B8, Seite 6<br />
590 Interviewtranskript B2, Seite 7<br />
591 Interviewtranskript B1, Seite 5<br />
120