12.11.2012 Aufrufe

Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

hineinversetzen können in die Rolle des Mannes, der plötzlich von seinen Kindern zum Teil<br />

abgeschnitten wird. Also da erblicken wir schon einen Wandel, aber einen sehr zarten.“ 229<br />

Auch wenn es diese Gruppe der „neuen <strong>Männer</strong>“ gäbe, sei ihre Anzahl derzeit noch sehr klein.<br />

Nach Lehnbauer ergäbe sich aus Gerichtspraxis und Beratung, dass „sich eigentlich sehr wenig<br />

<strong>Männer</strong> wirklich da<strong>für</strong> einsetzen, dass sie die Kinder bekommen. Sicherlich auch benachteiligt<br />

durch den Beruf, aber ich finde, es bemühen sich auch wirklich nur wenige darum.“ 230 Klaar<br />

beurteilt die Situation ähnlich. Auch sie ist der Ansicht, dass „engagierte <strong>Männer</strong>“ eine<br />

verschwindende Minderheit darstellten und sich häufig nicht mehr <strong>für</strong> das Kind interessierten,<br />

sobald sie eine neue Partnerin gefunden hätten: „Also, ich habe da viele enttäuschende<br />

Erfahrungen gemacht, auch mit sogenannten engagierten Vätern.“ 231<br />

Dass in der Vergangenheit überwiegend den Frauen die Obsorge zugesprochen wurde, führen<br />

die ExpertInnen einerseits auf fehlendes Interesse der <strong>Männer</strong> zurück; wenn <strong>Männer</strong> aber<br />

Interesse an der Zuteilung der Obsorge <strong>für</strong> ihre Kinder zeigten, würden sie andererseits von der<br />

Judikatur ungleich behandelt. Da bei der Zuteilung der Obsorge das Wohl des Kindes zu<br />

beachten ist, würde es, wenn das Kind bisher von der Mutter versorgt wurde, dem Wohl des<br />

Kindes eher entsprechen, wenn sich an dieser Situation nichts ändere. 232 Es wäre daher auch<br />

möglich, dass <strong>Männer</strong> gerade deshalb kaum Anträge auf Obsorge einbrächten, weil sie, da<br />

Kinder im Vorschulalter zumeist von ihren Müttern versorgt werden, die Möglichkeit, die<br />

alleinige Obsorge zugesprochen zu erhalten, auf Grund der ständigen Judikatur der Gerichte<br />

als sehr gering einschätzten. Als Richter kennt Schweighofer 233 sowohl strittige Fälle in denen<br />

„engagierte“ Väter, als auch strittige Fälle in denen Frauen den Kampf um die Obsorge <strong>für</strong> ihre<br />

Kinder verloren haben. Entscheidend <strong>für</strong> die Zuteilung der Obsorge seien letztendlich die<br />

Gutachten der SozialarbeiterInnen und der ExpertInnen, welcher Elternteil das Wohl des<br />

Kindes eher gewährleiste. 234<br />

Bei einvernehmlicher Scheidung 235 haben die Eltern gemäß § 55a EheG die hinkünftige<br />

Obsorge durch schriftliche Vereinbarung einvernehmlich festzulegen. Meist vereinbaren die<br />

Ehegatten die alleinige Obsorge der Mutter, obwohl seit Inkrafttreten des KindRÄG am 1. Juli<br />

2001 auch die Obsorge beider Elternteile möglich wäre. 236 Kühbauer erlebt in der<br />

<strong>Männer</strong>beratung selten Väter, die die alleinige Obsorge anstreben, „weil welcher Mann mit<br />

Karrierestress will denn <strong>für</strong> zwei Kinder sorgen? Von der Schule abholen, Kleinkinder,<br />

sondern die wollen eher ihre Karriere weitermachen, ihr berufliches Engagement, und ihren<br />

Obolus leisten über Geld. Also, ich hab’ ganz, ganz selten <strong>Männer</strong>, die das bedauern, dass sie<br />

nicht die Alleinobsorge bekommen haben.“ 237<br />

229<br />

Interviewtranskript, Günter Tews, Seite 2<br />

230<br />

Interviewtranskript, Christa Lehnbauer, Seite 1<br />

231<br />

Interviewtranskript, Helene Klaar, Seite 1<br />

232<br />

Interviewtranskript, Christa Lehnbauer, Seite 5<br />

233<br />

Interviewtranskript, Josef Schweighofer, Seite 2<br />

234<br />

ebenda<br />

235<br />

ca. 90% aller Scheidungen<br />

236<br />

Interviewtranskript, Josef Schweighofer, Seite 2<br />

237<br />

Interviewtranskript, Gottfried Kühbauer, Seite 6<br />

64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!