Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot
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einer trügerischen finanziellen Sicherheit gelebt wurde, und es dann durch die Scheidung<br />
endgültig zur finanziellen Katastrophe kommt. „Und dann haben den Kredit beide<br />
unterschrieben und dann sind beide schwerstens unter Druck, und dann kriegt die Frau unter<br />
Umständen vom Mann – ja es gibt ja genügend, die keinerlei Unterhalt kriegen, egal jetzt was<br />
das Gericht sagt, wie viel er zahlen müsste. Sie kriegen es einfach nicht, weil es nicht zu holen<br />
ist. Der ist ständig arbeitslos, und man kann ja oft, was wir hier zum Teil also sagen, was legal,<br />
gesetzmäßig wäre, ist ja oft nicht das, was durchgesetzt wird.“ 497<br />
Für Engl 498 ist die finanzielle Situation mancher Familien so schlecht, dass sie sich eine<br />
Scheidung eigentlich nicht leisten können. „Es ist einfach der zu teilende Kuchen nicht groß<br />
genug.“ 499 Obwohl Armutsgefährdung nach der Scheidung eher Frauen treffe, könnten auch<br />
<strong>Männer</strong> nach der Scheidung in der Armutsfalle landen. 500 Kühbauer kennt aus seiner Tätigkeit<br />
in der <strong>Männer</strong>beratung keinen einzigen Fall, bei dem nur die Scheidung zur Obdachlosigkeit<br />
geführt habe. Es liege meist ein ganzes Paket an Problemen vor, bei dem vor allem<br />
Misswirtschaft eine wichtige Rolle spiele. 501 Ähnlich sehen Lehnbauer, Paschinger, Ohmacht<br />
und Schweighofer die Situation.<br />
Klaar beurteilt den Zusammenhang zwischen Armut und Scheidung so: „Ich würde hier nicht<br />
den Konnex mit der Scheidung ziehen. Das ist nur ein markantes Ereignis, wo diese<br />
Problematik des betroffenen Mannes evident wird.“ 502 Für Ohmacht gelten <strong>für</strong> geschiedene<br />
Personen die selben Risikofaktoren <strong>für</strong> Armut wie <strong>für</strong> andere Personen auch. Der Unterschied<br />
liege nur darin, dass nach der Scheidung dem Einzelnen weniger Geld zur Verfügung steht.<br />
Die Risikofaktoren <strong>für</strong> Armut seien unter anderem schlechte Schulbildung, geringes<br />
Einkommen und schlechter Umgang mit Geld, manche Personen kämen etwa <strong>für</strong><br />
Handyrechnungen auf, obwohl sie ihre Miete schon seit Monaten nicht bezahlt haben. 503<br />
Alle ExpertInnen berichten, dass einige <strong>Männer</strong> die Scheidung schwer verkraften, sich selbst<br />
„hängen ließen“ und sich um nichts mehr kümmern. „Ich habe jetzt 2 Väter gehabt, die die<br />
Trennung nicht verkraftet haben und depressiv wurden. Es hat sicher <strong>für</strong> viele psychische<br />
Folgen, oder auch das Absacken in gar nichts mehr tun zu wollen.“ 504<br />
Wenn <strong>Männer</strong> sich selbst aufgeben, begäben sie sich sowohl in den sozialen wie auch den<br />
finanziellen Abstieg: „Ich glaube, dass es doch viele <strong>Männer</strong> gibt, die den Hut drauf hauen, die<br />
von Durchschnittsexistenzen zu Sozialhilfeempfängern werden.“ 505 Jackwerth stimmt dieser<br />
Einschätzung explizit zu: „Wenn er [der geschiedene Mann] ein Einkommen hat von 25.000,--<br />
Schilling [circa € 1.816,--, Anm. d. Verf.], und er hat eine Frau im Haushalt gehabt und 3<br />
Kinder, dann kommt er auf mehr als 50%, die er Unterhalt zahlen muss. Wenn er nicht jemand<br />
497 Interviewtranskript, Reinhard Jackwerth, Seite 18<br />
498 Interviewtranskript, Erich Engl, Seite 4<br />
499 ebenda<br />
500 Interviewtranskript, Gottfried Kühbauer, Seite 7<br />
501 ebenda<br />
502 Interviewtranskript Helene Klaar, Seite 4<br />
503 Interviewtranskript, Stefan Ohmacht, Seite 3<br />
504 Interviewtranskript, Christa Lehnbauer, Seite 3<br />
505 Interviewtranskript, Erich Engl, Seite 4<br />
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