12.11.2012 Aufrufe

Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5.4 Individuelle Persönlichkeit mit Kompetenzen und Schwächen<br />

Bei der Scheidung durchlaufen die Betroffenen verschiedene Stadien der Trennung und deren<br />

Bewältigung; hier gibt es einige Verlaufsmodelle 608 , die einander insgesamt durchaus sehr<br />

ähnlich sind. Geprägt wird der Scheidungs- und Trennungsverlauf durch die Persönlichkeit<br />

beider Partner und durch deren Fähigkeit mit der Trennung und dem Alltag danach<br />

umzugehen. Um hier nicht bei den unveränderbaren Dispositionen des Individuums zu<br />

verbleiben, wird im Folgenden auf der Basis der Interviews auf die Coping-Strategien der<br />

<strong>Männer</strong> eingegangen.<br />

Sehr deutlich kommt in den Interviews heraus, dass der Einstellung des geschiedenen Mannes<br />

zu seiner Vaterrolle große Bedeutung im Hinblick auf die Belastungs- und Stützfaktoren<br />

zukommt. Umso mehr sich der Vater <strong>für</strong> ihre Kinder engagiert und umso schlechter das<br />

Einvernehmen mit der Mutter der Kinder ist, desto größer ist die Unzufriedenheit mit den<br />

gesetzlichen Bestimmungen.<br />

Von einigen <strong>Männer</strong>n wird in den Interviews angeführt, dass es ihnen im Verhältnis zu<br />

anderen Geschiedenen noch ganz gut gehe. Diese an und <strong>für</strong> sich typische Strategie <strong>für</strong><br />

Leistungskrisen, scheint auch bei Scheidung gut zu funktionieren und fördert die Zufriedenheit<br />

der Betroffenen, was sich letztendlich positiv auf deren Selbstwertgefühl auswirkt. Der<br />

Gedanke, dass es anderen noch schlechter gehe als einem selbst, hat etwas Tröstliches. Einige<br />

der Befragten stellen auch Aufwärtsvergleiche an. Sind sie der Ansicht, dass die geschiedene<br />

Ehefrau besser gestellt sei, so führe das zu einem Benachteiligungsgefühl. „... aber mich ärgert<br />

das, weil um so mehr ich mache, um so mehr bekommt sie wieder. Ich drück’ mich schon vor<br />

allem, was geht“ 609 , sagt ein Betroffener, der der Schwarzarbeit nachgeht. Wie dieser Mann<br />

übernehmen auch andere dann eine sehr aktive Rolle, bringen Anträge bei Gericht ein und<br />

setzen sich <strong>für</strong> ihre Rechte ein. Die Übernahme von Eigenverantwortung und Aktivität ist<br />

eigentlich zu begrüßen. Wenn dies jedoch dazu führt, dass trotz geringer Erfolgsaussichten<br />

immer wieder Prozesse angestrebt oder Unterhalt zurückgehalten werden, wirkt sich das<br />

langfristig sowohl auf die Psyche als auch die Finanzlage negativ aus.<br />

Die Befragten reagieren auf das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, sehr unterschiedlich.<br />

Manche gehen mit Tatkraft ans Werk und kämpfen, unternehmen Spießrutenläufe bei Beratern<br />

und Ämtern. Aber auch Wut, Ohnmachtgefühle und letztlich Resignation werden bei den<br />

Interviewten sichtbar.<br />

„Das muss gehen. Wir sind jedes Monat stolz, wenn wir es wieder geschafft haben“ 610 , sagt ein<br />

Mann, der eine neue Partnerin hat, und über den Unterhalt <strong>für</strong> seine geschiedene Ehefrau klagt.<br />

Er verfolgt die Strategie, auch der negativen Situation etwas abzugewinnen und sieht die<br />

Chance, sich etwas Neues aufzubauen. „Ich versuche nicht aufzugeben“ 611 , äußert ein anderer.<br />

608 vgl. Sander, E., a.a.O.<br />

609 Interviewtranskript B4, Seite 8<br />

610 Interviewtranskript B4, Seite 5<br />

611 Interviewtranskript B8, Seite 3<br />

126

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!