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Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot

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Fenster. Also in bescheidensten Wohnverhältnissen, angenommen es wäre eine Single-<br />

Garconniere mit einem Raum, da kann man zur Not einmal zwei Kinder beherbergen, aber<br />

sicherlich keine Patchwork-Familie, die sich neu zusammen findet, wo auch noch andere<br />

Kinder dazu kommen. Das war bei uns jetzt eine Zeit lang so, dass wir zu fünft [in] einem<br />

Zimmer das Wochenende verbracht haben. Und da sieht man die Grenzen, die <strong>für</strong> einen<br />

Neubeginn da sind.“ 598<br />

5.3.3 Finanzielle, emotionale und soziale Lage<br />

Nach den bisherigen Forschungsergebnissen 599 stellen geringes Einkommen und schlechte<br />

soziale Lage schwere Belastungsfaktoren nach der Scheidung dar. Auch die Interviews machen<br />

das sehr deutlich. Die meisten der befragten <strong>Männer</strong> erleben die finanziellen Einschränkungen<br />

durch die Scheidung und die langjährigen Unterhaltsverpflichtungen als große Belastung. In<br />

allen Interviews stellt diese Belastung ein durchgehendes Hauptthema der Betroffenen dar.<br />

Das Ausmaß der erlebten finanziellen Belastung korreliert jedoch nicht bei jedem Betroffenen<br />

mit dem ihm zur Verfügung stehenden Geld. Manche Interviewten sind mit dem wenigen Geld,<br />

dass ihnen zur Verfügung steht, durchaus zufrieden. Einige der befragten Mittelverdiener<br />

hingegen klagen massiv darüber, dass ihr Einkommen nach Abzug des Unterhalts <strong>für</strong> ihren<br />

persönlichen Lebensbedarf nicht ausreiche, und bewerten den von ihnen zu bezahlenden<br />

Unterhalt als zu hoch. Ein Vater versteht durchaus die Position seiner geschiedenen Ehefrau,<br />

die genau darauf achte, dass die Kinder nicht zu oft und zu lange bei ihm seien, damit sie nicht<br />

die vollen Unterhaltszahlungen <strong>für</strong> die Kinder verliere. Dennoch empfindet er es als ungerecht,<br />

dass er, obwohl die Kinder sehr häufig bei ihm sind, ungeschmälert Unterhalt zu zahlen habe.<br />

Ein anderer Vater in der selben Situation fände es zwar wünschenswert, wären die Kosten <strong>für</strong><br />

die Kinder transparent, hat aber keine Probleme damit, den vollen Unterhalt zu bezahlen,<br />

obwohl die Kinder 40% der Zeit bei ihm leben. Zum einen könne er sich die<br />

Unterhaltszahlungen leisten, und zum anderen würden die Kosten <strong>für</strong> das Haus, in dem die<br />

Kinder leben, und ihr Alltagsbedarf an Kleidung etc., die Höhe des Unterhalts rechtfertigen.<br />

Dieser Interviewte ist mit dem Scheidungsvergleich weitgehend zufrieden, obwohl er auch <strong>für</strong><br />

seine geschiedene Ehefrau Unterhalt bezahlt. 600<br />

Aus der Scheidungsbiographie eines Interviewten 601 geht hervor, dass Scheidung durchaus ein<br />

Auslöser <strong>für</strong> Obdachlosigkeit sein kann. Der Betroffene konnte nach der Scheidung weder bei<br />

Freunden noch bei seiner eigenen Familie unterkommen und fand auch innerhalb kürzester<br />

Zeit keine günstige, von ihm finanzierbare Wohnung. Bei Scheidungen können überdies die<br />

„Frühwarnsysteme“, wie sie etwa die Stadt Wien eingerichtet hat, der drohende Delogierungen<br />

gemeldet werden, und die daraufhin versucht, Obdachlosigkeit abzuwenden, nicht greifen. Ein<br />

neues Leben gerade in einer Zeit hoher psychischer Belastung aufzubauen, ist bei schlechter<br />

Finanzlage – etwa bei Arbeitslosigkeit, Schulden oder Haftstrafen – und ohne stützendes<br />

soziales Umfeld nahezu unmöglich. Das Schicksal des Obdachlosen zeigt, dass aktives<br />

Zugehen auf Betreuungseinrichtungen unabdingbar erforderlich ist, um wieder Fuß zu fassen<br />

598 Interviewtranskript B10, Seite 6<br />

599 Sander, E., a.a.O.<br />

600 Interviewtranskript B3<br />

601 Interviewtranskript B6<br />

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