Scheidungsfolgen für Männer - Vaterverbot
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Bei der Feststellung der Bemessungsgrundlage des Einkommens unselbständig Erwerbstätiger<br />
müsse immer fast „detektivisch“ genau vorgegangen werden. Hier stoße man bald an die<br />
Grenzen der Machbarkeit. Andererseits neige die Rechtsprechung manchmal dazu, zu wenig<br />
individuell vorzugehen. Bei Anträgen auf Unterhaltsminderung würde eher streng, nach dem<br />
Motto, „wenn wir da jetzt nachgeben, dass wir das anerkennen als unterhaltsmindernd, dann<br />
kommt ein jeder daher“ 382 vorgegangen. Die Gesetzeslage selbst hält Jackwerth <strong>für</strong> völlig<br />
ausreichend. 383<br />
Geben selbständig Erwerbstätige ein sehr geringes Einkommen an und liegt der Verdacht, dass<br />
höhere Einkünfte vorliegen, nahe, werden die Privatentnahmen des Unterhaltspflichtigen<br />
festgestellt. Liegen übermäßig hohe Privatentnahmen vor, werden diese in die<br />
Bemessungsgrundlage einbezogen. Jackwerth erläutert dies an einem erstinstanzlichen<br />
Beispiel: „Es kann ja sein, dass zwar sein Unternehmen im Schnitt monatlich nur 9.000,--<br />
Schilling [ca. € 650,--, Anm. d. Verf.] abwirft, zumindest laut Unterlagen, aber wir sehen, er<br />
hat Privatentnahmen vom Konto, die an und <strong>für</strong> sich durch den Gewinn nicht gedeckt sind –<br />
wodurch er natürlich auch die finanzielle Basis seines Unternehmens untergräbt – von<br />
monatlich 20.000,-- Schilling [ca. € 1.450,--, Anm. d. Verf.]. Und dann werden die Privatentnahmen<br />
herangezogen. Und das fällt mir auf. Häufig geht es gar nicht so sehr, dass Leute,<br />
die eben kaum ein Einkommen aus ihrem Unternehmen haben, dass man denen keine Zeit gibt,<br />
wieder zu einem Einkommen zu kommen, sondern sehr häufig behilft man sich damit, na ja, er<br />
entnimmt aus dem Unternehmen <strong>für</strong> sein Leben so viel, also muss er daran auch sein Kind<br />
teilhaben lassen. Aber der Fall, dass der Vater sozusagen in seinem Unternehmen nichts<br />
verdient und dann auf ein sagenhaftes Einkommen angespannt wird, als hätte er alle<br />
Auftragsbücher voll, der passiert selten.“ 384<br />
Wenn ein ehemals selbständig Erwerbstätiger, der nunmehr unselbständig erwerbstätig ist,<br />
über längere Zeit nur einen Halbtagsjob annimmt, obwohl er eine Vollzeitarbeit verrichten<br />
könnte, wird er auf das Gehalt eines Vollzeitjobs angespannt. 385<br />
Nimmt ein selbständig Erwerbstätiger einen Kredit auf, um damit sein Leben zu finanzieren,<br />
wird dieser Kredit nach dem Motto „Wenn er es sich selber gönnt, auf Pump zu leben ... muss<br />
er davon einen Teil dem Kind geben.“ 386 , in die Unterhaltsbemessungsgrundlage einbezogen.<br />
Nimmt daher ein selbständig Erwerbstätiger einen Kredit auf, um die Strom- und Mietkosten<br />
zu zahlen, weil sein Geschäft nichts einbringt, kann es, da der Kredit in die<br />
Unterhaltsbemessungsgrundlage einbezogen wird, zu Härtefällen kommen: „... dann wird er<br />
darauf angespannt, und man sagt: ‚Wenn du das Geld, wenn du <strong>für</strong> dein persönliches Leben dir<br />
das Geld ausborgst, dann musst du einen Teil davon dem Kind geben. Das ist ein eherner<br />
Grundsatz in der Rechtsprechung, und ist, wie gesagt, oft der einzige Ausweg überhaupt, noch<br />
zu einem zu kommen, weil bei manchen Leuten wissen wir wirklich nicht, wovon sie leben.<br />
Aber sie leben.“ 387 Privat aufgenommene Kredite, zum Beispiel von Verwandten, können, da<br />
382<br />
Interviewtranskript, Reinhard Jackwerth, Seite 6<br />
383<br />
ebenda<br />
384<br />
Interviewtranskript, Reinhard Jackwerth, Seite 10<br />
385<br />
Interviewtranskript, Reinhard Jackwerth, Seite 9f<br />
386<br />
Interviewtranskript, Reinhard Jackwerth, Seite 10<br />
387 ebenda<br />
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