Die komplette MONITOR-Ausgabe 7-8/2001 können
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US-Dollar zu Buche schlage. Auch Microsoft<br />
strich heraus, dass Oracle die weitaus teurere<br />
Lösung bleibe. <strong>Die</strong> Preisoffensive richtet<br />
sich zu aller erst gegen den Hauptkonkurrenten<br />
IBM, dessen Marktanteil sich nach<br />
Informationen des Marktforschungsinstituts<br />
Gartner Group Ende 2000 auf 30,8 Prozent<br />
belief.<br />
Oracle hatte mit 33,8 Prozent die Nase<br />
vorn, Microsoft lag mit 14,9 Prozent auf Platz<br />
drei.<strong>Die</strong> Preissenkung ist für Oracle mit<br />
Risiken behaftet, da rund 70 Prozent der<br />
Einnahmen des Unternehmens aus dem<br />
Datenbank-Geschäft stammen. Angesichts<br />
der Flaute auf dem Technologiesektor kämpft<br />
auch Oracle mit Absatzschwierigkeiten.<br />
Einige Analysten befürchten, dass die Preissenkung<br />
die Einnahmeseite des Unternehmens<br />
weiter belastet. Der Oracle-Chef ist<br />
dagegen zuversichtlich, dass niedrigere Preise<br />
zu höheren Verkaufszahlen und in der Folge<br />
zu steigenden Erlösen führt.<br />
�� <strong>Die</strong> Wünsche der Kunden<br />
Der unabhängige Analyst Philip Russom<br />
sagte jedoch der Nachrichtenagentur Reuters,<br />
dass der Preis bei der Anschaffung der<br />
Datenbank-Software eine untergeordnete<br />
Rolle spiele. Entscheidend seien vielmehr<br />
Oracle-Chef Larry<br />
Ellison über das neue<br />
Oracle9i und den<br />
Kampf gegen SAP.<br />
Ihr neuestes Produkt ist ein integriertes<br />
Software-Paket, eine bequeme Gesamtlösung<br />
für die Kunden:Wer 9i kauft, bekommt<br />
sowohl die begehrte Datenbanksoftware als<br />
auch über 70 weitere Oracle-Internet-Programme.Bezahlt<br />
wird nur,was benutzt wird,<br />
und die Computer der Kunden sollen zur<br />
bedienerfreundlichen Nutzung auf die Oracle-Software<br />
eingestellt werden. Kopieren<br />
Sie da nicht eine alte Idee von SAP?<br />
Aber ja! <strong>Die</strong>se Gesamtpakete, so genannte<br />
Suites, haben SAP groß gemacht. Und heute<br />
sind die Walldorfer nicht mehr fähig, sie<br />
zu machen.<br />
SAP wurde damals harsch kritisiert, bis die<br />
Firma das Paket wieder in Einzelprodukte<br />
auflöste. Vielleicht sind die Ihnen einen<br />
Schritt voraus?<br />
Heutzutage verlangen die Kunden<br />
Bequemlichkeit. <strong>Die</strong> große Auswahl macht<br />
sie doch nur verrückt. Jeder hatte bislang<br />
KONFERENZBERICHT / INTERVIEW E-WORLD<br />
Technologie und Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Programme. Manchmal sei ein kleines<br />
Detail, dass ein Kunde unbedingt haben<br />
wolle, entscheidend für den Kauf der<br />
Datenbank.<br />
Der Softwarekonzern hatte bei der<br />
Vorstellung von 9i hervorgehoben, dass die<br />
Datenbank auf mehreren kombinierten<br />
kleineren Rechnersystemen installiert werden<br />
könne. Dadurch könnten die Kunden erhebliche<br />
Kosten bei der Hardware einsparen.<br />
�� Der Kampf um die Spitze<br />
<strong>Die</strong> Ankündigung von Oracle9i kommt zu<br />
einer Zeit, in der auch Datenbankanbieter einen<br />
Rückgang der Umsätze verzeichnen. Zudem<br />
drängen die Oracle-Konkurrenten Microsoft<br />
und IBM verstärkt auf diesen Markt.<br />
IBM hatte kürzlich den Datenbank-Spezialisten<br />
Informix aufgekauft und Microsoft will<br />
in den kommenden Wochen die neue Version<br />
des SQL-Servers vorstellen. Angeblich verringert<br />
sich mit der neuen SQL-Server-Version<br />
der technische Abstand zur Oracle-Datenbank.<br />
Zudem habe Microsoft-Chef Steve Ballmer<br />
alle Entwicklungsabteilungen seines Hauses<br />
aufgerufen, bei neuen Produktentwicklungen<br />
gezielt auf Kompatibilität mit der MS-<br />
„Bezahlt wird nur, was verspeist wurde.“<br />
einen anderen komplizierten Mix, unsere<br />
Software aber läuft mit den nötigen einmaligen<br />
Einstellungen. Das war, als würde ein<br />
Gast in ein Restaurant gehen und der Koch<br />
fragte ihn: „Wie viel Pfeffer soll ich ins Essen<br />
tun? Wie viel Gramm Knoblauch? Bei<br />
welcher Temperatur soll ich die Kartoffeln<br />
garen?“ Da würde ich sagen: „Vielen Dank,<br />
ich will einfach nur Kalbsschnitzel - Sie sind<br />
schließlich der Chefkoch!“<br />
Und Sie tischen Leuten, die einen Salat wollen,<br />
ein Fünf-Gänge-Menü auf.<br />
Keiner wird zum Essen gezwungen, und bezahlt<br />
wird nur, was verspeist wurde.<br />
Sie stellen alles auf den Tisch und hoffen auf<br />
die Willensschwäche der Kunden, die zum<br />
Dessert, das im Lokal gegenüber viel besser<br />
ist, nicht extra das Restaurant wechseln<br />
wollen. Ist das nicht ein Rezept aus der<br />
Giftküche? <strong>Die</strong> Kopplung von Betriebssystem<br />
und Browser brachte Ihren Erzfeind<br />
vor Gericht.<br />
Sie meinen Microsoft. Dass wir wie Gates<br />
mehr von unseren Produkten verkaufen wollen,<br />
indem wir sie so eng wie möglich miteinander<br />
verzahnen? Da kann ich nur sagen:<br />
schuldig im Sinne der Anklage. Leider aber<br />
haben wir, anders als Microsoft, mit knapp<br />
35 Prozent Marktanteil kein Monopol. Dabei<br />
wäre gegen ein schönes Monopol nichts<br />
einzuwenden, solange es legal entstanden<br />
Datenbank hinzuarbeiten. Vielleicht erfolgte<br />
die Vorstellung von Oracle9i daher etwas<br />
übereilt - bei Oracle Österreich gibt es noch<br />
keine präzisen Informationen darüber, wann<br />
das neue Produkt für alle Betriebssysteme<br />
verfügbar sein wird. Beim Oracle Customer<br />
Care rechnet man damit, dass es noch bis zu<br />
acht Wochen dauern wird.<br />
�� Durststrecke bis 2002<br />
<strong>Die</strong> Softwarebranche stehe vor einer scharfen<br />
Konsolidierung und spezialisierte Anbieter<br />
würden als Einzel-Player kaum überleben<br />
<strong>können</strong>, sagte Ellison auf der Pressekonferenz<br />
seines Unternehmens auf der Oracle Open<br />
World in Berlin.<br />
„Wir haben eine derart deutliche Wirtschaftsabkühlung;<br />
es ist - insbesondere für<br />
meine Industrie - beinahe so, als seien wir für<br />
lange Zeit in einer Rezession gewesen“, fügte<br />
Ellison hinzu und stellte die rhetorische Frage,<br />
wann die Softwarebranche wieder zu einem<br />
normalen Wachstum aufschließen könne.<br />
„Nicht vor Ende des Jahres oder Ende des<br />
1. Quartals 2002“, beeilte er sich selbst zu<br />
antworten. Allerdings sei Oracle sehr gut<br />
positioniert und werde im Falle der wirtschaftlichen<br />
Erholung wieder gute Umsätze<br />
machen. ❏<br />
ist. Microsoft aber hat versucht, mit dem<br />
Windows-Betriebssystem-Monopol auch<br />
ein Browser-Monopol zu erlangen.<br />
Sie kämpfen Ihre Geschäftsduelle sogar im<br />
Privatleben weiter, etwa bei Segelregatten<br />
gegen den SAP-Chef Hasso Plattner.<br />
Legendär ist die Geschichte, als Ihre Mannschaft<br />
Plattners in Seenot geratenes Schiff<br />
im Stich gelassen hat und der SAP-Mann vor<br />
Wut Ihrer Crew den nackten Hintern zeigte.<br />
Wir hätten diese peinliche Episode nie<br />
erwähnt. Plattner hat angefangen, diese Geschichte<br />
überall herumzuerzählen. Aber ich<br />
sage Ihnen eines: Meine Seeleute haben sich<br />
zu Tode erschreckt. Bevor Hasso seine Hosen<br />
das nächste Mal runterlässt, sollte er ein<br />
Fitness-Center besuchen.<br />
Sie <strong>können</strong> die Bubenspiele nicht lassen.<br />
Leben Sie noch nach dem Dschingis-Khan-<br />
Motto: „Es genügt nicht zu gewinnen, alle<br />
anderen müssen verlieren“?<br />
Ich habe diesen Spruch in den achtziger Jahren<br />
in Japan aufgeschnappt, und er hat mich<br />
beeindruckt. Aber es war nie meine Geschäftsphilosophie<br />
und wird es nie sein. Ich<br />
behaupte nicht, dass wir mit brüderlicher<br />
Liebe für unsere Mitbewerber erfüllt wären,<br />
aber wir haben weder SAP noch IBM, noch<br />
sonst wen ausgelöscht.<br />
Herr Ellison, ich danke Ihnen für dieses<br />
Gespräch.<br />
Das Gespräch führte Christofer Radic.<br />
monitor 7-8/<strong>2001</strong> 59