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Content Marketing

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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />

Stehen wir vor der<br />

<strong>Content</strong>-Revolution?<br />

men die Inhalte in einer journalistischen Aufmachung<br />

daher, wirken auf den ersten Blick oft<br />

sogar, als hätten unabhängige Redaktionen sie<br />

produziert. Dieser Eindruck ist durchaus beabsichtigt,<br />

denn die seriöse Aufmachung steigert<br />

die Glaubwürdigkeit bei den Nutzern.<br />

Folgerichtig nennen sich die CM-Produzenten,<br />

ob sie nun zur Unternehmenskommunikation<br />

gehören oder Mitarbeiter von Medienagenturen<br />

sind, bevorzugt „Unternehmensjournalisten“<br />

oder auch „Markenjournalisten“,<br />

angelehnt an den im angelsächsischen Sprachraum<br />

als CM-Synonym geläufigen Brand Journalism<br />

(brand = Marke). Die Namensgebung<br />

signalisiert: Das Berufsbild des Journalisten<br />

soll umgedeutet werden. Der unabhängig und<br />

neutral berichtende Redakteur soll nicht mehr<br />

länger einen Monopolanspruch auf „den“ Journalismus<br />

erheben dürfen. Nach der neuen Lesart<br />

der kommerziellen Kommunikation ist der<br />

Auftragsschreiber mit sofortiger Wirkung als<br />

gleichrangig zu behandeln.<br />

Klar ist, je massiver die Invasion des <strong>Content</strong><br />

<strong>Marketing</strong> in den öffentlichen Raum ausfällt,<br />

desto stärker ist der unabhängige Journalismus<br />

gefährdet. In einer tiefen ökonomischen<br />

und politischen Krise befindet er sich ohnehin<br />

schon seit Jahren. So drängt sich unweigerlich<br />

die Frage auf: Welche Auswirkungen hat<br />

das <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> auf die professionelle<br />

Kommunikation und damit auf die öffentliche<br />

Meinungsbildung? Erkämpfen sich Unternehmen<br />

durch eine publizistische Hintertür immer<br />

mehr Einfluss auf die öffentlichen Diskurse?<br />

Diese Einflussnahme kann, aber muss nicht<br />

unbedingt darüber entstehen, dass Unternehmensmagazine<br />

und Corporate Blogs in pseudo-journalistischer<br />

Manier politische Ereignisse<br />

kommentieren. <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> will den<br />

Mediennutzern subkutan seine Botschaften<br />

injizieren. Und so mag denn auch ein subtiler<br />

Transfer von Werten wie Materialismus, Wettbewerbsdenken<br />

oder Technikgläubigkeit viel<br />

effektiver über nützliche Inhalte und unterhaltende<br />

Formate funktionieren. Dass dies ein<br />

Erfolgsmodell ist, hat die Entwicklung der deutschen<br />

Medienlandschaft seit Einführung des<br />

Privatfernsehens Mitte der 1980er Jahre gezeigt<br />

– auch dieses hat zu einer schleichenden<br />

Entpolitisierung der Bevölkerung beigetragen.<br />

<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> als Konzept der kommerziellen<br />

Kommunikation ist vor einigen<br />

Jahren von den USA nach Europa herübergeschwappt,<br />

offensichtlich in Gestalt eines<br />

Tsunamis. So bezeichnet die Fachzeitschrift<br />

Werben & Verkaufen <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> als<br />

das „aktuell größte Buzzword der Kommunikationszunft“<br />

(Pfannenmüller 2014: 16). Und<br />

die Buchautoren Klaus Eck und Doris Eichmeier<br />

setzen sogar noch eins drauf. <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />

werde die gesamte Unternehmenskommunikation<br />

auf Dauer verändern, behaupten<br />

sie: „Was auf Unternehmen zukommt, ist eine<br />

<strong>Content</strong>-Revolution“ (Eck/Eichmeier 2014: 10).<br />

<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> gilt in der deutschen<br />

Kommunikationsbranche also als der Hype<br />

schlechthin. Doch für eine breitere Öffentlichkeit<br />

dürften Name wie Konzept nach wie vor<br />

wie ein böhmisches Dorf klingen. Deshalb soll<br />

in Kapitel 2 zunächst detailliert und anhand<br />

von Beispielen aus der Praxis erläutert werden,<br />

worum es sich bei <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> handelt,<br />

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