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Content Marketing

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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />

Ist Transparenz die<br />

neue Unabhängigkeit?<br />

Neue Dimension<br />

der Medienkompetenz<br />

gefragt<br />

Die Invasion des <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> in die<br />

Medienöffentlichkeit bürdet dem Medienrezipienten<br />

deutlich mehr Verantwortung auf. Konnte<br />

er sich in der früheren Ära, in der die klassischen<br />

Medien noch ein Quasi-Monopol innehatten,<br />

weitestgehend auf die Glaubwürdigkeit und<br />

Integrität der Medienprodukte verlassen, so ist<br />

dies im Zeitalter der neuen Medienunübersichtlichkeit<br />

längst nicht mehr der Fall. Transparenz<br />

ist die neue Unabhängigkeit, könnte das Motto<br />

der CM-Apologeten heißen (Basen 2012).<br />

Doch damit schieben die Absender die<br />

Medienverantwortung ein ganzes Stück auf<br />

die Empfänger ab. Zwar ist der Absender nach<br />

den Buchstaben des PR-Kodex gehalten, sich<br />

klar und deutlich zu erkennen zu geben (siehe<br />

Kap. 5.1). Doch was „klar“ ist, interpretieren,<br />

wie insbesondere auch Kapitel 3.3 und<br />

3.4 gezeigt haben, CM-Produzenten zum Teil<br />

sehr unterschiedlich. So ist der Absender nicht<br />

zwangsläufig im Logo oder Titel der Website<br />

erkennbar, schon gar nicht in der Webadresse.<br />

Oft muss der Nutzer in die Rubrik „About“ oder<br />

ins Impressum schauen. Aber selbst hier wird<br />

er nicht immer fündig, weil eine PR-Agentur als<br />

Betreiber genannt wird oder es sich um ein weniger<br />

bekanntes Unternehmen handelt, bei dem<br />

sich nicht sofort einschätzen lässt, ob es ein<br />

kleiner Verlag ist oder aber ein Unternehmen,<br />

das in Wirklichkeit Schrauben oder Lippenstifte<br />

verkaufen will. So muss der Medien nutzer zusätzliche<br />

Zeit aufwenden, wenn er das digitale<br />

Angebot auf die dahinterstehenden Interessen<br />

überprüfen will. Die Tarnkappen- Träger hoffen<br />

genau darauf, dass der Nutzer diesen Zusatzaufwand<br />

eben nicht auf sich nimmt.<br />

Freilich ließe sich einwenden, dass der Absendercheck<br />

eigentlich Standard im Internet-<br />

Zeitalter sein sollte. Allzu oft landet der Nutzer<br />

bei einer ganz normalen Google-Suche auf<br />

ihm unbekannten Websites, die er zunächst<br />

auf ihre Seriosität hin überprüfen sollte. Folglich<br />

müsste der Blick ins Impressum fast schon<br />

reflexartig erfolgen. Doch Medienkompetenz<br />

bedeutet weit mehr, als einen Absendercheck<br />

durchzuführen.<br />

Dazu gehört auch, bestimmte Medienformate<br />

zu erkennen und zu unterscheiden. Steht<br />

hinter einer Website ein Blogger? Verbreitet er<br />

Nachrichten oder seine persönliche Meinung?<br />

Welche Absichten verfolgt er damit? Genau<br />

diese Fragen sollten sich Mediennutzer beim<br />

<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> stellen – und idealerweise<br />

auch beantworten können.<br />

Gerade bei CM-Inhalten ist die mittelbar<br />

kommerzielle Absicht des Absenders häufig<br />

nicht deutlich erkennbar. Zudem dürften einer<br />

erdrückend großen Mehrheit der Medienkonsumenten<br />

weder der Begriff noch die Methoden<br />

des <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> geläufig sein. Deshalb<br />

ist es umso wichtiger, vor allem jüngeren<br />

Menschen (aber natürlich auch älteren) zu vermitteln,<br />

auf welche Weise <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />

die Nutzer für sich „gewinnen“ will. Werbegurus<br />

und CM-Verfechter mögen anführen, dass<br />

sich doch viele Konsumenten nur zu gerne von<br />

den Versprechen verführen ließen, die Produkte<br />

und ihre Hersteller ihnen machten. Freier<br />

Konsum für freie Verbraucher sozusagen. Wer<br />

sich verführen lassen will, soll sich verführen<br />

lassen. Doch dann zumindest sehenden Auges,<br />

als bewusste Entscheidung vor dem (Kauf-)Akt.<br />

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