Content Marketing
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Einleitung<br />
1 Einleitung:<br />
Die Invasion des „Unternehmensjournalismus“<br />
„Wir freuen uns schon, wenn Apple über die<br />
Arbeitsbedingungen in China berichtet oder<br />
Coca-Cola über die Segnungen der Globalisierung“,<br />
höhnte bereits vor einigen Jahren der<br />
2014 verstorbene FAZ-Mitherausgeber Frank<br />
Schirrmacher in einem Essay über die Zukunft<br />
des Journalismus (Schirrmacher 2012). Bösartige<br />
Übertreibung oder weise Voraussicht?<br />
Noch sind die Vorhersagen des Kulturkritikers<br />
Schirrmacher in dieser Form nicht eingetreten.<br />
Doch hat zum Beispiel Coca-Cola Deutschland<br />
im Jahr 2013 seine Unternehmenswebsite in<br />
ein Jugendmagazin namens Journey umgewidmet.<br />
Die Website verzeichnet nach einem<br />
rasanten Wachstum nun über vier Millionen<br />
Besuche pro Jahr, rund die Hälfte davon über<br />
mobile Endgeräte.<br />
Coca-Cola bildet beileibe keine Ausnahme,<br />
viele Unternehmen in Deutschland arbeiten mit<br />
ganz ähnlichen Publikationen. „Unternehmen<br />
entdecken zunehmend die Kraft von selbst<br />
publizierten, hochwertigen Inhalten, von Themen<br />
und von News“, schreibt dazu Bernhard<br />
Fischer-Appelt, Inhaber einer großen Hamburger<br />
Medienagentur. Und weiter: „Sie übernehmen<br />
gelegentlich die Rolle von Publizisten und<br />
entwickeln eigene Plattformen für die Publikationen.<br />
Der Weg zu einer klassischen Verleger-<br />
Rolle ist für einige Unternehmen nicht mehr<br />
weit“ (Fischer-Appelt 2013: 69).<br />
Und zu mancher Verlegerrolle gehört zuweilen<br />
auch schon ein gesellschaftspolitischer<br />
Einschlag. So bietet die Deutsche Post<br />
DHL allen Interessierten kostenlose Logistik-<br />
Nachrichten und breitet in einem „Zukunftsblog“<br />
ihre Visionen über Technik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft aus. Und der wiederholt in<br />
der öffentlichen Kritik stehende Lebensmittelkonzern<br />
Nestlé hat eine Website eingerichtet,<br />
um seine gesellschaftliche Verantwortung zu<br />
dokumentieren. Das Online-Magazin der Elektronikkette<br />
Mediamarkt setzt dagegen auf Unterhaltung<br />
und bekommt dazu auch Interviews<br />
von prominenten Schauspielern.<br />
Ohne Frage, Kundenmagazine gibt es schon<br />
seit Jahrzehnten. Doch die publizistische Beschallung<br />
hat seit einigen Jahren eine neue Dimension<br />
erreicht – vor allem die Digitalisierung<br />
der Kommunikation hat dies möglich gemacht.<br />
Heute können Unternehmen nicht mehr nur<br />
Bestandskunden erreichen, sondern auch die<br />
Kundschaft von morgen. Diese soll mit Hilfe von<br />
„werthaltigen“ Inhalten angezogen werden –<br />
sei es über eine Google-Suche im Internet, sei<br />
es auf Facebook, YouTube oder Twitter, sei es<br />
durch eine neue Smartphone-App.<br />
Die Methode dahinter nennt sich <strong>Content</strong><br />
<strong>Marketing</strong> (CM) und wird von ihren Verfechtern<br />
als Alternative zur Werbung angepriesen, denn<br />
immer mehr Mediennutzer blockieren Banner<br />
und schalten bei Spots einfach ab, und zwar<br />
im doppelten Sinne. Statt leerer Werbeversprechen<br />
will das CM die Konsumenten mit Inhalten<br />
gewinnen, die höchstens indirekt mit den zu<br />
verkaufenden Produkten zu tun haben sollen.<br />
So lautet zumindest die Kernbotschaft des<br />
<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong>. Oder in den Worten eines<br />
Brancheninsiders: „Die Marke ist die Bühne,<br />
der Inhalt ist der Star“ (Wegner 2014: 146).<br />
Die Formate, die den <strong>Content</strong> transportieren,<br />
können unterhaltend, nützlich oder informativ<br />
sein. Was ihnen gemein ist: Meist kom-<br />
Eine neue Dimension<br />
der kommerziellen<br />
Kommunikation<br />
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