Content Marketing
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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
Das vermeintliche Vorzeigeprojekt: Coca-Colas Journey<br />
Wer sich den Unterschied zwischen klassischer Produktvermarktung und <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
vor Augen führen möchte, möge bei den Websites von Coca-Cola Deutschland vorbeischauen.<br />
Die Seite coke.de präsentiert ordentlich die verschiedenen Coca-Cola-Sorten (light, zero<br />
etc.) und bietet sie mit allerlei Schnickschnack zum Kauf an. Bei coca-cola-deutschland.de<br />
begrüßt einen zwar ebenfalls eine rot gefärbte Website und der klassisch-vertraute Coca-<br />
Cola-Schriftzug, aber die Seite ist betitelt mit „Coca-Cola Journey“. Das Online-Magazin<br />
von Coca-Cola Deutschland wartet mit den Rubriken Happiness, Sport, Gesellschaft, Entertainment<br />
etc. auf. Wer etwas über das Unternehmen erfahren will, muss einen Extra-Reiter<br />
anklicken. So betreibt Coca-Cola einmal produktbezogenes, einmal inhaltsgetriebenes<br />
<strong>Marketing</strong>.<br />
Das 2013 ins Leben gerufene Online-Magazin Journey zählt in der Tat zu den ehrgeizigeren<br />
<strong>Content</strong>-<strong>Marketing</strong>-Projekten im deutschsprachigen Raum und wird deshalb auch gern<br />
von CM-Apologeten als Vorzeigeprojekt angeführt. Patrick Kammerer, Kommunika tionschef<br />
von Coca-Cola Deutschland, betont, dass Journey bewusst auf Augenhöhe und im Dialog<br />
mit den Nutzern kommunizieren wolle, anstatt wie früher „von einer Bühne herunter zu<br />
predigen“. Die Zahlen scheinen für den neuen Ansatz zu sprechen: Rund die Hälfte der Leserschaft<br />
ruft die Inhalte über mobile Endgeräte ab, zwei von drei Nutzern lesen nach dem<br />
ersten Artikel weiter, wobei sich die durchschnittliche Verweildauer derzeit noch auf ganze<br />
drei Minuten beläuft. Aber selbst darüber scheint sich Coca-Cola zu freuen. „Das passt gut“,<br />
sagt Kommunikationschef Kammerer. „Denn wir konzipieren die Geschichten so, dass sie<br />
etwa so lang sind, wie man braucht, um eine Coke zu trinken“ (Müller 2015).<br />
Obwohl – oder gerade weil – die braune Zuckerbrause nicht als besonders gesund gilt,<br />
tut das Unternehmen alles, um sich ein optimistisches, authentisches und soziales Image<br />
zu geben. Happiness und Lebensfreude, das sind die zentralen Botschaften der Seite.<br />
Der Titel beruht auf dem Sinnspruch „Success is not a destination, but a journey“ (Erfolg<br />
ist kein Ziel, sondern eine Reise) und verdeutlicht den Anspruch, nicht nur die Wahl der<br />
Getränke, sondern das ganze Leben ihrer Klientel zu begleiten. So geriert sich Journey in<br />
erster Linie als knalliges, aber sehr professionell aufgemachtes Lifestyle-Magazin für jüngere<br />
Leute. Hier gibt es einen bunten Mix aus Glücksrezepten, Berichten aus der Welt des<br />
Spitzen- und Freizeitsports, Start-up-Porträts und allmonatliche Serien wie die „Mama-AG“<br />
und Promi-Interviews unter dem Titel „Auf ’ne Coke mit …“. Beigemengt werden Pro-domo-<br />
Nachrichten, zum Beispiel zum 100. Geburtstag der klassisch geformten Coca-Cola-Flasche,<br />
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