Content Marketing
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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> und die Folgen<br />
4 <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> und die Folgen<br />
In Deutschland bringen Unternehmen wie<br />
auch zum Teil schon Verbände <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
breitflächig zum Einsatz. Dies hat Kapitel<br />
3 gezeigt. Um allerdings volle Wirkung zu<br />
erzielen, müssen die Unternehmenspublikationen<br />
auch bei den Mediennutzern ankommen.<br />
Der erste Teil des Kapitels widmet sich<br />
deshalb der Frage, wie dies aus Sicht der Medienpsychologie<br />
funktionieren soll. Im Fokus<br />
dieses Kapitels steht allerdings ein anderer<br />
Aspekt: Welche Auswirkungen hat das <strong>Content</strong><br />
<strong>Marketing</strong> auf die ohnehin schon krisengeschüttelten<br />
Medienhäuser und – damit eng<br />
verbunden – auf die Zunft der Journalisten? So<br />
viel vorweg: Die <strong>Content</strong> Marketers sind dabei,<br />
das klassische Berufsbild in ihrem Sinne<br />
umzudeuten. Damit tragen sie dazu bei, den<br />
Journalismus immer weiter zu entgrenzen und<br />
ihn seiner ureigenen Funktionen zu berauben:<br />
Kritik und Kontrolle.<br />
4.1 Die Wirkung auf die Konsumenten<br />
<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> soll nicht im Duktus eines<br />
Verkaufsgesprächs daherpoltern, so der allgemeine<br />
Lehrbuchkonsens, es will den Konsumenten<br />
vielmehr von hinten durch die Brust<br />
erreichen – bis ins Herz, in den Bauch und ins<br />
Hirn. Der Fokus liegt zwar auf Information und<br />
Nutzwert, kombiniert mit Unterhaltung, doch<br />
entscheidend ist letztlich die emotionale Ansprache.<br />
Dazu braucht es ein Vehikel, das nicht<br />
unmittelbar mit dem eigenen Produkt zu tun<br />
hat oder haben muss, aber Assoziationen wecken<br />
soll mit Werten, die auch das Unternehmen<br />
für sich und seine Marken beansprucht.<br />
Zum Beispiel Dynamik, Einsatzbereitschaft,<br />
Siegeswillen, aber auch Fairness. Was läge da<br />
näher, als das Thema Sport zum Vehikel für das<br />
<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> zu machen? So sind Lauterbach<br />
und Bongartz (2013: 184) überzeugt:<br />
„Kaum ein anderes Themenfeld weckt so viele<br />
Emotionen, hat so ein hohes Erlebnispotenzial<br />
und bietet die Möglichkeit, unendlich viele<br />
Geschichten zu erzählen.“ Genau diese „Geschichten“<br />
sind es, die Unternehmen wie Red<br />
Bull oder Adidas zum Thema Sport erzählen.<br />
Oder Daimler und LVMH zu Lifestyle und Luxus.<br />
Oder die Deutsche Telekom zum Thema Musik.<br />
Die Unternehmen üben sich hier eines wie<br />
das andere im Storytelling. Bernhard Fischer-<br />
Appelt (2013: 79 f.), Inhaber einer der führenden<br />
CM-Agenturen, legt den Machern ans Herz,<br />
vor allem mit archetypischen Geschichten (Gut<br />
gegen Böse, Suche nach Liebe und Erleuchtung<br />
etc.) und mit archteypischen Charakteren (der<br />
Normalo, der Outlaw, der Liebende etc.) zu<br />
arbeiten. Denn: „Archetypen lösen Reize aus,<br />
appellieren an unser Unterbewusstes; sie reduzieren<br />
die kognitive Komplexität zugunsten<br />
der Bauchentscheidung.“<br />
Zwingende Voraussetzung ist dafür allerdings,<br />
dass der Empfänger mit der übermittelten<br />
„Botschaft“ auch tatsächlich das macht,<br />
was ihr Absender will. Denn während ältere<br />
Medientheorien wie etwa die neomarxistische<br />
Kritische Theorie die Rezipienten als willfährige<br />
Opfer klassifiziert, die sich durch beliebige<br />
Inhalte des Senders manipulieren lassen, attestieren<br />
neue Theorien den Empfängern weit<br />
mehr Souveränität. So wählen die Mediennutzer<br />
nach dem Uses-and-Gratification-Ansatz<br />
Emotionen<br />
und Geschichten<br />
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