Content Marketing
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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
Auf Augenhöhe<br />
mit den klassischen<br />
Medien?<br />
Nebensatz Nadellas zu interpretieren. Freilich<br />
schauten sich Millionen anderer Interessierter<br />
das Videoblogpost mit dem neuen Microsoft-<br />
Chef an, ohne vorher auch nur einen Blick auf<br />
die Website eines klassischen Mediums geworfen<br />
zu haben.<br />
Ein reines Phänomen US-amerikanischer<br />
Kommunikationskultur? Mitnichten. Andreas<br />
Siefke, Vorsitzender des deutschen <strong>Content</strong><br />
<strong>Marketing</strong> Forum, hebt im Interview hervor,<br />
dass sich CM-Titel inzwischen auf Augenhöhe<br />
mit den klassischen Medien bewegten und diese<br />
mittlerweile sogar aus den Unternehmenspublikationen<br />
zitierten (siehe S. 64). „Warum<br />
dem Manager Magazin oder Rolling Stone<br />
überlassen, was ein Bank- oder Musikportal<br />
mit entsprechender Produktanbindung ebenfalls<br />
leisten kann?“, wirft Nils Jacobsen, Ex-<br />
Chefredakteur des E-Plus-Magazins Curved,<br />
provokant in den Raum (SinnerSchrader 2014:<br />
B26).<br />
Und Bernhard Fischer-Appelt (2013: 70)<br />
erhebt es sogar zu einer Notwendigkeit, dass<br />
sich Unternehmen mit <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
verstärkt in die öffentliche Meinungsbildung<br />
einschalten. „Die Menschen erwarten von einer<br />
Marke Geschichten, Erlebnisse oder sogar<br />
Sensationen“, schreibt der Agenturchef. „Dies<br />
wird nur möglich, wenn sich Brands so flexibel<br />
aufstellen, dass sie sich an aktuelle Gesellschaftstrends,<br />
Marktdiskussionen und Kontroversen<br />
andocken können.“ Dazu müssten sich<br />
die Unternehmen in ihren Publikationen an<br />
die tagesaktuelle Nachrichtenlage anpassen.<br />
Schöne Aussichten.<br />
4.5 Resümee: Folgen des <strong>Content</strong><br />
<strong>Marketing</strong><br />
Das <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> startet in Deutschland<br />
seine Offensive in einer Situation, in der sich<br />
der klassische und unabhängige Journalismus<br />
in einer tiefen Krise befindet. Dies bringt<br />
ihn noch mehr in Bedrängnis, während das<br />
Selbstbewusstsein auf Seiten der „Unternehmensjournalisten“<br />
so groß ist wie nie zuvor:<br />
Sie wähnen sich teils schon in der Champions<br />
League der Publizistik und wollen zumindest<br />
als gleichrangig mit den traditionellen Journalisten<br />
behandelt werden. Was ihrem Bestreben<br />
nach Aufwertung sicher hilft, ist die stärker<br />
werdende Wanderungsbewegung klassischer<br />
Journalisten in das <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong>.<br />
Langsam, aber sicher wird damit nicht nur<br />
ein Berufsbild, sondern der ganze Journalismus<br />
umgedeutet. Dieser soll nicht mehr über<br />
Haltung, sondern allein über Handwerk definiert<br />
werden. Damit würde Journalismus zu einer<br />
Form degradiert, deren Funktion nicht mehr<br />
klar erkennbar ist, und es würde Journalismus<br />
beliebig machen. Dies wird gesellschaftspolitisch<br />
vor allem dann bedenklich, wenn sich<br />
Unternehmen über ihre Publikationen zunehmend<br />
politisch äußern und positionieren. Ansätze<br />
dazu gibt es bereits.<br />
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