Content Marketing
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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
Der kleine Bruder<br />
der Werbung<br />
schen solche Magazine, selbst diejenigen, die<br />
ausschließlich im Business-to-Business(B2B)-<br />
Bereich unterwegs sind. Wie zum Beispiel der<br />
DAX-Konzern Linde mit seiner Zeitschrift Im<br />
Dialog, die das Gespräch rund um das sehr spezielle<br />
Thema Materialflusstechnik anregen will.<br />
Traditionell erscheinen die Kundenmagazine in<br />
gedruckter Form, heute sind sie größtenteils<br />
auch online verfügbar, häufig im PDF-Format,<br />
identisch mit der Print-Fassung.<br />
Im Gegensatz dazu arbeitet das <strong>Content</strong><br />
<strong>Marketing</strong> meist mit reinen Online-Magazinen.<br />
Was nur ein erstes Indiz ist. Denn CM, und<br />
das ist der Unterschied Nummer eins, nutzt<br />
die verschiedenen digitalen Kanäle insgesamt<br />
viel stärker als das Corporate Publishing – von<br />
der klassischen Website über soziale Medien<br />
wie Facebook, Twitter, Tumblr und Instagram<br />
bis hin zu mobilen Apps. Die Klaviatur ist also<br />
viel breiter und damit auch die Vielfalt der gespielten<br />
Musik. Oft werden ganze Noten angeschlagen<br />
wie bei den Kundenmagazinen,<br />
immer häufiger aber auch Achtelnoten wie<br />
bei einem Tweet. Die Digitalisierung erleichtert<br />
es – gerade auch im Gegensatz zu Print-<br />
Magazinen –, die Nutzung und damit auch den<br />
Erfolg der kommerziellen Kommunikation zu<br />
messen (Interview Siefke 2015).<br />
Unterschied Nummer zwei: Corporate Publishing<br />
soll in erster Linie Bestandskunden<br />
binden. Wer im Zug sitzt und die mobil durchblättert,<br />
hat bereits ein Ticket gelöst. Beim<br />
CM spielt die Kundenbindung zwar auch eine<br />
wichtige Rolle, doch vor allem dient es der<br />
Akquise neuer Kunden. Sie sollen überzeugt<br />
werden, baldmöglichst ein Ticket zu lösen. So<br />
nimmt es auch nicht Wunder, dass das CM –<br />
wie der Name suggeriert – aus dem <strong>Marketing</strong><br />
stammt. <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> ist gewissermaßen<br />
der kleine Bruder der Werbung, nur dass<br />
er meist nicht so aufdringlich und so laut daherkommt<br />
wie seine große Schwester (Bürker<br />
2015: 432; Burkhardt/Siefke 2013: 131-137;<br />
Pfannenmüller 2014: 16 f.).<br />
Langsam, aber heftig, lautet die Devise des<br />
<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong>. Und genau so lässt sich<br />
auch seine Wirkmacht in der gesamten Kommunikationsbranche<br />
beschreiben. Vor rund zehn<br />
Jahren setzte sich das CM-Konzept in Nordamerika<br />
durch, seit einiger Zeit hat es auch in<br />
Westeuropa und im deutschsprachigen Raum<br />
Fuß gefasst und wuchs sich zu einem regelrechten<br />
Hype in der Kommunikationsbranche aus.<br />
Vor allem der österreichische Energydrink-Hersteller<br />
Red Bull hat durch seine extrem offensive<br />
Medienarbeit den Boden bereitet (siehe<br />
Abschnitt 2.4). Ein Paradebeispiel bot Anfang<br />
2012 auch der Versicherungskonzern Ergo mit<br />
seiner Multimedia-Kampagne Karpatenhamster.<br />
Dabei war ein fiktiver Filmemacher, der seine<br />
Erlebnisse via Blog, Facebook, Video und<br />
andere soziale Medien sehr persönlich schildert,<br />
in Rumänien auf der Suche nach einer angeblich<br />
besonders begabten Hamsterart. Dass<br />
Ergo hinter der mehrmonatigen Aktion stand,<br />
wurde erst ganz zum Schluss verraten.<br />
Von Corporate Publishing kann bei Kampagnen<br />
wie der von Ergo kaum noch die Rede<br />
sein. Die traditionellen Unternehmenspublikationen<br />
mögen ihre Spuren hinterlassen haben,<br />
doch die Veränderungen, die das <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
in der Unternehmenskommunikation<br />
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