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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />

„Unternehmensjournalismus“<br />

–<br />

ein schwarzer<br />

Schimmel<br />

4.2.3 Die Umdeutung eines Berufsbildes<br />

Journalisten, die in die PR-Branche wechseln,<br />

sich aber weiter Journalist nennen, zum<br />

Beispiel „Unternehmensjournalist“: Ist das<br />

nicht ein Widerspruch in sich? Ein schwarzer<br />

Schimmel sozusagen? Was hier passiert, ist<br />

der mehr oder minder offene Versuch, das Berufsbild<br />

des Journalisten und damit letzthin<br />

auch den Journalismus umzudeuten.<br />

Mit Erfolg? Höchstwahrscheinlich würde<br />

nach wie vor die große Mehrheit der Bevölkerung<br />

bei aller Kritik am Beruf nicht vermuten,<br />

dass ein Journalist permanent im Geiste<br />

eines Unternehmens berichtet – es sei denn,<br />

er wäre von diesem geschmiert worden. Und<br />

die Kommunikationswissenschaft zieht erst<br />

recht eine klare Grenze: Neben einer Reihe<br />

anderer Merkmale wie<br />

Aktualität,<br />

gesellschaftliche Relevanz,<br />

Universalität (breites Themenspektrum),<br />

Publizität (Öffentlichmachen),<br />

Kontinuität (fortlaufende Berichterstattung)<br />

und<br />

Faktizität (Darstellung von Tatsachen)<br />

zeichnet sich der Journalismus demnach vor<br />

allem durch seine Autonomie aus. Unabhängigkeit<br />

bildet mithin das entscheidende konstituierende<br />

Merkmal des Journalismus. Er<br />

muss also möglichst weitgehend von politischen,<br />

ökonomischen und anderen Zwängen<br />

befreit sein, wenn er seine Funktion erfüllen<br />

soll. Diese Autonomie ist zwingende Voraussetzung<br />

dafür, dass der einzelne Journalist unabhängig<br />

recherchieren und berichten kann<br />

(vgl. Arlt/Storz 2016).<br />

Auf der Arbeitsebene bedeutet dies, dass<br />

sich Journalisten mit aller Kraft um Wahrheit<br />

und Wahrhaftigkeit bemühen und unparteiisch,<br />

sorgfältig, vollständig und ergebnisoffen<br />

recherchieren und informieren. Ein weiteres<br />

konstituierendes Merkmal besteht darin, für<br />

die Berichterstattung mindestens zwei voneinander<br />

unabhängige Quellen zu berücksichtigen<br />

und klar zwischen Bericht und Meinung<br />

zu unterscheiden.<br />

Ein Journalismus, der von vornherein im<br />

Interesse und zur Image- und Absatzförderung<br />

eines Unternehmens betrieben wird, kann also<br />

kein Journalismus sein. Selbst wenn er sich<br />

Brand Journalism nennt. Das Konstrukt eines<br />

intrinsisch „abhängigen Journalismus“ ist in<br />

sich ebenso widersprüchlich wie ein quadratischer<br />

Kreis. Es bleibt allenfalls die äußere Hülle<br />

eines soliden publizistischen Handwerks, das<br />

aber ganz eigene Zwecke verfolgt und originär<br />

journalistische Aufgaben umdeutet oder gänzlich<br />

ausklammert. Oder ließe sich ein Adidas-<br />

„Markenjournalist“ denken, der seiner Informationspflicht<br />

nachkommt, indem er völlig neutral<br />

die aktuellen Geschäftszahlen seines großen<br />

Konkurrenten Puma präsentiert und mit den<br />

schlechteren Zahlen des eigenen Hauses vergleicht?<br />

Der investigativ tätig ist und Doping-<br />

Skandale im Spitzensport aufdeckt? Oder sich<br />

gar in einem Kommentar gesellschaftskritisch<br />

mit den astronomischen Einkünften einiger<br />

weniger Spitzenfußballer auseinandersetzt?<br />

Nicht ohne Grund trifft die Kommunikationswissenschaft<br />

eine klare definitorische<br />

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