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Content Marketing

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Rückschlüsse: Was zu tun ist<br />

als probate Strategie fungieren, um die politische<br />

Publizistik zu subventionieren. Doch hat<br />

sich zum Beispiel der führende Axel-Springer-<br />

Konzern für eine radikalere Variante entschieden:<br />

Seine große Zahl an Regionalzeitungen<br />

und Zeitschriften hat er verkauft, um nun allein<br />

mit dem Boulevardblatt Bild, seinem seriösen<br />

Flaggschiff Welt und dem TV-Nachrichtensender<br />

N24 politische Debatten zu beeinflussen. Ein<br />

Einzelfall? Springer hat mit seinen Geschäftsmodellen<br />

wiederholt anderen Medienhäusern<br />

als Vorbild gedient.<br />

Obwohl in der <strong>Content</strong>-<strong>Marketing</strong>-Szene das<br />

Motto „Jedes Unternehmen zu einem Medienhaus!“<br />

kursiert, betont Andreas Siefke, Vorsitzender<br />

des Verbands <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> Forum:<br />

„Grundsätzlich wollen Unternehmen nicht mit,<br />

sondern über das Medium Geld verdienen“<br />

(Siefke 2015). Anders formuliert: Medien sind<br />

für Nicht-Medienunternehmen allein Mittel zum<br />

Zweck. Für Medienunternehmen sind sie der<br />

Zweck schlechthin. Doch wie lange noch lässt<br />

sich so eine strikte definitorische Trennung aufrechterhalten,<br />

wenn sich klassische Medienhäuser<br />

in ihrer Gesamttätigkeit und damit institutionell<br />

immer weiter vom Journalismus entfernen,<br />

während Unternehmen anderer Branchen<br />

in unterschiedlichem Ausmaß, aber doch zunehmend<br />

das betreiben, was sie als „Journalismus“<br />

verkaufen?<br />

Hier zeichnet sich eine gewisse Branchenkonvergenz<br />

ab, die noch dadurch verstärkt wird,<br />

dass die Medienunternehmen beim <strong>Content</strong><br />

<strong>Marketing</strong> selbst mit von der Partie sind. Über<br />

eigens dafür geschaffene Abteilungen, die Konzerne<br />

und Verbände bei ihrem CM unterstützen,<br />

aber auch über CM-Aktivitäten für eigene Tochtergesellschaften<br />

wie zum Beispiel beim Karrierenetzwerk<br />

Xing von Burda.<br />

Alles deutet also darauf hin, dass sich die<br />

klassischen Medienhäuser – nicht alle, aber<br />

auch nicht wenige – auf ein gefährliches Spiel<br />

einlassen. Indem sie quasi um jeden Preis Werbeeinahmen<br />

erzielen wollen, lassen sie sich auf<br />

fragwürdige Werbemethoden und Geschäftsmodelle<br />

ein. Sie geben durch ihre Diversifizierung<br />

ihre eindeutige Identität und ihr scharfes Profil<br />

auf. Und sie mischen bei einem Geschäft mit,<br />

das sie als ihren „natürlichen Feind“ betrachten<br />

müssten. Sägen sie damit den ohnehin schon<br />

dünnen Ast ab, auf dem sie sitzen? Auf jeden<br />

Fall dürfen sie sich nicht wundern, wenn das<br />

Vertrauen der Mediennutzer weiter schwindet,<br />

weil die qualitativen, in jedem Fall aber deutlich<br />

wahrnehmbaren Unterschiede zum <strong>Content</strong><br />

<strong>Marketing</strong> geringer werden.<br />

5.3 Die Mediennutzer<br />

Arme, reiche Mediennutzer. Sie erhalten durch<br />

das <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong> von Unternehmen und<br />

Verbänden ein noch reichhaltigeres Angebot<br />

an Inhalten, werden umgarnt mit Service und<br />

appetitlich zubereiteten Infohäppchen. Der Informationsüberfluss<br />

wird dadurch aber noch<br />

größer, schwerer durchschaubar und verdaubar.<br />

Die CM-Produzenten werden natürlich argumentieren,<br />

dass ihre Inhalte Mehrwert für<br />

den Nutzer schaffen. Ob dies so ist, soll tatsächlich<br />

jeder Mediennutzer für sich entscheiden.<br />

Doch allein mit dem Mehrwert-Argument<br />

ist es nicht getan.<br />

Immer weniger<br />

Unterschiede zwischen<br />

Unternehmen und<br />

Medienhäusern<br />

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