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<strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
Enährungsindustrie<br />
übt Medienschelte<br />
So ist dann auch leicht zu erklären, dass<br />
auf dieser Seite die Energieformen „Solar“<br />
und „Bioenergie“ weniger Einträge haben und<br />
diese meist deutlich älter sind als diejenigen<br />
der Rubrik „Wind“. Die auf Windenergie ausgerichteten<br />
Verbandsinteressen dominieren<br />
also die Inhalte, obwohl man, dem Titel und der<br />
Aufmachung der Seite nach zu urteilen, eine<br />
nichttendenziöse Darstellung aller erneuerbaren<br />
Energien erwarten dürfte.<br />
Eine Branche, die kritisch-kontrovers von<br />
der Öffentlichkeit beobachtet wird, ist die Ernährungsindustrie.<br />
Das Blog der Bundesvereinigung<br />
der deutschen Ernährungsindustrie (BVE)<br />
filetspitzen.de könnte Vorbildfunktion für andere<br />
derart im Fokus stehende Branchen erlangen.<br />
Es ist recht einfach gestrickt und bläst lauthals<br />
zur Gegenattacke auf konsum- beziehungsweise<br />
industriekritische Positionen, wie sie von der<br />
Nichtregierungsorganisation Foodwatch oder<br />
von den Verbraucherzentralen bezogen werden.<br />
„Wir finden, dass die Lebensmittelbranche zu<br />
Unrecht an den Pranger gestellt wird“, erklärt<br />
BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff<br />
auf der Website sein Anliegen. Und fährt fort<br />
mit einer Medienschelte, wie sie derzeit in<br />
Mode ist: „Pointiert, meinungsstark und auch<br />
mit einem Augenzwinkern bieten wir hier eine<br />
Plattform für spitze Federn, die dem medialen<br />
Mainstream des Industrie-Bashing Paroli<br />
bieten!“<br />
Mit den spitzen Federn meint Minhoff neben<br />
einigen Gastautoren vor allem sich selbst<br />
sowie Honorarprofessor Ulrich Nöhle, erprobter<br />
Krisenkommunikator und Interimsmanager<br />
in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.<br />
Die einzelnen „Filetspitzen“ tragen illustre Titel<br />
wie „Die Mär vom bösen Weißmehl und Weißbrot“,<br />
„Die Sache mit dem Pferd“ (genauer:<br />
Pferdefleisch) oder „Weihnachten – alles ungesund?“<br />
Der Verband will damit „Ernährungsmythen“<br />
widerlegen, nimmt es mit der Transparenz<br />
in eigener Sache aber nicht so genau.<br />
Der Leser muss schon bis ans Ende der Seite<br />
scrollen und das Impressum anklicken, bis klar<br />
wird, dass die Lobby der Ernährungsindustrie<br />
hinter dem Blog steht.<br />
Dass die Verbände mit <strong>Content</strong> <strong>Marketing</strong><br />
bisher noch eher experimentieren, als es sehr<br />
offensiv einzusetzen, scheint mehrere Ursachen<br />
zu haben. Viele Verbände wollen vor allem seriös<br />
erscheinen und pflegen deshalb eine eher<br />
konservative Kommunikationskultur. Zudem erscheinen<br />
einige Themen zu sperrig, etwa wenn<br />
es um komplizierte Regulierungsfragen geht,<br />
als dass man sie in ein launiges Story telling-<br />
Format kleiden könnte. Dennoch gibt es erste<br />
Verbände, die dieses vermeintliche Wagnis<br />
eingehen – etwa der Gesamtverband der Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft (GDV) (siehe<br />
Kap. 4.2.2). Weitere könnten diesem Beispiel<br />
bald folgen.<br />
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