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Winter (26,7 MB)

| Not sehen - und Handeln – Coverinterview mit Michael Landau und Klaus Schwertner | | Zu Tisch mit … Andreas Hawlik und Evgeni Gerginski | | Exklusiv im Fokuas-Interview: Vassili Tolstunov, Sebastian G. Nitsch, Robert Yen, Herbert Hetzel, Florian Halder und Bernhard Klein, Karin Fuhrmann und Gerald Kerbl | | Kommentare unter anderem von Andreas Kreutzer, Eugen Otto, Gunther Maier, Philipp Kaufmann und Alexander Bosak, Sebastian Beigelböck, Frank Brün, Hans Jorg Ulreich, Georg Spiegelfeld, Georg Flodl, Hania Bomba, Alexandra Bauer, Jenni Wenkel, Christop Kothbauer |

| Not sehen - und Handeln – Coverinterview mit Michael Landau und Klaus Schwertner |
| Zu Tisch mit … Andreas Hawlik und Evgeni Gerginski |
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| Kommentare unter anderem von Andreas Kreutzer, Eugen Otto, Gunther Maier, Philipp Kaufmann und Alexander Bosak, Sebastian Beigelböck, Frank Brün, Hans Jorg Ulreich, Georg Spiegelfeld, Georg Flodl, Hania Bomba, Alexandra Bauer, Jenni Wenkel, Christop Kothbauer |

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D<br />

er Klimawandel ist in vollem Gange. Das hat massive<br />

Auswirkungen auf die gebaute Umwelt, speziell<br />

auf dichte städtische Bereiche, in denen der globale<br />

Temperaturanstieg durch das lokale Phänomen der<br />

Hitzeinselbildungen noch verstärkt wird. Hier verbringen<br />

viele Menschen auf engem Raum den Großteil ihrer Lebenszeit<br />

in und um Gebäude. In zwei Studien bearbeiten breitaufgestellte Wissenschafterteams<br />

dazu die Fragen: Was bedeuten diese sich verschärfenden<br />

Klimabedingungen für das Wohlbefinden und die Gesundheit der<br />

Menschen? Wie fit sind eigentlich diverse Normen, Gesetze, Richtlinien<br />

und Verordnungen, was den Klimawandel und seine konkreten Folgen<br />

angeht? Erste Ergebnisse liegen nun vor und die Bandbreite der betroffenen<br />

Materien erstaunt – im Folgenden ein paar Schlaglichter.<br />

Die primäre Ursache für die Entstehung von urbanen Hitzeinseln ist<br />

die Versiegelung von Flächen in unseren Städten. Versiegelte Böden,<br />

Wände und Dächer weisen eine hohe thermische Speichermasse auf.<br />

Vegetationsbedeckte Flächen wirken diesem Effekt entgegen, indem sie<br />

sich weniger Aufheizen, Wärme in geringerem Ausmaß speichern und<br />

durch Verdunstung aktiv zur Kühlung beitragen. Im Sommer sorgt das<br />

Blattwerk für Schatten. Auch Niederschlag kann mit Pflanzen und Substraten<br />

effektiv gepuffert werden. Ziel ist es Wasser, das aufgrund des<br />

Klimawandels zunehmend unregelmäßig zur Verfügung steht, so lange<br />

und umfassend wie möglich zu speichern und verzögert wieder abzugeben.<br />

So können Pflanzen ausreichend versorgt werden, das Kanalnetz<br />

wird entlastet, das Hochwasserrisiko gemindert und die Verdunstung<br />

wirkt sich kühlend auf das urbane Klima aus. Freiräume fungieren darüber<br />

hinaus als wichtige Frischluftschneisen. Es gilt, den Luftmassenaustausch<br />

zu gewährleisten und so die wichtige nächtliche Abkühlung<br />

sicherzustellen.<br />

Das Zusammenspiel von Baukörpern und Freiräumen muss funktionieren.<br />

Aus Sicht normativer Vorgaben besteht hier entgegen der allgemein<br />

beklagten Normenflut ein Defizit an Regulativen beziehungsweise an<br />

gleichwertiger Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen. So stellte<br />

sich im Zuge von Stakeholder Workshops heraus, dass das Hauptziel<br />

der Bundesgesetz StVO die „Sicherstellung des Verkehrsflusses“ ist. In<br />

Zukunft solle aber auch das Thema „Aufenthaltsqualität“ ein Kernziel<br />

darstellen. Hier sei es notwendig, „einen gewissen Mut zum Konflikt<br />

aufzubringen“, so die Teilnehmer. Es fehle zudem an Bestimmungen<br />

zur unterirdischen Bebauung von Flächen. So wird es notwendig sein,<br />

Versiegelungsgrade nicht nur für oberirdische, sondern auch für unterirdische<br />

Bebauung zu definieren. Als weiterer Vorschlag in diesem Zusammenhang<br />

wurde erwähnt, dass es zu einer Art „Beweislastumkehr“<br />

kommen sollte, in der davon auszugehen ist, dass Bodenflächen grundsätzlich<br />

durchlässig sind und die Notwendigkeit eine Fläche zu versiegeln,<br />

begründet werden muss. Die strikte Trennung von Privatliegenschaften<br />

und öffentlichem Raum machen es schwierig Dachabwässer<br />

zur Versorgung von öffentlichen Grünräumen zu nutzen. Als weiteres<br />

Problem wurde der <strong>Winter</strong>dienst genannt. Dieser verhindert durch den<br />

Salzeintrag viele klimaförderliche Lösungen zum Regenwassermanagement.<br />

Als Alternative zur Salzstreuung wurde eine Geschwindigkeitsbeschränkung<br />

für jene Tage im Jahr vorgeschlagen, an denen winterliche<br />

Fahrverhältnisse vorliegen.<br />

Wenn es gelingt, die städtischen Außenräume auf Basis klimamoderierender<br />

Regelungen in Hinsicht auf das Wohlbefinden der Menschen zu<br />

verbessern, ist auch die Anpassung der Gebäude mit ihren Innenräumen<br />

eher möglich. Hier zeigt sich die Notwendigkeit einer Datenanpassung.<br />

So erfolgt die Berechnung des Heizwärme- und Kühlbedarfs aktuell nach<br />

ÖNORM B 8110-6. Dafür wird die mittlere Außentemperatur jedes Monats<br />

nach ÖNORM B 8110-5 herangezogen. Als Datenquelle dafür dienen<br />

gemessene Klimadatensätze aus 30 Jahren (zwischen 1978 und 2007). Da<br />

der Heizwärmebedarf ein Ergebnis des Energieausweises darstellt, ist<br />

eine zukünftige Aktualisierung der gemessenen Klimadatensätze auch<br />

in Hinsicht auf eine ressourcenschonende Dimensionierung von haustechnischen<br />

Anlagen von Bedeutung.<br />

Nach ÖNORM B 8110-3 wird die operative Raumlufttemperatur im<br />

Sommerfall berechnet. Als Grundlage dient ein Tagesgang der Außenlufttemperatur.<br />

Dieser errechnet sich aus dem Tagesmittelwert, welcher<br />

wiederum aus gemessenen Klimadatensätzen des Zeitraums 1981 bis<br />

2000 stammt. Vor dem Hintergrund der zukünftig zunehmenden Bedeutung<br />

der Kühlung von Wohnräumen bedarf es auch hier einer Anpassung<br />

an aktuelle und prospektive Klimadatensätze. Außerdem bildet<br />

der Tagesgang der Außenlufttemperatur in der ÖNORM B 8110-3 Anhang<br />

A keine Hitzeinseleffekte im urbanen Bereich ab, wodurch es vor<br />

allem in heißen Sommernächten zu Überwärmung kommen kann. In<br />

diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Gebiete in denen urbane<br />

Hitzeinseln auftreten, nicht in den Flächenwidmungen ausgewiesen<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

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