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4.1.2 4.1.2 Diagnostische Diagnostische Merkmale Merkmale Die psychiatrischen Diagnosen der Patienten wurden ebenfalls im Rahmen der Aktenanalyse erhoben. Erfasst wurden dabei die aktuellen Diagnosen, die der Epikrise des Patienten oder der (letzten) Stellungnahme der Klinik für die Strafvollstreckungskammer entnommen werden konnten. Waren diese Dokumente nicht vorhanden oder enthielten sie keine Diagnose, wurden ergänzende Dokumente, die aus dem WZFP stammten und eine ärztliche Diagnose enthielten, ausgewertet. Die Angaben zur jeweiligen Hauptdiagnose wurden der klinikinternen Basisdokumentation entnommen und mit den Ergebnissen der Aktenanalyse abgeglichen. Welche Hauptdiagnosen bei den Patienten vorlagen, ist Tabelle 7 zu entnehmen. In der Gesamtstichprobe stehen dabei Persönlichkeitsstörungen an erster Stelle, sie wurden bei rund zwei Fünftel aller Patienten (n = 28) diagnostiziert. Bei den beurlaubten Patienten machten Persönlichkeitsstörungen sogar über die Hälfte aller Hauptdiagnosen aus. Dieses Ergebnis entspricht der Feststellung von Dimmek und Bargfrede (1996), dass weniger als die Hälfte der im WZFP untergebrachten Patienten unter einer psychischen Erkrankung im engeren Sinne leiden, sondern mehrheitlich Persönlichkeitsstörungen im Vordergrund stehen. „Klassische“ psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenien wurden bei einem Anteil von 31,9 % der Gesamtstichprobe (n = 22) festgestellt. An dritter Stelle der häufigsten Hauptdiagnosen stehen Intelligenzminderungen, die bei einem knappen Fünftel der Patienten (n = 13) diagnostiziert wurden. Dabei handelte es sich ausnahmslos um leichte Intelligenzminderungen (F70), die in sieben Fällen (53,9 %) von einer „deutlichen Verhaltensstörung“ begleitet wurden, „die Beobachtung oder Behandlung erfordert“ (Dilling, Mombour, Schmidt & Schulte- Markwort, 2000, S. 169). Tab. 7: Psychiatrische Hauptdiagnosen nach ICD-10 (N = 69) Diagnose beurlaubte Patienten entlassene Patienten sonstige Patienten Gesamt- stichprobe n % n % n % n % Persönlichkeitsstörungen F60 15 53,6 12 34,3 1 16,7 28 40,6 Schizophrenie F20 und schizo- affektive Störungen F25 8 28,6 12 34,3 2 33,3 22 31,9 Intelligenzminderungen F70 3 10,7 8 22,9 2 33,3 13 18,8 organische Störungen F06 und F07 2 7,1 2 5,7 - - 4 5,8 Störungen der Sexualpräferenz F65 - - 1 2,9 - - 1 1,5 Störungen durch Alkohol F10 - - - - 1 16,7 1 1,5 Gesamt 28 100,0 35 100,1 6 100,0 69 100,1 Der Anteil von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen entspricht genau dem Anteil persönlichkeitsgestörter Patienten der forensischen Ambulanzen im Rheinland (Schiffer & Seifert, 2002). Allerdings wies dort fast die Hälfte aller Patienten (48,5 %) - und damit die Mehrheit - eine schizophrene oder affektive Psychose auf. Der Anteil von Intelligenzminderungen war mit nur 3,0 % erheblich kleiner als der Anteil von Intelligenzminderungen in der betreuten Patientengruppe des WZFP. Im Projektzeitraum wurden aus dem WZFP ebenso viele Patienten mit Persönlichkeitsstörungen wie schizophrene Patienten entlassen; ein Blick auf die beurlaubten Patienten zeigt, dass sich darunter sogar fast doppelt so viele persönlichkeitsgestörte wie schizophrene Patienten finden. Auch unter Berücksichtigung der geringeren Betten- 21
zahl der Abteilung Klinische Psychiatrie bestätigen die vorliegenden Zahlen nicht den von Seifert, Kahn und Bolten (2001) in der Prognosestudie beschriebenen Trend einer Zurückhaltung bei der Entlassung von Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung. Eine differenziertere Betrachtung der Persönlichkeitsstörungen, die bei insgesamt 28 Patienten als Hauptdiagnose festgestellt wurden, findet sich in Tabelle 8. Daraus wird ersichtlich, dass in fast einem Drittel der Fälle (n = 9) eine sonstige spezifische Persönlichkeitsstörung (F60.8) 8 diagnostiziert wurde, gefolgt von einem Viertel emotional instabiler Persönlichkeitsstörungen (n = 7) - davon vier vom Borderline-Typus, zwei vom impulsiven Typus und eine ohne Angabe des Subtypus. Die dritthäufigste diagnostizierte Persönlichkeitsstörung war die dissoziale Persönlichkeitsstörung (F.60.2) mit knapp einem Fünftel der Fälle (n = 6). Tab. 8: Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 (N = 28) Persönlichkeitsstörung Anzahl Prozent sonstige spezifische Persönlichkeitsstörung F60.8 9 32,1 emotional instabile Persönlichkeitsstörung F60.3 7 25,0 dissoziale Persönlichkeitsstörung F60.2 6 21,4 histrionische Persönlichkeitsstörung F60.4 3 10,7 paranoide Persönlichkeitsstörung F60.0 2 7,1 schizoide Persönlichkeitsstörung F60.1 1 3,6 GESAMT 28 99,9 Insgesamt wurden für die 69 Patienten der Gesamtstichprobe 139 psychiatrische Diagnosen vergeben, dies entspricht rund zwei Einzeldiagnosen pro Patient. Bei 19 Patienten (27,5 %) wurde nur eine Störung diagnostiziert, bei 32 Patienten (46,4 %) wurden zwei Störungen und bei 18 weiteren Patienten (26,1 %) wurden drei oder mehr Störungen diagnostiziert. Zusätzlich zu einer ersten oder zweiten Diagnose wies rund jeder dritte Patient (n = 24) eine Suchterkrankung im Zusammenhang mit Alkohol und/oder Drogen auf. 4.1.3 4.1.3 Rechtliche Rechtliche Situation Situation und und Merkmale Merkmale der der Unterbringung Unterbringung Unterbringung Vordelikte Angaben zu Straftaten, die vor dem Unterbringungsdelikt begangen wurden, fanden sich bei 48 Patienten (69,6 %), wobei zu beachten ist, dass nicht jedes Vordelikt auch zu einer Verurteilung geführt haben muss. Insgesamt wurden 192 Vordelikte berichtet - wobei bei einem Patienten allein 23 verschiedene Vordelikte erfasst wurden, zum Teil mehrfach. Für die Darstellung in Tabelle 9 wurden die einzelnen Vordelikte - soweit dies möglich war - zu Kategorien entsprechend der Abschnitte des StGB zusammengefasst. 8 Wenn keine der vorausgehenden Rubriken passt, aber das klinische Bild die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung [...] trotzdem erfüllt, sollte diese Kodierung gewählt werden. Bei Kodierung F60.8 wird empfohlen, die spezifische Störung kurz zu beschreiben (Dilling et al., 2000, S. 155). 22
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