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Paul Pawlowitsch – eine Skizze - Rotes Antiquariat

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Seite 144 I Januar 2011<br />

hörige, die helfen ja doch hehlen und schweigen. Wir<br />

werden's nicht thun; wir werden stets den Fuss im<br />

Bügel haben, und wer da lügt, muss Prügel haben“.<br />

Grossmann verteidigt in <strong>eine</strong>m Antwortschreiben in<br />

der Nr. 3 vom 15. Januar s<strong>eine</strong> Position, die Sozialdemokratie<br />

als „Brücke“ zu den sozialdemokratischorientierten<br />

proletarischen Massen zu gebrauchen:<br />

„Unsere Aufgabe ist, die hervorragenderen Talente,<br />

welche von vergangenen Zeiten her, wie Zibeben im<br />

Kuchen, in dieser Masse stecken, herauszusuchen. Erst<br />

dann werden wir das Bild <strong>eine</strong>r r<strong>eine</strong>n Demokratie<br />

betrachten können. Aber wir <strong>–</strong> vergessen wir das k<strong>eine</strong>n<br />

Moment! <strong>–</strong> wollen <strong>eine</strong> Höherentwicklung des<br />

sozialistischen Genossen bedeuten: den sozialistischen<br />

Menschen. Wir werden die höheren Typen nur<br />

durch höhere Argumente erobern können. Je nobler<br />

wir uns benehmen, um so machtloser werden die Beschimpfungen<br />

der Agitatoren“. Des weiteren enthält<br />

Titel-Nr. 277<br />

dieser Band die Debatte um die Parlamentarismus-<br />

Frage und die „Diskussion über den Wert des Parlamentarismus“ zwischen Malatesta<br />

und Merlino. Merlino verteidigt dabei in der Nr. 6 vom 5. Februar die Taktik der parlamentarisch-republikanischen<br />

Tätigkeit gegenüber den Auswüchsen der absolutistischen<br />

Autokratie: „Der Parlamentarismus ist nicht der Phönix der politischen Systeme:<br />

alles Andere! Aber so schlecht er auch sei, so ist er doch immer noch besser als der<br />

Absolutismus, dem wir mit grossen Schritten entgegengehen“. Errico Malatesta kontert<br />

in der Nr. 7 vom 12. Februar: „Die Anarchisten bleiben wie je entschiedene Gegner des<br />

Parlamentarismus und der parlamentarischen Taktik“. In der Nr. 4 vom 28. Januar fordert<br />

M. Malaschitz in <strong>eine</strong>m flammenden Appell zur Profilschärfe von „Der Sozialist“<br />

auf: „Fort deshalb mit aller Schlappheit! Greifen wir bei unserer Agitation gegen den<br />

Staat öfter und ausgiebiger als bisher in die Taschen und langen wir heraus, was gerade<br />

geht, dann wird der „Sozialist“ <strong>–</strong> ein absonderlicher Name für ein anarchistisches<br />

Organ, nicht wahr? <strong>–</strong> nicht nur in die Lage versetzt sein, alle fälligen Nummern <strong>eine</strong>s<br />

Jahrgangs herausgeben zu können, sondern, was die Hauptsache wäre, in vergrössertem<br />

Umfange ersch<strong>eine</strong>n“. Die Tendenz ging nun in den Folgemonaten allerdings in<br />

<strong>eine</strong> andere Richtung: „Der Sozialist“ war in akuter Finanznot und befand sich am existenziellen<br />

Abgrund. In der Nr. 10-14 vom 8. April wird der geneigten Leserschaft die<br />

Veränderung von Erscheinungsweise und Format von „Der Sozialist“ mitgeteilt, die ein<br />

Ergebnis der chronischen Geldsorgen ist: „Nachdem wir nichts unversucht gelassen<br />

haben, was geeignet schien, uns die regelmässige Herausgabe des „Sozialist“ und des<br />

„Armen Konrad“ trotz des an der Tagesordnung stehenden Geldmangels zu ermöglichen,<br />

bleibt uns nichts weiter übrig, als <strong>eine</strong> gründliche Aenderung der bisherigen<br />

Verhältnisse vorzunehmen. Infolgedessen haben wir uns entschlossen, den „Sozialist“<br />

zu <strong>eine</strong>r Monatsrevue umzugestalten, zum Preise von 10 Pfg., und als Wochenblatt den<br />

„Armen Konrad“ bestehen zu lassen, der fortan in grossem Format, 4 Seiten stark, erscheint“.<br />

Im Maiheft setzt sich Landauer ironisierend mit dem „neusozialdemokratischen<br />

Opportunismus“ anhand von Bernsteins Buch „Die Voraussetzungen des<br />

Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie“ auseinander: „Wir Anarchisten<br />

aber erleben das possierliche Schauspiel, das jetzt die Theoretiker der Sozialdemokratie<br />

sich über Fragen erhitzen, an denen wir uns längst die Schuhsohlen abgelaufen haben.

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