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Paul Pawlowitsch – eine Skizze - Rotes Antiquariat

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Seite 148 I Januar 2011<br />

erst <strong>eine</strong> noch weitere Entwicklung des Kapitalismus abgewartet werden müsse, die<br />

den Sozialismus bringen werde. Wir sind vielmehr der Meinung, daß, je weiter sich der<br />

Kapitalismus und die geistige Verödung, die er mit sich führt, verbreitet, um so schwerer<br />

die Aufgabe derer wird, die die Menschen unsres Landes zum Volk und zur Kultur organisieren<br />

wollen. Wir sind nicht der Meinung, daß der Fortschritt in unsrer Zeit unverkennbar<br />

sei. Wir sind vielmehr der Meinung, daß überall, wohin man blickt, die Zeichen<br />

des Verfalls, der Gemeinheit, der Wüstheit zu finden sind; daß es die Einzelnen sind, die<br />

sich diesem Untergang des Gemeingeistes und des individuellen Geistes entgegenstemmen<br />

müssen. Der Sozialismus ist <strong>eine</strong> geistige Bewegung <strong>–</strong> aus dieser Erkenntnis<br />

heraus sind wir vorgegangen und werden wir weiterhin handeln“. Die Nummer 7 vom<br />

1. April 1910 enthält <strong>eine</strong>n Nachruf auf Josef Peukert, in dem gleichzeitig Johann Most<br />

als Intrigant denunziert wird: „Josef Peukert ist am 3. März in Chicago im Alter von 56<br />

Jahren gestorben. Eine starke Natur, <strong>eine</strong>r der treuesten Kämpfer und <strong>eine</strong>s der Opfer<br />

der revolutionär-sozialistischen Arbeiterbewegung ist mit ihm aus dem Leben gegangen<br />

(...) Peukert ist um s<strong>eine</strong>r Gesinnung willen freiwillig Proletarier geworden und<br />

geblieben und ist um s<strong>eine</strong>r Gesinnung willen in Elend und Einsamkeit gegangen. Er<br />

hat im Anfang der achtziger Jahre die revolutionär-sozialistische Bewegung in Österreich<br />

mitschaffen helfen, hat die Wiener „Zukunft“ redigiert und war der furchtbarsten<br />

Verfolgung durch Polizei und Gerichte ausgesetzt. Später war er in London <strong>eine</strong>r der<br />

Hauptmitarbeiter der „Autonomie“, in der er den kommunistischen Anarchismus vertrat.<br />

Zu den schwärzesten Blättern in der Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung<br />

gehört die Hetze, die aus Anlaß der Gefangennahme John Neves (1887) gegen<br />

Peukert von Seiten einiger Feinde in den eigenen Reihen, die sich mit gehässig wütenden<br />

Sozialdemokraten und sogar <strong>eine</strong>m geständigen Polizeiagenten verbündet hatten,<br />

inszeniert wurde. Insbesondere Johann Most, der immer bis zur Niedertracht gegangen<br />

ist, wenn Kameraden s<strong>eine</strong> Eitelkeit gereizt hatten, hat sich viele Jahre hindurch<br />

in dieser Verleumdungskampagne betätigt und hat die Unwahrheiten und den<br />

Schimpf, der er angetan hat, nie wieder gut gemacht, auch nicht, nachdem <strong>eine</strong> unparteiische<br />

Untersuchungskommission in Chicago endlich 1894 öffentlich erklärt hatte,<br />

daß es sich in den Angriffen auf Peukert um nichts als Verleumdungen gehandelt hatte.<br />

Wir sind der Meinung, die Redakteure <strong>eine</strong>s Blattes, wie es die New-Yorker „Freiheit“ ist,<br />

dürften sich nicht auf den erbärmlichen Standpunkt der Redaktionstradition oder der<br />

falschen Pietät stellen. Wenn auch das Blatt von Johann Most gegründet und jahrlang<br />

glänzend redigiert worden ist, wenn auch Most in s<strong>eine</strong>r guten Zeit ein prachtvolles<br />

Temperament und ein Stilist ersten Ranges gewesen ist, so sollte das Blatt doch jetzt<br />

endlich die Wahrheit Wahrheit sein lassen (...)“. Peukerts Erinnerungen sind 1913 im<br />

Verlag „Der Sozialist“ von G. Landauer herausgegeben worden. In der Nr. 14 vom 15. Juli<br />

sind „Die zwölf Artikel des Sozialistischen Bundes“ enthalten. In Artikel 5 wird der proletarische<br />

Klassenkampfgedanke verworfen, wenn es heißt:„Der Soziaistische Bund umfaßt<br />

alle arbeitenden Menschen, die die Gesellschaftsordnung des Sozialistischen<br />

Bundes wollen. S<strong>eine</strong> Aufgabe ist weder proletarische Politik noch Klassenkampf, die<br />

beide notwendiges Zubehör des Kapitalismus und des Gewaltstaates sind, sondern<br />

Kampf und Organisation für den Sozialismus“. Enthält des weiteren u.a. die Fortsetzungsartikel<br />

„Marxismus und Sozialismus“ von Gustav Landauer und „Das Gesetz der<br />

Armut“ von P. J. Proudhon sowie das Mühsam-Gedicht „Zum 13. Oktober“. Exemplare in<br />

<strong>eine</strong>m exzellenten Zustand. 400,00 €<br />

281. Sozialist, Der. Organ des Sozialistischen Bundes. 3. Jahrgang, Nr. 1, 1. Januar<br />

1911 bis Nr. 24, 15. Dezember 1911. Robert Hentzschel, Berlin, Max Müller, Berlin.

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