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Paul Pawlowitsch – eine Skizze - Rotes Antiquariat

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Seite 32 I Januar 2011<br />

Titel-Nr. 22 Titel-Nr. 23<br />

Die Beilage muss aus Geldmangel im Sommer 1912 ganz eingestellt werden. Die<br />

Statistik zur Zahlungsmoral der Abonnenten für 1912 sieht trist aus. Prozentsätze der<br />

beglichenen Rechnungen: Einzelbezieher in Berlin: 73%; Einzelbezieher in Deutschland<br />

und im Ausland: 37%; Mehrbezieher in Berlin, im übrigen Deutschland und im Ausland<br />

gar nur 30%.<br />

Das Krisenjahr 1913 lässt den Leipziger „Anarchist“ eingehen, für den „Freien Arbeiter“<br />

steht das gleiche Schicksal zu befürchten. Die Bewegung um das Blatt ist so matt und<br />

lustlos, dass nicht einmal die Politische Polizei stören will und das ganze Jahr ohne <strong>eine</strong><br />

einzige Beschlagnahme und ohne Redakteurswechsel vergeht <strong>–</strong> unerhört im<br />

Vergleich zu den vorherigen Jahren des „Freien Arbeiters“. 8<br />

1913 werden in der Regel etwas über 2000 Exemplare pro Nummer abgesetzt, etwa<br />

soviel wie bei der Gründung 1904. Damals stieg die Auflage stetig. Ende 1907 war mit<br />

weit über 5000 Exemplaren der Höhepunkt erreicht (einzelne Nummern wurden in bis<br />

zu 15000 Ex. verbreitet, so z.B. die so schwer verfolgte „Antimilitarismus“-Nummer von<br />

1907). 1909 bis Anfang 1910 sind es ca. 5000 Exemplare. Bis 1911 sinkt die Auflage auf<br />

etwa 3500,Tendenz weiterhin fallend.<br />

Das Ende des „Freien Arbeiters“ besiegelt schließlich der Erste Weltkrieg, bzw. das Oberkommando<br />

in den Marken, das am 5. August 1914 das Weiterersch<strong>eine</strong>n verbietet. Die<br />

letzte erschienene Nummer, Nr. 31 mit dem Datum vom 1. August, war sofort nach<br />

Ersch<strong>eine</strong>n (30.7.) wegen des Artikels „Krieg“ beschlagnahmt worden und fast die<br />

gesamte Auflage in die Hände der Polizei gefallen. Dem Expedienten <strong>Paul</strong> Nicolaus<br />

werden seit 1. August von der Post k<strong>eine</strong> Geldsendungen mehr zugestellt. Nach dem<br />

Verbot durch das Oberkommando wird alles schriftliche Material in den Geschäftsräumen<br />

beschlagnahmt: Zeitungen, Broschüren, Geschäftsbücher, Schriftstücke und<br />

Adressen. Die Räume werden versiegelt.<br />

Tilman Leder<br />

8 Schließlich hatte 1911 schon der Abdruck von Richard Wagners Gedicht „Die Revolution" von 1849 zu<br />

<strong>eine</strong>r Beschlagnahme nach §§ 110, 130 ausgereicht (das Verfahren wurde allerdings eingestellt).

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