Paul Pawlowitsch – eine Skizze - Rotes Antiquariat
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Seite 145<br />
Anarchistica I<br />
Denn was Bernstein da vorbringt über die materialistische Geschichtsauffassung, über<br />
die Mehrwerts- und Konzentrationstheorie und dergleichen, ach wie viel Schweiss und<br />
Tinte ist darum in Diskussionen mündlich und schriftlich, in unseren Versammlungen<br />
und unserer Presse vergossen worden! Und Bernstein kommt in s<strong>eine</strong>n wichtigsten theoretischen<br />
Bestimmungen genau zu denselben Ergebnissen wie wir schon vor langer<br />
Zeit (...) Und trotzdem ist die Aufregung in der Sozialdemokratie berechtigt; Bernstein<br />
selbst weist darauf hin, er sage nichts Neues, aber es sei wichtig, dass die bisherigen<br />
Verfechter der marxistischen Lehre selbst die Irrtümer derselben anerkennen. Mit s<strong>eine</strong>m<br />
schnöden Zynismus zitiert er:„Moor's Geliebte kann nur durch Moor sterben“; dass<br />
heisst: Der Marxismus erdrosselt von <strong>eine</strong>m Marxisten“. Mit dem Dezember-Heft endet<br />
der 1895 als „Neue Folge“ wiederaufgelegte „Sozialist“. Einige wenige Exemplare mit<br />
kl<strong>eine</strong>n Einrissen, sonst guter Zustand. 1.200,00 €<br />
278. Sozialist, Der. Litterarische Beilage zum „Sozialist“. 1. Jahrgang, Nr. 1, 17. August<br />
1895 bis Nr. 20, 28. Dezember 1895. 2. Jahrgang, Nr. 1, 4. Januar 1896 bis Nr. 51,<br />
19. Dezember 1896. 3. Jahrgang, Nr. 1, 2. Januar 1897 bis Nr. 51, 18. Dezember 1897.<br />
4. Jahrgang, Nr. 1, 1. Januar 1898 bis Nr. 26, 17. Dezember 1898. 5. Jahrgang, Nr. 1, 7.<br />
Januar 1899 bis Nr. 2, 4. Februar 1899. (zudem Fragment von Nr. 6) Johann Snudat,<br />
Berlin / Franz Künstler, Berlin / Gustav Diesner, Berlin / Hermann Grass, Berlin / Albert<br />
Weidner, Berlin. 1895-1899. 80, 204, 174, 104 S. , S. 1-8, S. 21-24. 4°, HLn. d. Zt. (Bestell-<br />
Nr. BER54514) ✩ Komplette vier Jahrgänge der Literatur-Beilage von „Der Sozialist“<br />
(plus Konvolut des letzten 5. Jahrgangs) zeitgenössisch eingebunden. Ab der Nr. 6 des<br />
dritten Jahrgangs vom 6. Februar 1897 sind aufgrund des Formatwechsels die folgenden<br />
Nummern in <strong>eine</strong>m neuen Einband eingebunden. In dem Aufmachertext von<br />
Gustav Landauer skizziert er das Selbstverständnis der Litterarische Beilage zum „Sozialist“:<br />
„Wenn unser Hauptblatt den Kampf um das Brot, um die Umgestaltung der<br />
menschlichen Gesellschaft führen will, wenn darin der Streit ausgefochten werden soll<br />
für die Kultur der Zukunft und gegen die Barbarei und Unkultur der Gegenwart, so will<br />
diese litterarische Beilage die Leser teilnehmen lassen, so weit es in unsern Kräften steht,<br />
an der Kultur der Vergangenheit und der Gegenwart, die sonst nur den Begüterten zugänglich<br />
ist (...) Die Leser werden in Der Litterarischen Beilage weder Rösselsprünge<br />
noch Küchenrezepter, weder alte Anekdoten noch Jahrmarktsbilder finden; dieser<br />
Kram verträgt sich nicht mit unserer Vorstellung von der neuen Welt, die im Kopf des<br />
Arbeiters aufgehen soll. Die Litterarische Beilage will die Leser theilnehmen lassen an<br />
den schönsten Werken der Kunst, vor allem der Dichtung, und an den Forschungen,<br />
Schlüssen und Phantasien der Wissenschaft. Dabei werden wir uns niemals von der<br />
Einseitigkeit befangen lassen, um das hören und wiedergeben zu wollen, was streng in<br />
unsern eigenen Vorstellungskreis hineinpaßt. Unsere Leser sollen auch Stimmen vernehmen,<br />
deren Klang nicht ganz und gar mit dem Ton ihrer eigenen Stimmgabel harmonirt,<br />
wenn nur aus diesen Stimmen Schönheit oder Wahrheit oder Größe spricht.<br />
Nirgends wollen wir dem Fanatismus Raum geben, am wenigsten auf dem Boden der<br />
Kunst und Litteratur. Wenn dann manche Arbeiter etwas von dem naserümpfenden,<br />
bildungsfeindlichen, starr-dogmatischen Hochmut verlieren, den sie sich im Parteilager<br />
angewöhnt haben, dann ist ein Teil der Aufgabe unserer Litterarischen Beilage erfüllt.<br />
Denn wir brauchen nicht nur <strong>eine</strong> bessere Gesellschaftsordnung <strong>–</strong> wir brauchen<br />
auch bessere Menschen; und es ist nicht wahr, was der ökonomische Materialismus,<br />
zu deutsch: die Unlust zur ideellen Propaganda, gern wahrhaben möchte, das es der<br />
Mühe nicht lohne, heute schon, unter unsern kläglichen und ruinirenden Verhältnissen,<br />
die Geistes- und Seelenverfassung der Massen heben zu wollen. Die sozialistische