Paul Pawlowitsch – eine Skizze - Rotes Antiquariat
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Seite 190 I Januar 2011<br />
rische hinaus. Er war ab 1917 Mitglied der USPD und von 1918 bis 1923 Chefredakteur<br />
des USPD-Zentralorgans „Freiheit“, das mit dem „Vorwärts“ konkurrierte. Während der<br />
Weimarer Republik war er 1923 und von 1928 bis 1929 Reichsfinanzminister. 1933 ausgebürgert<br />
und emigriert, ging er zunächst nach Zürich, ab 1938 lebte er in Frankreich.<br />
Er war Mitglied des Exilvorstands der SPD (SoPaDe). 1934 verfasste er das Prager<br />
Manifest, mit dem der Exilvorstand der Partei unter dem Druck der innerparteilichen<br />
Oppositionsgruppen Revolutionäre Sozialisten Deutschlands (RSD) und Neu Beginnen<br />
zum revolutionären Umsturz des NS-Regimes aufrief. Nach der Nazi-Okkupation<br />
Frankreichs wurde Hilferding in Marseille von den französischen Behörden verhaftet<br />
und an die Gestapo ausgeliefert. Er starb im Februar 1941 nach Folterungen in<br />
Gestapohaft in Paris. In s<strong>eine</strong>m Vorwort zu „Das Finanzkapital“ führt Hilferding aus,<br />
dass die Erkenntnis der Vergänglichkeit und Überwindung des Kapitalismus das<br />
Studium der „Resultate des Marxismus“ erfordert:„Die Erhaltung der Klassenherrschaft<br />
ist an die Bedingung geknüpft, dass die ihr Unterworfenen an ihre Notwendigkeit glauben.<br />
Die Erkenntnis ihrer Vergänglichkeit wird selbst <strong>eine</strong> Ursache ihrer Ueberwindung.<br />
Daher die unüberwindliche Abneigung der herrschenden Klasse, die Resultate des Marxismus<br />
anzuerkennen. Die Kompliziertheit des Systems erfordert zudem ein Studium,<br />
dessen Mühen sich nur unterzieht, wer nicht von vornherein von der Unfruchtbarkeit<br />
und Schädlichkeit der Resultate überzeugt ist. So bleibt der Marxismus, der logisch wissenschaftliche,<br />
objektive, von Werturteilen freie Wissenschaft ist, in s<strong>eine</strong>r historischen<br />
Stellung notwendigerweise das Besitztum der Wortführer jener Klasse, deren Sieg er als<br />
Resultat s<strong>eine</strong>r Untersuchung erhält. Nur in diesem Sinne ist er Wissenschaft des Proletariats<br />
und der bürgerlichen Oekonomie entgegengesetzt, während er den Anspruch<br />
jeder Wissenschaft auf die objektive Allgemeingültigkeit ihrer Ergebnisse unbeugsam<br />
festhält.“ Ehem. Bibliotheksex., gestempelt, Aufkleber auf Einbandrücken, einige wenige<br />
Innenseiten mit kl<strong>eine</strong>r Knickspur, sonst guter Zustand. 150,00 €<br />
377. Hoelz, Max. Hölz Anklagerede gegen die bürgerliche<br />
Gesellschaft. gehalten vor dem Moabiter Sondergericht<br />
am 22. Juni 1921 in Berlin. Nach dem stenographischen<br />
Bericht. Mit <strong>eine</strong>m Vorwort von Felix Halle.<br />
Frankes Verlag, Leipzig <strong>–</strong> Berlin. 1921. 27 S., 2 Bl. 8°, OKtn.<br />
(Bestell-Nr. BER54178) Als Sohn <strong>eine</strong>r Arbeiterfamilie verliert<br />
Hoelz im Trommelfeuer des Ersten Weltkriegs jeglichen<br />
Glauben an Gott und wendet sich schon bald, durch<br />
Anregung von Georg Schumann, den kommunistischen<br />
Ideen zu. Während der Märzkämpfe stellt er Arbeiter unter<br />
Waffen und führt diese in Kämpfe mit Reichswehr und<br />
Schupo. 1921 wird der „Kesselheizer der Revolution“<br />
wegen Mord an <strong>eine</strong>m Gutsbesitzer zu <strong>eine</strong>r lebenslangen<br />
Strafe verurteilt. Der wahre Täter stellt sich später, Hoelz<br />
bleibt in Haft. 1928 wird er amnestiert. Vorausgegangen<br />
war <strong>eine</strong> grossangelegte Kampagne zur Freilassung von<br />
Hoelz durch die Rote Hilfe. „Wenn Sie heute über mich Ihr<br />
Titel-Nr. 377<br />
Urteil fällen, so betrachte ich es als ein Schulexamen. ... Ihr<br />
Urteil, wie es auch ausfallen wird, wird ein Klassenurteil<br />
sein. Sie können mich zu 10, 15 Jahren oder zu lebenslänglichem Zuchthaus, ja, zum<br />
Tode verurteilen. Zehn Jahre Zuchthaus bedeuten für mich <strong>eine</strong> 4, mangelhaft, 15 Jahre<br />
Zuchthaus <strong>eine</strong> gute Note, lebenslänglich Zuchthaus Zensur l, wenn Sie mich aber zum