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Paul Pawlowitsch – eine Skizze - Rotes Antiquariat

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Seite 153<br />

Anarchistica I<br />

und trotzig beharrend, so sind wir vom ‘Sozialist’ nach<br />

den ersten fünf Jahrgängen. Uns kann seltsam zu Mute<br />

sein, wenn wir das, was unser Blatt geworden ist, mit<br />

dem vergleichen, was wir vor uns sahen, als wir es begannen.<br />

Wollte ‘Der Sozialist’ von sich und s<strong>eine</strong>m Verhältnis<br />

zur Welt in ein einziges Wort pressen, er könnte<br />

kein besseres, ich m<strong>eine</strong> fast kein anderes finden als<br />

das kl<strong>eine</strong> lateinische Wörtchen: ADSUM. Das heißt zu<br />

deutsch: Ich bin da. Bei der Zähigkeit, mit der die wenigen,<br />

die ihn machen, an ihrem Werke sind, und bei<br />

ihrem festen Gefühl von der Notwendigkeit ihres Tuns,<br />

bei der Verachtung, mit der sie wie Blinde oder wie<br />

Seher über den Tag hinwegblicken, könnte ich mir sehr<br />

wohl denken, daß der ‘Sozialist’ k<strong>eine</strong>n einzigen Leser<br />

hätte und daß er doch Nummer für Nummer erschiene.“<br />

Landauer versucht sich nachfolgend mit den typischen<br />

kritischen Einwänden, die gegenüber dem<br />

„Sozialist“ geäußert werden, in s<strong>eine</strong>r literarisch stilvol-<br />

Titel-Nr. 284<br />

len Art auseinander zu setzen: „Kürzlich ist mir wieder<br />

einmal gesagt worden, ich hätte immer noch etzliches Bürgerliche an mir. Das will ich<br />

m<strong>eine</strong>n! Wo aber <strong>eine</strong>r s<strong>eine</strong> Herkunft verleugnet, zu dem setzet euch nicht an den<br />

Tisch, denn er ist bloß ein Wicht. Das Proletariat ist nur ein ekelhafter Uebergangszustand<br />

wie das privilegierte und protzenhafte Bürgertum ein schändlicher Uebergang<br />

ist: Bürger und Bauern, Freisassen sollen alle werden (...) Aber der ‘Sozialist’ ist nicht<br />

bloß schwer verständlich; er ist auch langweilig. Das ist wahr; in der ganzen Welt gibt<br />

es, glaube ich, kein langweiligeres Blatt. Für den nämlich, der nicht lesen, sondern überfliegen<br />

will, gibt es nichts Unbrauchbareres als unser Blatt, wie es ist und bleiben soll (...)<br />

Der ‘Sozialist’ will wirken und zur Praxis, zum Beginn und zum Fortführen aufstacheln<br />

und befestigen (...) Man darf dieses Wort Verwirklichung nur nicht bloß äußerlich, nur<br />

nicht nüchtern, lediglich wirtschaftlich und gewerklich oder geschäftlich verstehen.<br />

Der Sozialist weiß, daß der Geist unser Bauführer ist und daß am Seelenleben und<br />

Denken der Menschen, der Kinder wie der Erwachsenen, gebaut werden muß, damit<br />

der Bau der Gesellschaft der Gesellschaften der Freien und Selbstbeherrschten in die<br />

Tiefe gründe und in die Breite wachse. Und sagt man uns: Jetzt endlich also wendet ihr<br />

euch zur Praxis! so antworten wir: Ja und Nein. Der ‘Sozialist’ ist <strong>eine</strong> Praxis und bleibt,<br />

was er ist (...)“. Ebenso wie in den Vorgängerjahrgängen finden sich auch in diesem<br />

Jahrgang verschiedene Texte von J.G. Fichte, so z.B. in der Nr. 14 vom 1. September, in<br />

der ein „Bündiger Auszug aus Fichtes Reden an die deutsche Nation“ vom Sozialistischen<br />

Bund serviert wird. In mehreren Jahrgangsnummern wird die Memoirenveröffentlichung<br />

von Josef Peukert durch den Verlag des Sozialistischen Bundes diskutiert.<br />

Landauer bemerkt dazu: „Unsre Leser dürfen sicher sein, daß die Stunden, die sie<br />

Peukerts Buch widmen, k<strong>eine</strong> verlorenen sind. Je nach den weiteren Äußerungen der<br />

Beteiligten, soweit sie noch leben, wird es längere oder kürzere Zeit dauern, bis der<br />

Versuch, Peukerts ‘Erinnerungen’ und die daran anschliessenden Veröffentlichungen<br />

kritisch als Material zur Geschichte <strong>eine</strong>r dunklen Periode der Arbeiterbewegung zu<br />

verwerten, zu endgültiger Sicherheit führen kann“. Des weiteren mit folgenden Artikeln:<br />

Elysee Reclus: Die große Familie. Gustav Landauer: Fritz Brubpacher, ein Symptom.<br />

Textserie „Zu Michael Bakunins hundertstem Geburtstag“. Eine Seite mit kl<strong>eine</strong>m<br />

Einriss, sonst sind die Exemplare in <strong>eine</strong>m exzellenten Zustand. 400,00 €

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