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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Dieser studentische Aufbruch Ende <strong>der</strong> 80er <strong>Jahre</strong> trug noch weit in die 90er <strong>Jahre</strong> hinein.<br />

Eine interdisziplinäre Gruppe von Studentinnen bildete für einige Monate den geschäftsführenden<br />

Ausschuss <strong>der</strong> Fachschaftsräte-Vollversammlung, <strong>der</strong> basisdemokratisch org<strong>an</strong>isierten<br />

Vertretung <strong>der</strong> Fachschaften. Studentinnen setzten im AStA die Einrichtung eines<br />

Fin<strong>an</strong>ztopfes zur För<strong>der</strong>ung von Gen<strong>der</strong> Studies durch. Sie sorgten 1993 gegen massivsten<br />

Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d dafür, dass die Fin<strong>an</strong>zierung von Selbstverteidigungskursen für Studentinnen im<br />

Rahmen des Hochschulsports sichergestellt wurde. Allerdings entschied damals <strong>der</strong><br />

Präsident auf Betreiben <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isatoren des Hochschulsports, dass die Kurse nicht in das<br />

normale Angebot aufgenommen werden mussten, da – so die Vertreter des Sports –<br />

Selbstverteidigung nicht den ethischen Regeln <strong>der</strong> sportlichen Fairness entsprechen würde.<br />

Der AStA, d.h. die Studentinnen mussten daher die Kurse in Eigenregie org<strong>an</strong>isieren,<br />

bekamen die Mittel dafür aber zumindest aus dem Fin<strong>an</strong>ztopf des Hochschulsports.<br />

Ebenfalls 1993 wurde die „Lilla Villa“ im Clubhaus eröffnet, ein Raum, in dem sich Frauengruppen<br />

treffen konnten und <strong>der</strong> einige Stunden täglich als Café für Frauen geöffnet war. 99<br />

Trendwende Mitte <strong>der</strong> 90er <strong>Jahre</strong><br />

Auch in den Frauenkommissionen <strong>der</strong> Fakultäten war <strong>der</strong> Studentinnen<strong>an</strong>teil zu Beginn <strong>der</strong><br />

Institutionalisierungsphase sehr hoch. Ein großer Teil <strong>der</strong> Arbeit in diesen Kommissionen<br />

wurde l<strong>an</strong>ge Zeit von Studentinnen getragen. Dies hat sich erst Mitte <strong>der</strong> 90er <strong>Jahre</strong> l<strong>an</strong>gsam<br />

verän<strong>der</strong>t. Die Studentinnen-Bewegung beg<strong>an</strong>n zu stagnieren. Wor<strong>an</strong> das lag, darüber k<strong>an</strong>n<br />

nur spekuliert werden. Einerseits sind viele Studentinnen – trotz <strong>der</strong> weiterhin beinahe<br />

unverän<strong>der</strong>ten Statistik – <strong>der</strong> Ansicht, die Gleichstellungsziele seien erreicht o<strong>der</strong><br />

„Feministinnen“ seien keine akzeptablen Vorbil<strong>der</strong>. An<strong>der</strong>erseits fällt es aber <strong>an</strong>gesichts des<br />

zunehmenden Drucks durch L<strong>an</strong>gzeitstudiengebühren und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung, das Studium<br />

immer schneller zu bewältigen, heute schwerer, einige Semester in die Hochschulpolitik zu<br />

investieren. Vielleicht aber finden politisch aktive Studentinnen ihre politische „Heimat“ heute<br />

- wie in den 70er und den 80er <strong>Jahre</strong>n - wie<strong>der</strong> eher außerhalb <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>. Aktuell wird<br />

die Hauptarbeit in den Frauenkommissionen <strong>an</strong> den Fakultäten von Frauen des<br />

99<br />

Vgl. dazu die Tübinger Uni-Frauenzeitung Virul<strong>an</strong>da 1 (1989) - 3 (1992) und ihre Nachfolgerin Querul<strong>an</strong>da 4<br />

(1993) - 6 (1995). Die Zeitschrift ist vollständig dokumentiert im Bildungszentrum und Archiv zur<br />

Frauengeschichte Baden-Württembergs BAF e.V. in <strong>Tübingen</strong> (www.baf-tuebingen.de).<br />

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