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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Die Vermieterin war eigentlich g<strong>an</strong>z nett, aber ich hab sie g<strong>an</strong>z selten verst<strong>an</strong>den. Die hat<br />

richtig schwäbisch gesprochen und ich hab da schon so meine Mühe gehabt. Das war ein<br />

richtiges Eintauchen ins Schwäbische. Da musste m<strong>an</strong> sich reinfinden.<br />

An den ersten Tag in <strong>Tübingen</strong> k<strong>an</strong>n ich mich noch sehr gut erinnern.<br />

Mein Vater hatte mich nach <strong>Tübingen</strong> gebracht mit einem o<strong>der</strong> zwei Koffern. Ich hab bei den<br />

Wirtsleuten geklingelt, die waren da und d<strong>an</strong>n ist er gefahren.<br />

Und st<strong>an</strong>d ich da mit meinen Sachen, in einem völlig fremden L<strong>an</strong>d. Ich war da g<strong>an</strong>z allein<br />

und die ersten zwei Tage, bis ich meine Freundin getroffen habe, waren schon hart.<br />

Ich wollte zum Beispiel meine Sachen einrichten und fragte meine Vermieterin: "Könnte ich<br />

bitte die Bettwäsche haben?" Da sagte die Frau: "Ja, haben Sie denn keine Bettwäsche?"<br />

Also, ich hatte wohl schon die Vorstellung von einem Hotel! Das war d<strong>an</strong>n nicht weiter<br />

schlimm, die Frau hat mir d<strong>an</strong>n schon was gegeben, aber ich war völlig unvorbereitet.<br />

Wenn ich das vergleiche mit meiner Tochter, die jetzt nach Freiburg geg<strong>an</strong>gen ist nach dem<br />

Abitur, also da ist es schon eine Hilfe gewesen, zu wissen, was m<strong>an</strong> vorfindet. Wir waren<br />

vorher in Freiburg ein Wochenende und haben uns ein Hotelzimmer genommen und sind<br />

d<strong>an</strong>n auf die Suche geg<strong>an</strong>gen. Ich mochte ihr das einfach nicht zumuten, was mir damals<br />

passiert war. Denn im Grunde genommen, hat sich nichts geän<strong>der</strong>t. Es war das gleiche<br />

Chaos bei <strong>der</strong> Wohnungssuche, das gleiche mit dem Zimmer. M<strong>an</strong> sucht irgendwo beim<br />

AStA, da sind Anschläge, d<strong>an</strong>n nimmt m<strong>an</strong> sich den Zettel und geht da zur<br />

Studentenvermittlung. Letztendlich kauft m<strong>an</strong> sich eine Zeitung und <strong>der</strong>gleichen. Also, das ist<br />

nicht professioneller geworden als bei uns damals.<br />

Da ich ja nun etwas <strong>an</strong>spruchsvoll war, habe ich mich d<strong>an</strong>n erschrocken, als ich das Loch<br />

von meiner Freundin gesehen habe. Die wohnte in <strong>der</strong> Neuen Straße zur Untermiete. Ich<br />

hatte ja wenigstens einen separaten Eing<strong>an</strong>g, aber sie musste immer durch die Wohnung<br />

<strong>der</strong> Vermieter. Also, so war die Wohnsituation.<br />

3) Fächerwahl und Studien<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g<br />

Bei uns gab es schon reichlich Probleme in <strong>der</strong> Familie, da krachte es heftig. Insofern habe<br />

ich gedacht, Psychologie liegt mir. Die Vorstellung, die m<strong>an</strong> als junges Mädchen von <strong>der</strong><br />

Welt und vom Leben usw. hat, und das Helfersyndrom, das bei mir wohl stark ausgeprägt<br />

war, das hat mich sehr umgetrieben.<br />

Es gab damals diese Hefte zur Berufswahl und dar<strong>an</strong> habe ich mich orientiert. Ich konnte mir<br />

ja nichts drunter vorstellen. Ich hatte meine mädchenhaften Vorstellungen von <strong>der</strong><br />

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