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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Gasthörerin weiter. Am 4. September 1902 heiratete sie den <strong>an</strong>gehenden Pfarrer und<br />

ehemaligen Tübinger Theologiestudenten Karl Herm<strong>an</strong>n Faulhaber (1877-1926) in<br />

C<strong>an</strong>nstatt. Mit ihm verließ sie 1908 Deutschl<strong>an</strong>d. Die Familie Faulhaber w<strong>an</strong><strong>der</strong>te nach<br />

Brasilien aus. Dort wurde Karl Herm<strong>an</strong>n Faulhaber zunächst Pfarrer und Direktor <strong>der</strong> Kolonie<br />

Neu-Württemberg und später Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen Kolonie Porto Felice in Süd-<br />

Brasilien. 48<br />

Auch ihre acht <strong>Jahre</strong> jüngere Schwester Sofie war Anf<strong>an</strong>g 1900 Lehrerin in <strong>Tübingen</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

höheren Mädchenschule und besuchte wie ihre Schwester Marie als Gasthörerin die<br />

<strong>Universität</strong>. Noch als Malerin hörte sie im Wintersemester 1899/1900 eine<br />

kunstgeschichtliche Vorlesung über Malerei und Bildhauerei bei Prof. Dr. L<strong>an</strong>ge. Auch für<br />

das Wintersemester 1900/01 und das Wintersemester 1901/02 war sie als Gasthörerin bei<br />

Prof. Dr. L<strong>an</strong>ge im Immatrikulationsverzeichnis <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> verzeichnet. Wie l<strong>an</strong>ge sie<br />

Lehrerin in <strong>Tübingen</strong> war ist nicht bek<strong>an</strong>nt. Im Dezember 1907 heiratete sie Paul Merz, <strong>der</strong><br />

Repetent am Theologischen Seminar in <strong>Tübingen</strong> war und später Pfarrer in Nagold und<br />

Gymnasiallehrer in Schwäbisch Hall wurde. Paul Merz fiel im 1. Weltkrieg am 2. August 1915<br />

vor Warschau als Leutn<strong>an</strong>t <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwehr. Nach seinem Tod war Sofie Reinhardt zunächst<br />

als Wohlfahrtspflegerin tätig und lebte später im Hause ihres verwitweten Bru<strong>der</strong>s Walther<br />

Reinhardt in Berlin. 49<br />

Als Bertha Reinhardt 1902 nach <strong>Tübingen</strong> gekommen war, wurde sie also von ihren<br />

Schwestern Marie und Sofie empf<strong>an</strong>gen. Die Problematik <strong>der</strong> Mädchenbildung in<br />

Württemberg war ihr vertraut. Als Mitglied des Vereins Frauenbildung – <strong>Frauenstudium</strong> und<br />

des Lehrerinnenvereins in Württemberg war sie darum bemüht, Verbesserungen <strong>der</strong><br />

Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen zu erreichen. So verwun<strong>der</strong>t es nicht, wenn sie sich<br />

am 12. Februar 1904 <strong>an</strong> Gertrud Stockmayer w<strong>an</strong>dte, die sich zusammen mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

ersten Stuttgarter Abiturientinnen um die Immatrikulation in <strong>Tübingen</strong> bemühte, um ihre Hilfe<br />

<strong>an</strong>zubieten. "Der Verein Frauenbildung – <strong>Frauenstudium</strong> müsste sich doch energisch ihres<br />

Falls <strong>an</strong>nehmen. Die hiesigen Mitglie<strong>der</strong> desselben haben den Ged<strong>an</strong>ken gefasst, möglichst<br />

schnell in ihrer Sache tätig zu sein. Da sich unsere Mitglie<strong>der</strong> hauptsächlich aus<br />

Dozentenkreisen rekrutieren, jedenfalls diesen Kreisen sehr nahe stehen, könnte hier<br />

vielleicht mit sehr klarem Erfolg etwas geschehen als von Stuttgart aus. Zwar sind die<br />

48<br />

Das Buch <strong>der</strong> Familie Köstlin. Im Auftrag des ersten Familientages (12. Mai 1929) herausgegeben<br />

von Maria Köstlin. Gedruckt in Stuttgart, Kohlhammer Vlg., S. 63 + 111.<br />

49<br />

Neben dem Buch <strong>der</strong> Familie Köstlin. S. 112 vgl. <strong>Universität</strong>sarchiv <strong>Tübingen</strong> 117/1378. Paul Merz<br />

war 1905-1906 ebenfalls Hörer <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong> (<strong>Universität</strong>sarchiv <strong>Tübingen</strong> 259/1372).<br />

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