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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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eine Vorlesung wirklich das war, was sie sein soll, nämlich dass sie einen her<strong>an</strong>geführt hat<br />

<strong>an</strong> die Stelle <strong>der</strong> Forschung, wo m<strong>an</strong> in Büchern noch gar nichts lesen k<strong>an</strong>n, wo er selber<br />

also noch tastend gefragt hat. Also g<strong>an</strong>z unterschiedliche Formen, etwas darzubieten, das ist<br />

mir d<strong>an</strong>n auch erst in den <strong>Jahre</strong>n d<strong>an</strong>ach aufgeg<strong>an</strong>gen.<br />

Aber das Hauptinteresse galt den Formen <strong>der</strong> Wissenschaftsverarbeitung in solchen<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen. Und das war für uns eine ungeheuer wichtige Sache, da ist m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n auch<br />

mal zu Leuten hingeg<strong>an</strong>gen, <strong>der</strong>en Spezialgebiet m<strong>an</strong> gar nicht bearbeitet hat. Nur um das<br />

mal zu erleben. Mir sind dabei auch Dinge entg<strong>an</strong>gen, offenbar weil ich mich d<strong>an</strong>n relativ<br />

früh auf das Überschneidungsfeld von Altgerm<strong>an</strong>istik, Geschichte und vor allem<br />

mittelalterlicher Historiographie spezialisiert habe. Drum ist mir, glaube ich, in <strong>der</strong> neueren<br />

Germ<strong>an</strong>istik m<strong>an</strong>cherlei entg<strong>an</strong>gen, obwohl ich natürlich auch m<strong>an</strong>ches gehört habe und<br />

auch in den Seminaren war, auch mit großem Interesse da war. Ich bin zum Beispiel nie zu<br />

Beißner, <strong>der</strong> damals <strong>an</strong> seiner riesigen Höl<strong>der</strong>linausgabe gearbeitet hat, in eine<br />

Lehrver<strong>an</strong>staltung geg<strong>an</strong>gen. Das war mir l<strong>an</strong>gweilig, allerdings hatte <strong>der</strong> nun wirklich auch<br />

seine Gruppe um sich, die diesem Themenkreis völlig verfallen war.<br />

Ich habe d<strong>an</strong>n auch in <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> ich <strong>an</strong> meiner Dissertation gearbeitet habe, völlig<br />

unbef<strong>an</strong>gen mit hoch bedeutenden Forschern im Ausl<strong>an</strong>d korrespondiert, Befunde,<br />

Literaturhinweise und vieles mehr ausgetauscht. Und das war g<strong>an</strong>z selbstverständlich, also<br />

so wie es jetzt für einen Naturwissenschaftler selbstverständlich ist, dass er in Amerika in<br />

irgendeinem tollen Labor arbeitet und dass auch, wenn er wie<strong>der</strong> zurück ist, unaufhörlich<br />

Mails hin und hergehen. So ging damals eben die Post hin und her. Da war es g<strong>an</strong>z<br />

selbstverständlich, dass diese Leute auch mit aufstrebenden Doktor<strong>an</strong>den und<br />

Doktor<strong>an</strong>dinnen korrespondiert haben.<br />

10. Männer und Frauen <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />

Schon damals waren in <strong>der</strong> Philologie ziemlich viele Frauen, deswegen ist es mir wohl nie<br />

zum Problem geworden. Aber wir waren da relativ viele Lehramtsstudentinnen, wir waren<br />

sicher ein Drittel, würde ich vermuten. Wir haben aber auch zu den Studenten ein völlig<br />

entsp<strong>an</strong>ntes und problemloses Verhältnis gehabt. Da gab es natürlich die, die älter waren als<br />

wir und aus dem Krieg heimgekommen, und die zusehen mussten, möglichst schnell zu<br />

Ende zu kommen. Und es gab die etwa Gleichaltrigen, also diese Flakhelfer-Generation. Uns<br />

ist aber auch nie zum Problem geworden, dass es außer <strong>der</strong> Frau Gauger in <strong>der</strong> Anglistik<br />

keine Professorin gegeben hat, das ist uns gar nicht aufgefallen. Die muss ja eine nicht g<strong>an</strong>z<br />

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