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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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genommen und habe auch immer versucht eine gute Lehrerin zu sein, neben dem G<strong>an</strong>zen,<br />

was ich da so am Hut hatte.<br />

Meine Ehe ging irgendw<strong>an</strong>n in die Brüche und da kam d<strong>an</strong>n die g<strong>an</strong>ze Wut wie<strong>der</strong> hoch, weil<br />

die juristischen Regelungen, mit Unterhalt zahlen und Besuchsrecht und Namensrecht, also<br />

da spürt m<strong>an</strong> als Frau doch die Männergesellschaft!<br />

Ich war in <strong>der</strong> Zeit in einer Frauengruppe, weil ich dachte, m<strong>an</strong> muss sich einfach<br />

gegenseitig stärken. M<strong>an</strong> muss Gleichgesinnte suchen. Das habe ich schon in <strong>der</strong> letzten<br />

Phase <strong>der</strong> Ehe gemacht, aber das wurde für mich noch wichtiger als die Ehe in die Brüche<br />

ging.<br />

Wir haben Bücher gelesen, wir haben Themen bearbeitet, wir sind da sehr zielstrebig<br />

vorgeg<strong>an</strong>gen und haben das wirklich mit Ernst betrieben. Wir haben uns nicht über Rezepte<br />

unterhalten, son<strong>der</strong>n wir haben über Rosa Luxemburg gesprochen o<strong>der</strong> ähnliches.<br />

Das war eine gute Zeit und ich habe da sehr nette Frauen kennen gelernt. Wir haben uns<br />

gegenseitig sehr geholfen und haben natürlich auch über Probleme, die wir im persönlichen<br />

Bereich hatten, gesprochen. Aber nicht so, dass m<strong>an</strong> jetzt nur sich gegenseitig bejammert<br />

hat, son<strong>der</strong>n wir haben auch versucht, uns gegenseitig zu stärken. Das war eigentlich eine<br />

g<strong>an</strong>z gute Zeit.<br />

Die ersten Studentinnen hier in <strong>Tübingen</strong> kamen ja von meiner jetzigen Schule, die damals<br />

noch Königin Charlotte-Gymnasium hieß. Ich finde es hochinteress<strong>an</strong>t, dass ich <strong>an</strong> dieser<br />

Schule jetzt Schulleiterin bin. Das macht für mich Sinn, denn ich betrachte mich als<br />

Kämpferin für die Sache <strong>der</strong> Frauen in je<strong>der</strong> Hinsicht.<br />

Ich denke, dass es für Frauen wirklich wichtig ist, ihren Weg zu gehen und nicht aufzuhören<br />

und zu sagen, ich möchte eine Familie und Kin<strong>der</strong> und das war's d<strong>an</strong>n.<br />

Natürlich sollten auch Mütter sehr gebildet sein und viel Wissen haben, das sie d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> die<br />

Kin<strong>der</strong> weitergeben können. Ich finde es nicht umsonst, wenn Frauen nicht berufstätig sind<br />

und gebildete Mütter sind. Aber ich sehe mich da trotz alledem als Vorbild für die heutigen<br />

jungen Frauen und meinen Schülerinnen und auch für die Schüler, dass sie sehen, dass<br />

m<strong>an</strong> auch als Frau und Mutter einen <strong>an</strong>spruchsvollen Beruf hat und Karriere macht.<br />

Das sage ich auch den Referendarinnen und den Schülerinnen, ob sie es jetzt hören wollen<br />

o<strong>der</strong> nicht, denn dieser Traum von einer Familie ist verständlich und den Traum soll ja auch<br />

jede träumen, aber ich sage d<strong>an</strong>n immer: "Schauen Sie mich <strong>an</strong>, ich habe meine zwei Kin<strong>der</strong><br />

eigentlich alleine groß gezogen und habe immer versucht am Ball zu bleiben." Ich habe zwar<br />

mal halb gearbeitet, aber wenn es d<strong>an</strong>n darauf <strong>an</strong>kam, d<strong>an</strong>n habe ich mich nie gescheut,<br />

Ver<strong>an</strong>twortung zu übernehmen. Einen Leistungskurs, auch obwohl ich kleine Kin<strong>der</strong> hatte.<br />

Auch ins Schull<strong>an</strong>dheim zu gehen und <strong>der</strong>gleichen. Ich habe immer zeigen wollen, selbst ich<br />

als alleinerziehende Mutter, ich stehe hier gut da. Ich bin belastbar, ich k<strong>an</strong>n das alles genau<br />

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