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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Mitglie<strong>der</strong> hier noch nicht zu einer eigenen Abteilung org<strong>an</strong>isiert, – es lagen bis jetzt keine<br />

lokalen Son<strong>der</strong>interessen vor – doch könnte jetzt gerade ihre Sache zum Anlaß eines<br />

Zusammenschlusses werden". 50 Die Bitte <strong>der</strong> Stuttgarter Abteilung des Vereins unter ihrer<br />

Vorsitzenden Mathilde Pl<strong>an</strong>ck am 27. Februar 1904 genügte jedoch bereits, um nach zähem<br />

Ringen die Immatrikulation von Frauen in <strong>Tübingen</strong> zu ermöglichen. 51<br />

Für Bertha Reinhardt kam jedoch die Möglichkeit des <strong>Frauenstudium</strong>s zu spät. Zumal sie die<br />

Zug<strong>an</strong>gsvoraussetzung des Abiturs nicht besaß. Ihrem wissenschaftlichen Interesse konnte<br />

sie nur als Gasthörerin nachgehen. Seit dem Sommersemester 1904 bis zu ihrer<br />

Pensionierung 1926 hörte sie zahlreiche Vorlesungen <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> vor allem im Fach<br />

Geschichte. 52<br />

Im Anschluss <strong>an</strong> den Vortrag von Mathilde Pl<strong>an</strong>ck, <strong>der</strong> Vorsitzenden <strong>der</strong> Stuttgarter<br />

Ortsgruppe des Vereins Frauenbildung – <strong>Frauenstudium</strong>, am 1. Dezember 1904 über "Die<br />

Bedeutung des Berliner internationalen Frauenkongresses" wuchsen die Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Vereins in <strong>Tübingen</strong> von 29 auf 45, wie die Lokalzeitung in <strong>der</strong> folgenden Woche berichtete.<br />

Der Gründung einer Abteilung in <strong>Tübingen</strong> st<strong>an</strong>d nun nichts mehr im Weg. Sein einziges<br />

Ziel, "die Erschließung <strong>der</strong> auf wissenschaftlichen Studien beruhenden Berufe für das<br />

weibliche Geschlecht", versuchte <strong>der</strong> Verein durch Petitionspolitik sowie "Aufklärung <strong>der</strong><br />

öffentlichen Meinung durch Wort und Schrift, durch Mitteilung in <strong>der</strong> Tagespresse, sowie<br />

durch Veröffentlichung von Flugblätter u.s.w." 53 zu erreichen. Die Stuttgarter Abteilung freute<br />

sich darüber, dass nun auch „in <strong>der</strong> württembergischen <strong>Universität</strong>sstadt <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke <strong>der</strong><br />

äußeren und inneren Selbstständigkeit <strong>der</strong> Frauen, dem unser Verein dient, nunmehr<br />

pl<strong>an</strong>mäßig verfolgt werden k<strong>an</strong>n“ 54 . Die Abteilung <strong>Tübingen</strong> trat beson<strong>der</strong>s mit zahlreichen<br />

Einzelvorträgen führen<strong>der</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> Frauenbewegung <strong>an</strong> die Öffentlichkeit. Zudem<br />

konnte Bertha Reinhardt als Vorsitzende des Vereins in Zusammenarbeit mit einzelnen<br />

50<br />

Bertha Reinhardt <strong>an</strong> Gertrud Stockmayer am 15.2.1904. In: Gertrud Stockmayer, Briefe einer<br />

Studentin, hrsg. von Edith Glaser, Königstein/Taunus 2004, S. 17ff.<br />

51<br />

Vgl. die Beiträge „Das Stuttgarter Mädchengymnasium als Wegbereiter für das <strong>Frauenstudium</strong> in<br />

<strong>Tübingen</strong>“ und „Die allergnädigste Genehmigung von 1904: Zulassung von Frauen zum ordentlichen<br />

Studium in Württemberg“ beide von Mel<strong>an</strong>ie Stelly auf <strong>der</strong> Homepage unter <strong>der</strong> Rubrik „Historischer<br />

Überblick“.<br />

52<br />

Sie war in folgenden Semestern als Gasthörerin eingeschrieben: SS 1904, WS 1904/05, WS<br />

1906/07, SS 1907, WS 1907/08, SS 1908, WS 1908/09, WS 1910/11, SS 1912, WS 1914/15. Vgl.<br />

<strong>Universität</strong>sarchiv <strong>Tübingen</strong> 259/1634.<br />

53<br />

Beide Zitate aus "Das Mädchen-Gymnasium in Karlsruhe" begründet vom Verein "Frauenbildungs-<br />

Reform", eröffnet am 16. September 1893. Amtlicher Bericht über Entstehung, Eröffnung und<br />

Org<strong>an</strong>isation <strong>der</strong> Schule. Weimar 1894 S. 15f. zitiert nach Edith Glaser: Hin<strong>der</strong>nisse, Umwege,<br />

Sackgassen, Die Anfänge des <strong>Frauenstudium</strong>s in <strong>Tübingen</strong> (1904-1934), Weinheim 1992, S. 216.<br />

54<br />

Frauenberuf. Blätter für Fragen <strong>der</strong> weiblichen Erziehung, Ausbildung, Berufs- und Hilfstätigkeit,<br />

Stuttgart 7. Jg. (1904) vom 17.12.1904. Die Zeitung Frauenberuf war auch Org<strong>an</strong> <strong>der</strong> Stuttgarter<br />

Abteilung Frauenbildung - <strong>Frauenstudium</strong>.<br />

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