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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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ich offensichtlich so ver<strong>an</strong>lagt bin, dass es viele Dinge gibt, die ich gekonnt und die ich auch<br />

gern gemacht hätte, ist es d<strong>an</strong>n auch nicht schlimm gewesen, dass ich auf ein o<strong>der</strong> zwei<br />

Sachen verzichten musste, die auch im Bereich meiner Möglichkeiten gelegen hätten. Ich<br />

wäre sicher keine schlechte Ärztin geworden, vermutlich auch keine schlechte Dozentin o<strong>der</strong><br />

Professorin. Aber nun ja, ich bin d<strong>an</strong>n auch keine schlechte Editorin geworden.<br />

Christine Schick: Ich habe mich nachher gefragt, sie sind ja recht früh eigentlich von<br />

Hamburg nach <strong>Tübingen</strong> geg<strong>an</strong>gen, wie haben sie es empfunden als Frau? War das<br />

vielleicht ein Stück weit ein Rückschritt in Bezug auf die Liberalität im Leben?<br />

Inge Jens: In wie fern? Da versteh ich die Frage nicht.<br />

Christine Schick: Also vom Umg<strong>an</strong>g her, vielleicht war’s in Hamburg schon sehr viel<br />

offener?<br />

Inge Jens: Nein. Sicherlich, es gab Sitten und Gebräuche hier in <strong>Tübingen</strong>, <strong>an</strong> die ich mich<br />

gewöhnen musste. Der berühmte Klei<strong>der</strong>schr<strong>an</strong>k in den Studentenbuden, zu dem die Wirtin<br />

je<strong>der</strong> Zeit Zug<strong>an</strong>g hatte. Aber das traf jeden, und das habe ich nicht als beson<strong>der</strong>s<br />

diskriminierend empfunden. Außerdem: Bei mir st<strong>an</strong>d er nicht im Zimmer. Aber im Prinzip<br />

galt natürlich, dass Männerbesuch nur bis um zehn Uhr o<strong>der</strong> acht Uhr gestattet war.<br />

Christine Schick: Aber er war schon erlaubt?<br />

Inge Jens: Ja, doch. In <strong>Tübingen</strong>, ja. Diese Stadt hat zeitlebens von <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> gelebt<br />

und Mädchen zahlen gleiche Mieten wie die Jungs auch; das hatte m<strong>an</strong> begriffen. Es gab<br />

sicherlich Wirtinnen, bei <strong>der</strong>en Studentinnen kein M<strong>an</strong>n auftauchen konnte, aber meine<br />

gehörte nicht dazu. Das war alles relativ normal. Und auch zu Hause, ich meine da hätten<br />

natürlich Knaben übernachten können, aber eben mit dem Wissen meiner Eltern. Mit<br />

meinem Bru<strong>der</strong> zusammen in einem Zimmer o<strong>der</strong> so. Also <strong>der</strong> Unterschied war eigentlich<br />

nicht sehr groß. Jedenfalls habe ich es nicht so empfunden. Ansonsten muss ich sagen,<br />

habe ich die neue Freiheit unendlich genossen. Ich f<strong>an</strong>d es schön, mal nur sich<br />

ver<strong>an</strong>twortlich zu sein. Nicht noch die g<strong>an</strong>ze Familie drum herum zu haben. Sicherlich: Ich<br />

war gern zu Hause. Ich habe auch keine Schwierigkeiten mit meiner Familie gehabt, aber es<br />

fällt natürlich ein Haufen von Rücksichten weg, wenn Sie plötzlich allein sind.<br />

Christine Schick: Sie haben wahrscheinlich noch im Haushalt mitgeholfen....?<br />

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