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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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vieles <strong>an</strong><strong>der</strong>e mehr. Während <strong>der</strong> wirtschaftlichen Notzeiten nach dem ersten Weltkrieg<br />

wurde <strong>der</strong> große Garten bestellt und Vieh gehalten, um die Studentinnen auch mit<br />

Lebensmitteln zu versorgen.<br />

Zu ihrem 60sten Geburtstag am 21. März 1926 erschien in <strong>der</strong> Württembergischen<br />

Lehrerinnenzeitung die Widmung "Unsrer Bertha Reinhardt zum 60 Geburtstag“ von Hedwig<br />

Dieterle. 70 Dort wurde eine große Schar <strong>an</strong> Gratul<strong>an</strong>tinnen aufgezählt, ehemalige<br />

Schülerinnen <strong>der</strong> höheren Mädchenschule in Hall, <strong>der</strong> Lehrerinnenverein, den sie mit aus <strong>der</strong><br />

Taufe gehoben hatte, die Schar <strong>der</strong> Schülerinnen <strong>der</strong> Tübinger Mädchenrealschule und die<br />

akademische Jugend, die „in Berta Reinhardts schönem Garten und rosenumwachsenen<br />

weißen Haus, auf dem ‚Vieweidle’… nicht bloß sonnige Stunden reiner und edler<br />

Jugendfreude erlebt, son<strong>der</strong>n Trost und Rat in allen Nöten [des] Leibes und <strong>der</strong> Seele,<br />

heimatliche Wohnung und mütterliche Pflege gefunden [habe] … .“ Darüber hinaus kamen<br />

die Gratulationen auch aus den Vereinen Frauenbildung – <strong>Frauenstudium</strong>, dem Verein für<br />

das höhere Mädchenschulwesen, dem Verein Volkswohl und von den Freunden aus <strong>der</strong><br />

demokratischen Partei, die sie alle tatkräftig und mit schöpferischer Arbeit unterstützte.<br />

Der 60ste Geburtstag bezeichnet auch das Jahr ihres Rückzuges aus dem Schulleben.<br />

Vermutlich hatten sie gesundheitliche Probleme dazu bewegt, vorzeitig in den Ruhest<strong>an</strong>d zu<br />

gehen. Nach l<strong>an</strong>ger schwerer Kr<strong>an</strong>kheit starb Bertha Reinhardt mit 78 <strong>Jahre</strong>n am 21.<br />

September 1944 in <strong>Tübingen</strong>. „Leben war für sie Wirken. Oft sagte sie in ihrer Kr<strong>an</strong>kheitszeit:<br />

ich will ich selbst bleiben. Das bedeutet: ich will nicht aufhören zu wirken. Ihr Sein erfüllte<br />

sich im Wirken“. 71 So versuchte sie auch über ihren Tod hinaus zu wirken. In ihrem Nachlass<br />

bestimmte sie, dass bis 30 <strong>Jahre</strong> nach ihrem Tod die Zimmer auf Ihrem Anwesen nur <strong>an</strong><br />

Studentinnen vermietet werden durften, eine Regelung, <strong>an</strong> die sich ihre Erben strikt hielten.<br />

Zu ihrem 79. Geburtstag, <strong>der</strong> am 27. März 1945 gewesen wäre, erschien eine einspaltige<br />

Widmung im neugegründeten Tübinger Tagblatt mit dem Titel "Erinnerungen <strong>an</strong> Bertha<br />

Reinhardt". „Mit ihr ist eine Persönlichkeit aus <strong>Tübingen</strong> hinweggeg<strong>an</strong>gen, die für viele<br />

Studentinnen und Studenten, Frauen und Männer <strong>der</strong> Inbegriff des freien, edlen, geistiggesellschaftlichen<br />

Lebens <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>sstadt war.“ 72 Ein ausführliches Lebensbild wollte<br />

70 Württembergische Lehrerinnenzeitung 6 Jg. 5/1926 S. 162.<br />

71 Klara Hähnle, Berta Reinhardt (1866-1944). Ein Lebensbild. In: Mitteilungsblatt <strong>der</strong> Lehrerinnen-<br />

Vereinigung Nordwürttemberg-Nordbaden 8 (1949), S. 6.<br />

72 Tübinger Tagblatt vom 19.3.1945.<br />

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