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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Und später nach dem Studium, wollte ich meinen Beruf ausüben. Ich wollte auch ernst<br />

genommen werden, ich wollte gute Noten machen und da sind d<strong>an</strong>n schon einige<br />

Beziehungen auf <strong>der</strong> Strecke geblieben.<br />

Der Zusammenh<strong>an</strong>g war wie<strong>der</strong> g<strong>an</strong>z klar. Ich merkte das sofort, wenn mir da irgend<br />

jem<strong>an</strong>d mit Macho-Gehabe o<strong>der</strong> "Du k<strong>an</strong>nst doch d<strong>an</strong>n mal aufhören zu arbeiten und d<strong>an</strong>n<br />

Kin<strong>der</strong> erziehen." O<strong>der</strong>: "Wenn wir d<strong>an</strong>n ins Ausl<strong>an</strong>d gehen..." - sprich er geht ins Ausl<strong>an</strong>d.<br />

Ja, und ich? Was mache ich d<strong>an</strong>n? Ich krieg d<strong>an</strong>n vielleicht eine Nebenstelle und k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n<br />

sehen, dass ich irgendwo Englisch unterrichte. Aber wenn m<strong>an</strong> nach Amerika geht, d<strong>an</strong>n<br />

k<strong>an</strong>n ich doch da gar nicht Englisch unterrichten und Sport schon gar nicht.<br />

Das hab ich mir nicht bieten lassen, ich wollte da nicht kuschen.<br />

Ich hab natürlich auch die g<strong>an</strong>ze Frauenliteratur verschlungen. Das war d<strong>an</strong>n aber schon<br />

später. In <strong>Tübingen</strong> war das eher ein bisschen verhalten. Aber auf jeden Fall wussten wir<br />

Frauen, dass wir das Studium fertig machen wollten. Das war mir ein Horror, während dem<br />

Studium ein Kind zu haben! Denn ich habe gewusst, das ist zu <strong>an</strong>strengend, das schaffst du<br />

nicht. Mit Kind, dem Studium und dem Examen usw. und die Referendarzeit, also da habe<br />

ich mir g<strong>an</strong>z klar gesagt: "Also, so weit musst du schon selber sehen, dass du dein Examen<br />

hinter dich bringst!"<br />

6) Berufstätigkeit und Gleichberechtigung<br />

Ich hatte das Glück, dass ich die Referendarzeit in <strong>Tübingen</strong> machen konnte. Nachdem ich<br />

ein g<strong>an</strong>z gutes Examen gemacht hatte, hab ich eine Stelle am Tübinger Keppler-Gymnasium<br />

<strong>an</strong>geboten bekommen. Ich fühlte mich wirklich geehrt, dass ich in <strong>Tübingen</strong> bleiben konnte.<br />

Das war <strong>an</strong>genehm, die Schüler waren nett. M<strong>an</strong> sagt ja immer, das sind <strong>an</strong>strengende<br />

Schüler o<strong>der</strong> eingebildet, aber das konnte ich gar nicht finden. Also, ich f<strong>an</strong>d die unheimlich<br />

nett. Auch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Schule habe ich mich g<strong>an</strong>z wohl gefühlt.<br />

Da hab ich ein paar <strong>Jahre</strong> unterrichtet und habe d<strong>an</strong>n meinen M<strong>an</strong>n kennen gelernt. Wir sind<br />

weggeg<strong>an</strong>gen aus <strong>Tübingen</strong> und ich habe d<strong>an</strong>ach in Fellbach unterrichtet. Ich bin<br />

verbeamtet worden auf Lebenszeit und d<strong>an</strong>n <strong>an</strong>schließend erst schw<strong>an</strong>ger geworden.<br />

Irgendwie hatte ich so dieses Sicherheitsbedürfnis. Ich wollte nie wie meine Mutter<br />

irgendw<strong>an</strong>n dastehen ohne Beruf und mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

Ich habe auch mit einem Kind noch weiter gearbeitet, also halb, das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ja als<br />

Lehrerin g<strong>an</strong>z gut. Beim zweiten Kind habe ich mal für ein paar <strong>Jahre</strong> pausiert. Ja, ich<br />

dachte, das ging mir d<strong>an</strong>n doch über meine Kräfte mit zwei Kin<strong>der</strong>n. Ich bin wie<strong>der</strong> in den<br />

Beruf eingestiegen, als die Kleine im Kin<strong>der</strong>garten war. Ich habe meinen Beruf immer ernst<br />

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