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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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noch vor ihrem Urlaub ihren ersten Blinddarm im Chirurgischen Kr<strong>an</strong>kenhaus in Stuttgart-<br />

C<strong>an</strong>nstatt operieren. Der dortige Assistenzarzt Dr. Heinrich Braun hielt seine neue Kollegin<br />

auch im Urlaub mit <strong>der</strong> zufrieden stellenden Fieberkurve des Patienten über die geglückte<br />

Operation auf dem Laufenden. Ein Jahr später verlobten sie sich und heirateten im Jahr<br />

1912. Nach <strong>der</strong> Heirat schied Hedwig Dinkel-Braun aus dem öffentlichen Dienst aus – zuletzt<br />

hatte sie neun Monate im Säuglingsheim Berg gearbeitet – und widmete sich <strong>der</strong> Praxis<br />

ihres M<strong>an</strong>nes und später ihren Kin<strong>der</strong>n. Während des ersten Weltkrieges, als ihr M<strong>an</strong>n als<br />

Marinearzt in Norddeutschl<strong>an</strong>d war, arbeitete sie wie<strong>der</strong> im C<strong>an</strong>nstatter Chirurgischen<br />

Kr<strong>an</strong>kenhaus als Assistentin bei Dr. Grosse, da viele ehemalige Kollegen im Krieg waren.<br />

Nach dem Krieg kehrte sie mit ihrem M<strong>an</strong>n in ihre gemeinsame Praxis zurück. Seit 1925 ließ<br />

sich Hedwig Dinkel-Braun, die inzwischen in C<strong>an</strong>nstatt eine populäre Ärztin geworden war,<br />

bei <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung als Assistentin ihres M<strong>an</strong>nes führen. Nach dem<br />

zweiten Weltkrieg erfor<strong>der</strong>te es <strong>der</strong> Gesundheitszust<strong>an</strong>d ihres M<strong>an</strong>nes, dass sie sich die<br />

offizielle Zulassung als "Praktische Ärztin in Gemeinschaftspraxis" holte. Bis 1956<br />

praktizierte Hedwig Dinkel-Braun, inzwischen siebzigjährig, in C<strong>an</strong>nstatt. Zu ihrem 90.<br />

Geburtstag wurde ihr als Würdigung ihres verdienstvollen Ärztinnenlebens vom Vorst<strong>an</strong>d <strong>der</strong><br />

L<strong>an</strong>desärztekammer Baden-Württemberg die Albert-Schweitzer-Medaille verliehen. 19 Ein<br />

gutes Jahr später, am 18. Dezember 1977, verstarb Hedwig Dinkel-Braun mit 91 <strong>Jahre</strong>n. Sie<br />

war die einzige unter den ersten Absolventinnen des Stuttgarter Mädchengymnasiums, die –<br />

trotz Ehe und Mutterschaft – ihren Beruf bis ins hohe Alter ausübte. Ihre Tochter Dr. med<br />

Anneliese Braun folgte ihr in ihrem Beruf und wurde Kin<strong>der</strong>ärztin in C<strong>an</strong>nstatt.<br />

19<br />

W. Krais, Frau Dr. med. Hedwig Braun mit <strong>der</strong> Albert-Schweizer-Medaille ausgezeichnet. In:<br />

Ärzteblatt Baden-Württemberg 32 (1977), S. 22.<br />

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