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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Wir haben ja ungefähr 250 Mädchen und 150 Jungen. Es gilt immer noch als<br />

Mädchenschule. Es wissen natürlich alle, dass auch Jungen bei uns sind, aber m<strong>an</strong><br />

verbindet es eher noch so, es ist das alte Mädchengymnasium in Stuttgart und das<br />

Eberhard-Ludwigs-Gymnasium ist das Jungengymnasium. Das bisschen Konkurrenz, die die<br />

Schulen haben, das ist noch aus <strong>der</strong> Geschichte zu verstehen. Und insofern macht es auch<br />

Sinn, dass m<strong>an</strong> eine Schulleiterin wollte.<br />

7) Bedeutung des Studiums<br />

Wenn ich jetzt in meine Familiengeschichte gucke, d<strong>an</strong>n finde ich, für mich selber war es ein<br />

großes Angehen überhaupt zu studieren. Also, das Abitur erst mal zu machen und d<strong>an</strong>n den<br />

Sprung auf eine Uni zu wagen. Das waren so viele unbek<strong>an</strong>nte Dinge. Dieses Studium zu<br />

machen, das hat mir einen unheimlichen Auftrieb gegeben und d<strong>an</strong>n auch gute Noten zu<br />

machen. Ja, dass ich mich als Frau da bewiesen habe.<br />

Ich hatte das Gefühl, da k<strong>an</strong>nst du jetzt wirklich stolz darauf sein, das hat dir niem<strong>an</strong>d<br />

geebnet, du kommst nicht aus einem Akademikerhaushalt o<strong>der</strong> hast viel Geld im<br />

Hintergrund. So aus diesen Kreisen kommend, ich denke schon, dass m<strong>an</strong> sich da leichter<br />

tut. Das hab ich doch gespürt bei Klassenkameraden, die damals aus Akademikerhaushalten<br />

kamen. Für die st<strong>an</strong>d es g<strong>an</strong>z fest, dass die zum Studium gehen. Und die <strong>an</strong><strong>der</strong>en sind<br />

immer auf die PH geg<strong>an</strong>gen und das f<strong>an</strong>d ich entmutigend.<br />

Auf <strong>der</strong> Uni hat m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n Gleichberechtigung gespürt. Dass, wenn m<strong>an</strong> sich nicht versteckt,<br />

m<strong>an</strong> genauso erfolgreich sein k<strong>an</strong>n als Frau. Ich habe erfahren, dass es niem<strong>an</strong>den<br />

interessierte, ob etwas eine Studentin o<strong>der</strong> ein Student geschrieben hatte. Auf <strong>der</strong><br />

Mädchenschule habe ich immer ein bisschen das Abwertende gespürt, m<strong>an</strong>che Dinge<br />

wurden nicht so ernst genommen auf <strong>der</strong> Mädchenschule. Das habe ich beim Studium nicht<br />

so empfunden. Da war m<strong>an</strong> wirklich gleichberechtigt.<br />

Ich war damals sehr froh, dass ich mir selber mein Leben pl<strong>an</strong>en konnte, dass ich studieren<br />

konnte. Ich habe eine sehr gute Ausbildung, die Beste, die m<strong>an</strong> überhaupt machen k<strong>an</strong>n und<br />

ich konnte mir mein Leben gestalten. Ich konnte das machen, was ich wollte. Ich war nicht<br />

abhängig von meinen Eltern o<strong>der</strong> von einem M<strong>an</strong>n, son<strong>der</strong>n wenn ich mal etwas machen<br />

wollte, d<strong>an</strong>n hatte ich die Möglichkeit dazu.<br />

Das hat mir eine unheimliche Freiheit gegeben und diese Freiheit habe ich g<strong>an</strong>z deutlich<br />

gespürt. Sowohl nach dem Abitur, als ich dachte: "Jetzt k<strong>an</strong>nst du alles machen, was du<br />

willst. Dir steht wirklich alles offen!" Und auch d<strong>an</strong>n, als ich mein Examen hatte und ich hätte<br />

überall hingehen können, das empf<strong>an</strong>d ich als sehr befreiend.<br />

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