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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Politik:<br />

Interess<strong>an</strong>t war die Lektüre des New-Statesm<strong>an</strong> mit einem kleinen Englän<strong>der</strong>, dessen<br />

Fl<strong>an</strong>ell-Ärmel immer Löcher hatten. Da war Politik interess<strong>an</strong>t. Sonst berührte sie uns<br />

seltsamerweise nicht. M<strong>an</strong> hörte, daß Adalbert Wahl einer Jüdin keine Examensarbeit gab.<br />

M<strong>an</strong> wun<strong>der</strong>te sich, daß Gerhard Schum<strong>an</strong>n einen Sonettenzyklus „An das Reich“ dichtete<br />

und ihn <strong>der</strong> politisch uninteressierten Hedwig, die er nur vom Sehen k<strong>an</strong>nte, widmete. H<strong>an</strong>s<br />

Lenz war da schon vifer. Als das Stef<strong>an</strong> George Gedicht „An einen jungen Führer im I.<br />

Weltkrieg“ interpretiert werden mußte, sagte er : „m<strong>an</strong> muß nur recht oft „Heil Hitler“<br />

schreiben, d<strong>an</strong>n ist es gut. So habe er es gemacht. Echt H<strong>an</strong>s Lenz, f<strong>an</strong>den wir.<br />

Das Ende (Staatsexamen 1933)<br />

M<strong>an</strong> kauftet einen guten Füller und sah seine Gar<strong>der</strong>obe durch. Gute Freunde begleiteten<br />

einen <strong>an</strong> die Prüfungstüren.<br />

Schnei<strong>der</strong> waar im Mündlichen g<strong>an</strong>z menschenfreundlich. Rohlfs konnte m<strong>an</strong> zum Glück<br />

sofort mit <strong>der</strong> Etymologie von le poêle und la poêle beschwichtigen. Hitmair wollte vor Beginn<br />

und während <strong>der</strong> Prüfung hinter dem Rücken des zweiten Prüfenden einsagen.<br />

Mit ihm feierten wir am Schluß.<br />

Lies Fulda und ich wollten Natur genießen, so gönnten wir uns einige Tage Schwarzwald.<br />

Erlöst, aber doch nicht g<strong>an</strong>z ohne Unruhe; wo werden wir einen Platz als Referendar<br />

bekommen, wenn überhaupt?<br />

Recht l<strong>an</strong>g ließ sich das erlösende Postkkärtchen Zeit: Mädchenoberrealschule C<strong>an</strong>statt.<br />

Nach Referendariat und Zweitem Staatsexamen war Else Müller, wie es in <strong>der</strong> Zeit üblich<br />

war, als nicht-ständige Aushilfs-Lehrkraft (o<strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kenvertretung) <strong>an</strong> verschiedenen<br />

württembergischen Schulen tätig. Begeistert war sie von ihrer Tätigkeit in Heilbronn, erstmals<br />

„am Stück“, - allerdings ein kurzes Glück, denn mit <strong>der</strong> Eheschließung 1936 wurde sie -<br />

ebenfalls zeitüblich - automatisch bzw. zw<strong>an</strong>gsweise aus dem Schuldienst entlassen.<br />

In den Kriegsjahren half Else Schlette d<strong>an</strong>n mehrfach am örtlichen Gymnasium aus –<br />

entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Heimatstadt Tuttlingen, wo die junge Mutter mit den zwei Kleinkin<strong>der</strong>n d<strong>an</strong>n<br />

bei den Eltern unterkam o<strong>der</strong> im eigenen Wohnort Neuenbürg. Dort war sie d<strong>an</strong>n bis zur<br />

Rückkehr des Ehem<strong>an</strong>ns aus Kriegsgef<strong>an</strong>genschaft auch voll berufstätig - allerdings nie<br />

„verbeamtet“, - alles höchst nachteilig bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> späteren Alterspension...<br />

Nach <strong>der</strong> Trennung und Scheidung Anf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> fünfziger <strong>Jahre</strong> gel<strong>an</strong>g es Else Schlette erst<br />

nach vielen Mühen und z.T. entwürdigendem Antechambrieren bei den Behörden, endgültig<br />

in den höheren Schuldienst zu kommen. Sie war Alleinerzieherin und Alleinernährerin <strong>der</strong><br />

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