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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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2) Entscheidung für <strong>Tübingen</strong>, Ankunft und Zimmersuche<br />

D<strong>an</strong>n bin ich nach <strong>Tübingen</strong> geg<strong>an</strong>gen, weit weg von zu Hause, in eine kleinere Stadt und<br />

was wie gesagt wichtig für mich war. Dass es <strong>Tübingen</strong> wurde, war eher Zufall.<br />

Ich hatte eine Schulfreundin von Düsseldorf, mit <strong>der</strong> ich beschlossen hatte: "Wir zwei<br />

machen das zusammen!" Die wollte auch studieren, Germ<strong>an</strong>istik und Geschichte. Diese<br />

Freundin wollte damals beim Theater ein Volontariat machen und sie k<strong>an</strong>nte den<br />

Intend<strong>an</strong>ten hier in <strong>Tübingen</strong>. Insofern war's für uns d<strong>an</strong>n klar, dass wir nach <strong>Tübingen</strong><br />

gehen und nicht nach Freiburg. Sonst hätten wir gern auch Freiburg genommen. Aber sie<br />

könnte in <strong>Tübingen</strong> ihr Volontariat machen und in den Sommerferien dort arbeiten.<br />

Sie war deshalb schon früher in <strong>Tübingen</strong> und ich hab sie gebeten, mir ein Zimmer zu<br />

besorgen, denn ich hab in den Sommerferien in Düsseldorf arbeiten müssen. Mein Vater hat<br />

mich sehr knapp gehalten und gesagt: "Also, d<strong>an</strong>n musst du dir halt in den Sommerferien<br />

Geld verdienen."<br />

Ich hatte ja null Ahnung, was es heißt, hier sich ein Zimmer zu besorgen! Und im<br />

Nachhinein, muss ich sagen, habe ich ihr damals schon Unmögliches zugemutet. Schon in<br />

<strong>der</strong> damaligen Zeit waren Zimmer knapp und ich hatte kein Auto - ich hatte zwar ein Fahrrad,<br />

aber Autos hatten nur g<strong>an</strong>z wenige, m<strong>an</strong> ist ja alles gelaufen o<strong>der</strong> mit dem Fahrrad - und ich<br />

hatte ziemlich hohe Ansprüche.<br />

Ich hatte so gedacht, also ein Zimmer sollte haben: Fließend Wasser, warm und kalt, und<br />

eine Zentralheizung und es sollte möglichst in Stadtnähe sein, denn ich wollte ja nicht aufs<br />

Dorf. Und viel Geld sollte es auch nicht kosten, denn ich habe, ich weiß es nicht mehr so<br />

genau, ungefähr 320 Mark gekriegt von meinem Vater.<br />

Ja, und sie hat tatsächlich für mich ein Zimmer gefunden. Dort wohnten überwiegend<br />

Fr<strong>an</strong>zosen, da waren die fr<strong>an</strong>zösischen Kasernen in dem Gebiet und ich wohnte g<strong>an</strong>z oben<br />

bei Familie Brennenstuhl. Das waren g<strong>an</strong>z alte Leute. Auf mich machten die einen echt<br />

bäuerischen Eindruck. Es gab kein Toilettenpapier, son<strong>der</strong>n zerschnittenes Zeitungspapier.<br />

Und es war ein g<strong>an</strong>z winziges Zimmer. Das war, glaube ich, die umgebaute Terrasse. Es<br />

hatte sehr viele Fenster, war einfach so <strong>an</strong>gebaut und hatte eine Jalousie zu <strong>der</strong>en<br />

Wohnzimmer, die war d<strong>an</strong>n immer runtergelassen. Und vor dem Fenster st<strong>an</strong>d ein<br />

Klei<strong>der</strong>schr<strong>an</strong>k und ein Bett und ein winziger Schreibtisch. Und wenn ich meinen<br />

Klei<strong>der</strong>schr<strong>an</strong>k aufmachte, kam ich nicht mehr durch.<br />

Aber ich hatte wenigstens eine Bleibe und ich hatte eine Zentralheizung, warm und kaltes<br />

Wasser und es war fin<strong>an</strong>ziell günstig.<br />

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