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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Rückkehrer und d<strong>an</strong>n ist es also überwiegend männlich geworden. In <strong>der</strong> Zwischenzeit habe<br />

ich aber schon zu den höheren Semestern gehört.<br />

Wir waren in allen Vorlesungen eine überschaubare Anzahl. Und das hat sich d<strong>an</strong>n gegen<br />

Ende meines Studiums natürlich konzentriert auf Geographie, Geologie und die vielen<br />

Exkursionen mit Schorsch Wagner. Das hat einen zusammengeschweißt, das war überhaupt<br />

kein Unterschied, ob Bub o<strong>der</strong> Mädle, da hat keiner mit <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en bussiert, das hat es gar<br />

nicht gegeben. Wir haben ein<strong>an</strong><strong>der</strong> auf den Arm genommen, Blödsinn gemacht, aber m<strong>an</strong><br />

war einfach kollegial und nicht mehr. Es haben auch keine geheiratet, m<strong>an</strong> hat einfach<br />

geschafft. Die Professoren waren auch privat sehr nett zu einem. Die haben uns auch zu<br />

sich nach Hause eingeladen. Der Professor von Wissm<strong>an</strong>n kam aus dem Ennstal in<br />

Österreich und hatte dort das reinste Schloss. Dahin hat er uns mal mitgenommen, also<br />

eingeladen. Auf diesen vielen Exkursionen habe ich unheimlich viel gelernt.<br />

2. Arbeitsdienst und Studienbeginn<br />

Ich habe insgesamt nur sieben Semester studiert. Von 1942 bis 1947. Als ich in <strong>Tübingen</strong><br />

<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen habe, das geht ja aus dem Studienbuch noch hervor, das war am 30. November<br />

1942, gab es Trimester. Damals hat m<strong>an</strong> ja noch Lebensmittelkarten gebraucht, das ging ja<br />

auch noch in die ersten Nachkriegsjahre. Da musste m<strong>an</strong> unten in <strong>der</strong> Uni, links, wo <strong>der</strong><br />

Pedell drin war, die Lebensmittelkarten holen. Ich war aber noch nicht 18, also ich habe extra<br />

zu einer Behörde gemusst, weil’s da die Kin<strong>der</strong>karten gegeben hat, aber ich bin d<strong>an</strong>n bald<br />

18 geworden und war d<strong>an</strong>n auch voll berechtigt. Da war ein Student dabei, ein Bauernsohn,<br />

<strong>der</strong> hatte einen Ellenbogenschuss. Er hatte auch Germ<strong>an</strong>istik belegt, aber ist nachher<br />

Theologe geworden. Der hat mir immer seine Lebensmittelkarten in den Briefkasten<br />

geworfen – <strong>an</strong>onym - <strong>der</strong> hat die Lebensmittel immer von daheim mitgebracht. Also, es war<br />

eine Solidargemeinschaft, es war unwahrscheinlich. Und da hat uns eben auch <strong>der</strong> Glaube<br />

schon gefor<strong>der</strong>t. Da ist übrigens die Ilse Schmid, die wohnt in Stuttgart, und <strong>der</strong>en M<strong>an</strong>n war<br />

<strong>der</strong> Professor Eduard Schmid vom Marienhospital, <strong>der</strong> berühmte Gesichtschirurg. Der war<br />

damals schon fertiger Arzt und sie hat Musik studiert, und die haben d<strong>an</strong>n geheiratet. Die<br />

Freundschaft, die geht bis heute. Er lebt auch nicht mehr, er ist kurz nach meinem M<strong>an</strong>n<br />

gestorben. Und das waren so die tragenden Säulen, aber es war kein Unterschied, ob<br />

männlich o<strong>der</strong> weiblich, o<strong>der</strong> ich habe das auf jeden Fall nicht empfunden, dass es einen<br />

Unterschied zwischen Männer und Frauen gab.<br />

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