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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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Insgesamt war ich enttäuscht. Ich hatte falsche Vorstellungen, wie das Psychologiestudium<br />

in <strong>Tübingen</strong> abläuft. Ich bin mit meinen Träumereien auf den Boden <strong>der</strong> Tatsachen<br />

zurückgeholt worden, was es wirklich heißt, Psychologie zu studieren und nicht nur sich<br />

schöngeistig darüber zu informieren.<br />

D<strong>an</strong>n war für mich im zweiten Semester die Frage: "Was machst du? Beißt du dich durch?"<br />

Das wollte ich nicht, doch um Gottes Willen, was machst du d<strong>an</strong>n? Weil ich in den letzten<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n in <strong>der</strong> Schule immer gedacht habe, ich mach Psychologie, wusste ich jetzt nicht,<br />

was ich sonst machen sollte.<br />

Ich habe d<strong>an</strong>n überlegt, ob ich das g<strong>an</strong>ze Studium schmeiße, weil ich mich fragte, ob ich<br />

überhaupt geeignet bin für ein Studium, ob ich damit nicht g<strong>an</strong>z allgemein überfor<strong>der</strong>t bin.<br />

Und habe, weil ich gerne lese, mich gefragt, ob ich nicht Buchhändlerin werden soll. Ich bin<br />

d<strong>an</strong>n in die Osi<strong>an</strong><strong>der</strong>sche Buchh<strong>an</strong>dlung geg<strong>an</strong>gen und habe eine Buchhändlerin g<strong>an</strong>z mutig<br />

gefragt, was sie denn von ihrem Beruf hält, ob sie mir raten würde, Buchhändlerin zu<br />

werden. Sie hat mir sehr ehrlich und nett erzählt, von <strong>der</strong> Arbeitsbelastung, den Zeiten, die<br />

m<strong>an</strong> im Laden stehen muss und den geringen Verdienstmöglichkeiten. Und als sie d<strong>an</strong>n<br />

hörte, dass ich studiere: "Um Gottes willen, nun sehen Sie bloß zu, dass Sie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni<br />

bleiben! Schmeißen Sie das nicht hin. Sie werden schon noch was finden, was Sie da tun<br />

können." Das f<strong>an</strong>d ich sehr hilfreich und war sehr d<strong>an</strong>kbar.<br />

Ich hab d<strong>an</strong>n überlegt, was ich in <strong>der</strong> Schule immer gut konnte. Das ist das Naheliegende für<br />

viele. Auch heute noch ich sehe das bei den Schülern. Viele verlassen sich auf ihre Kenntnis<br />

von <strong>der</strong> Schule und deshalb habe ich d<strong>an</strong>n Englisch und Sport studiert, weil ich das g<strong>an</strong>z gut<br />

in <strong>der</strong> Schule konnte und mir das Spaß gemacht hat.<br />

Das habe ich d<strong>an</strong>n wirklich mit Eifer studiert und war froh über diesen Wechsel.<br />

Ich hatte nie das Gefühl, dass ich gescheitert bin o<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> Psychologie eine<br />

Nie<strong>der</strong>lage erlitten hatte. Denn ich war ja nirgendwo durchgefallen, son<strong>der</strong>n habe einfach nur<br />

erk<strong>an</strong>nt, dass Psychologie nichts für mich ist und rechtzeitig die Konsequenz gezogen. Ich<br />

bin jetzt Lehrerin und das macht mir wirklich Spaß. Das war die richtige Entscheidung!<br />

4) Studentenbewegung<br />

In Berlin haben die Frauen in <strong>der</strong> Studentenbewegung keine Rolle gespielt und ähnlich war<br />

es in <strong>Tübingen</strong> auch.<br />

Ich k<strong>an</strong>n mich eigentlich <strong>an</strong> keine Frau erinnern, die da mit auf dem Podium war o<strong>der</strong> sonst<br />

wie eine Rolle gespielt hat. Was die Fachschaften <strong>an</strong>ging, das waren eigentlich auch alles<br />

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