30.01.2013 Aufrufe

100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Männer gefallen waren. Wie das geh<strong>an</strong>dhabt würde, das k<strong>an</strong>n ich nicht sagen. Ich persönlich<br />

erinnere mich <strong>an</strong> keine verheiratete Frau, mit <strong>der</strong> ich zusammen studiert habe. Aber ich<br />

weiß, dass es das gegeben hat. Bei mir machte <strong>der</strong> neue Status, wie gesagt, große<br />

Schwierigkeiten. Nicht das Studium, ich wurde einfach weiter immatrikuliert, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />

Namen, das machte nichts aus. Aber <strong>der</strong> Wunsch umsonst studieren zu wollen, schuf eine<br />

neues Problem. Aber m<strong>an</strong> gab sich Mühe, mir zu helfen, und nach zehn Tagen kam mir ein<br />

Mitarbeiter strahlend entgegen und sagte „ich hab’s gefunden, es geht, es geht!“ Irgendwo<br />

hatte er ein Gesetz gefunden, das sagte, Frauen sind den Kin<strong>der</strong>n gleichzustellen.<br />

Christine Schick: Na toll, aber gut.<br />

Inge Jens: Schön ausgedrückt: Frauen sind den Kin<strong>der</strong>n gleichzustellen, wir haben damals<br />

darüber sehr gelacht. Aber <strong>der</strong> M<strong>an</strong>n f<strong>an</strong>d es auch komisch, muss ich zu seinen Ehren<br />

sagen. Und ich sagte mir, auch wenn Frauen den Kin<strong>der</strong>n gleichzustellen sind: Hauptsache<br />

Du muss nicht zahlen. Denn so groß war das Privatdozentengehalt d<strong>an</strong>n auch nicht.<br />

Christine Schick: Waren das denn hohe Gebühren damals?<br />

Inge Jens: Nein, das waren sie sicher nicht, aber es waren Gebühren. Was heißt hoch?<br />

Christine Schick: Das hat ja auch variiert. In den dreißiger <strong>Jahre</strong>n musste m<strong>an</strong> ja für jede<br />

Vorlesung einzeln zahlen.<br />

Inge Jens: Das musste m<strong>an</strong> damals auch. Ich hatte in Hamburg schon Gebührennachlass<br />

gehabt, weil mein Vater nichts verdiente, in <strong>Tübingen</strong> musste ich erst einmal voll zahlen, ich<br />

schätze es werden so hun<strong>der</strong>t, hun<strong>der</strong>tfünfzig Mark gewesen sein. Das merkte m<strong>an</strong> schon.<br />

Haben o<strong>der</strong> nicht haben machte schon viel aus. Also komischerweise, ich k<strong>an</strong>n mich <strong>an</strong> die<br />

Summe nicht erinnern.<br />

Christine Schick: Das sind ja auch so Nebensächlichkeiten, aber für die Vorlesung hat m<strong>an</strong><br />

also auch extra gezahlt.<br />

Inge Jens: M<strong>an</strong> musste jede Vorlesung im Studienbuch attestieren lassen, auch die<br />

Seminare. Das wurde d<strong>an</strong>n berechnet. An die Modalitäten k<strong>an</strong>n ich mich nicht erinnern. Ich<br />

weiß nur, dass die sogen<strong>an</strong>nte Rückmeldung immer ein ziemlich aufwendiges Geschäft war.<br />

Da war’s voll, d.h. das was wir damals als voll empf<strong>an</strong>den. Das hat mit <strong>der</strong> heutigen Fülle<br />

wenig zu tun. Wenn da so zehn, fünfzehn Leute vor einem waren, d<strong>an</strong>n war das für uns<br />

252

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!